Anton Lauber, der «König von Allschwil», hinterlässt in seiner Gemeinde eine grosse Lücke.
Allschwil hat seinen Präsidenten wegbefördert. Mehr als zwei Drittel der Wähler in der Gemeinde wollten Anton Lauber in der Baselbieter Regierung sehen. Dafür nahmen sie in Kauf, ihren Toni an die Kantonshauptstadt zu verlieren.
Eine böswillige Lesart dieses hohen Stimmenanteils wäre: Allschwil wollte Lauber loswerden. Viel eher aber zeugt das gute Ergebnis von der grossen Popularität des CVPlers. Wer sich umhört in Allschwil, stösst fast ausschliesslich auf Lauber-Fans. Er sei ein Gemeinderat zum Anfassen gewesen; an jeder Veranstaltung anzutreffen; einer, der über Parteigrenzen im Dienst der Sache hinwegging.
Lauber-Fans, rechts wie links
Zu den begeisterten Fürsprechern gehört beispielsweise der Fraktionspräsident der SVP im Allschwiler Einwohnerrat, Florian Spiegel. «Toni Lauber hatte immer ein Ohr für die Jungen.» Engagement von dieser Seite habe er stets mit grosser Begeisterung unterstützt. «Ich kenne zudem niemanden, der derart dossiersicher ist», schwärmt Spiegel. Kaum eine Spitzfindigkeit aus dem Einwohnerrat habe Lauber aus dem Konzept bringen können. Lauber sei definitiv ein Alphatier (das bestätigt auch dieses Interview mit Lauber in der BaZ), selbstbewusst und führungsstark, sagt Spiegel.
Selbst auf der linken Seite der politischen Skala sind lobende Worte an die Adresse Laubers zu vernehmen. SP-Einwohnerrat und Präsident der Geschäftsprüfungskommission Jean-Claude Bourgnon sagt: «Toni Lauber hat sein Amt sehr ernst genommen und sich stark eingesetzt.»
Beharrliches Alphatier
Doch dann folgt das grosse Aber. Mit seinem Engagement sei Lauber gegenüber dem Einwohnerrat sehr dominant aufgetreten. Und nicht nur dort: «Ich habe den Eindruck dass er auf verschiedene Geschäfte anderer Gemeinderäte stark Einfluss genommen hat», sagt Bourgnon. Er sei gespannt, wie sich sein Weggang auf die Dynamik im Gemeinderat auswirken werde.
Zu den vehementesten Kritikern Laubers gehört der parteilose Einwohnerrat Nedim Ulusoy. Gerade wenn es um das neue Schulhaus geht, spart Ulusoy nicht mit scharfen Worten: «Die Befürworter des 70-Millionen-Franken-Neubaus, allen voran der Gemeinderat und die Verwaltung, kämpften mit teilweise fragwürdigen Methoden.» Ulusoy hat an vorderster Front gegen den «überdimensionierten und viel zu teuren» Neubau stark gemacht, wie er sagt.
«Anton Lauber hat seine Projekte durchgeboxt.»
«Der Gemeinderat und insbesondere Anton Lauber boxen ihre Projekte durch, im Rahmen von Mitwirkungsverfahren geäusserte Kritik wird meist ignoriert.» Das sei auch schon bei früheren Projekten so gewesen, sagt Ulusoy.
Dass Lauber einen dominanten, gar autoritären Führungsstil pflegte, bestätigen neben Ulusoy auch andere Einwohnerräte, zitieren lassen wollten sie sich aber auf keinen Fall.
Diese Dominanz ist dann auch das Einzige, was Lauber von seinen Gegnern konkret zur Last gelegt wird, und beinahe könnte man meinen, dass dabei eine Portion Missgunst im Spiel ist. Einem Exekutivpolitiker Führungsstärke vorzuwerfen, ist bei Lichte betrachtet etwas absurd.
Auf seinen Leistungsausweis angesprochen, zählt Anton Lauber auf: «Die gesunden Gemeindefinanzen, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Stärkung des Gewerbes.» Die Liste ginge zwar noch weiter, man könne jedoch die konkreten Resultate und Errungenschaften einer Gemeindeexekutive nie als «Leistung» einem einzelnen Mitglied zuschreiben, gibt sich Lauber plötzlich wieder bescheiden. Diese seien immer als Gesamtleistung einer Kollegialbehörde zu betrachten. «Mein individueller Leistungsausweis als Präsident des Gemeinderates liegt sicher in meinem grossen Engagement, in meinem persönlichen Einsatz.»
«Nur wer gute Argumente hat, kann Lauber Paroli bieten»
Seine angebliche Dominanz will Anton Lauber als Ursache seiner Funktion als Präsident verstanden wissen. «Viele meiner Aufgaben waren repräsentativer Art, so kamen die Medien meist zu mir, wenn sie Fragen zur Arbeit des Gemeinderates hatten.» Weiter falle die verwaltungsinterne Koordination der Geschäfte im Gemeinderat ebenfalls dem Präsidenten zu. «So kann gegen aussen durchaus der Eindruck entstehen, dass ich den Ton angebe», das sei aber wirklich nur ein oberflächliches Bild.
Dass die übermässige Macht Laubers über den Gemeinderat lediglich ein «nach aussen verzerrtes Bild» darstellt, sagt auch Christoph Morat. Der SP-Mann kennt die Innensicht, schliesslich sitzt er zusammen mit Lauber in diesem Gremium. Man müsse jedoch unterscheiden zwischen den mitunter intensiven, internen Debatten und der anschliessenden öffentlichen Präsentation der Entscheide, erklärt Morat. «Es stimmt aber, man muss schon sehr gute Argumente haben, um Anton Lauber Paroli bieten zu können», diese Auseinandersetzungen würden jedoch letztlich der Sache dienen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.06.13