Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 besetzt

Seit Anfang Woche ist das Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 besetzt. Der zuständige Liquidationsverwalter hat den Besetzern am Dienstag mündlich eine legale Zwischennutzung bis im Sommer zugesagt. Die Liegenschaft hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Schwarzwaldallee 269: Das Schild mit der Aufschrift «besetzt» kann womöglich bald mit der Ankündigung «zwischengenutzt» ersetzt werden. (Bild: Dominique Spirgi)

Seit Anfang Woche ist das Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 besetzt. Der zuständige Liquidationsverwalter hat den Besetzern heute mündlich eine legale Zwischennutzung bis im Sommer zugesagt. Die leerstehende Liegenschaft hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die von betrügerischen Machenschaften der Besitzer und von der Nutzung als Freudenhaus geprägt ist.

Das Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Erlenmatt vermittelt äusserlich einen schmucken Eindruck. Die im zarten Rosaton bemalte Jugendstil-Liegenschaft mit ihrem markant geschwungenen Giebel und Bar-Räumlichkeiten im Erdgeschoss wurde 1907 von Gustav Doppler erbaut.

Auf den ersten Blick wirkt das Haus mit seinen verrammelten Türen zwar verlassen, ein schlichtes Transparent an der Fassade belehrt aber eines besseren: «Seit Anfang Woche ist das Haus besetzt.» Die Aufschrift kann nun aber womöglich bald erstetzt werden – mit der Aussage «zwischengenutzt».

«Die Schwarzwaldallee 269 ist unserer Ansicht nach ein ideales Haus für eine Besetzung», schreibt ein Kollektiv, das sich «Schwarze Erle» nennt, in einer Mitteilung an die TagesWoche. Es befinde sich am Stadtrand, habe nur wenig direkte Nachbarn und stehe seit drei Jahren leer, heisst es weiter.

Betrügerische Besitzer und ehemaliges Freudenhaus

Das mit diesen genannten drei Jahren stimmt allerdings nur, wenn man von einer normalen Wohnbelegung ausgeht. Denn bis vor knapp zwei Jahren dienten die Bar im Erdgeschoss und die kleinen Wohnungen in den oberen Stockwerken als Freudenhaus, das offenbar für ungeschützten Verkehr bekannt war, wie aus einschlägigen Internetforen hervorgeht.

Und auch was die Besitzverhältnisse angeht, vermittelt die propere Fassade einen falschen Eindruck. Als Hausbesitzers ist eine Firma mit Namen Fortius Asset Management AG aus Weiningen (ZH) aufgeführt, hinter der zwei in Zürich wohnhafte zwielichtige Gestalten standen. Diese kauften nicht nur Häuser zu überrissenen Preisen, wie aus Zeitungsberichten hervorgeht, sondern auch Luxusautos und teure Uhren.

Das dazu nötige Geld konnten die beiden Firmeninhaber aber nur mit betrügerischen Mitteln auftreiben. Sie gründeten eine Pensionskasse, missbrauchten das Geld aber für ihre teuren Einkäufe. Im Juli 2014 wurden sie deshalb vom Berzirksgericht Dietikon zu Freiheitsstrafen von je drei Jahren verurteilt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.

Legale Zwischennutzung mündlich zugesagt

In einem Brief an die Nachbarn stellen sich die Besetzer als «eine Gruppe junger Menschen» vor, die ihren «Traum von einem Zusammenleben» erfüllen möchten. «Wir wollen weder stören, noch irgend jemandem zur Last fallen. Wir wollen unser Leben selber in die Hand nehmen und sehen dieses leerstehende Haus als geeignete Möglichkeit, es bis zu einer weiteren Nutzung zu beleben», ist im freundlich verfassten Brief weiter zu lesen.

Dieser Wunsch geht nun zumindest zum Teil in Erfüllung. Wie einer der Besetzer gegenüber der TagesWoche sagt, habe der St. Galler Anwalt – der für die Verwaltung der Besitzerfirma zuständig ist – mündlich eine Zwischennutzung bis im Sommer zugesagt. «Und wir haben uns bereit erklärt, die Wasser- und Stromrechnungen zu bezahlen», sagt der Besetzer, der sich über das Entgegenkommen positiv überrascht zeigt.

Vor Ort zeigten sich die Besetzer zwar zu einem Gespräch bereit, die Bitte nach einem Augenschein im Innern wurde aber abgeschlagen. Das Hausinnere sei aber sauber und in einem guten Zustand, auch wenn die Art des Ausbaus Geschmacksache sei, sagte einer der Besetzer.

Nicht die erste Besetzung

Zur Gruppe der Besetzer gehören auch Leute, die im November des vergangenen Jahres bereits zwei Häuser an der Hochstrasse besetzt hatten. Auch damals wurden die Besitzer um eine Zwischennutzung gebeten, allerdings ohne Erfolg. Die Besitzer, die bereits fertige Umbaupläne vorliegen hatten, liessen die Häuser kurze Zeit nach der Besetzung räumen.

Auf der anderen Seite ist es auch nicht das erste Mal, dass das Haus an der Schwarzwaldallee besetzt ist. Die letzte Besetzung liegt allerdings bereits über zehn Jahre zurück. Damals drangen junge Punks in das leerstehende Haus ein. Bald darauf räumte die Polizei aber die Liegenschaft.

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