Ein Blumenstrauss für Maya Graf

In einem Jahr wird Maya Graf zur höchsten Schweizerin gewählt. In ihrer Heimatgemeinde Sissach wird das, nun ja, eher zurückhaltend aufgenommen. Budgetiert ist noch nichts für den Empfang, «für einen Blumenstrauss» werde es wohl reichen.

Zwei höchste Schweizer. Maya Graf wird in einem Jahr zur Nationalratspräsidentin gewählt, Claude Janiak präsidierte den Rat im Jahr 2006. Er erhielt einen rauschenden Empfang, bei ihr ist das noch nicht so klar. (Bild: Keystone)

In einem Jahr wird Maya Graf zur höchsten Schweizerin gewählt. In ihrer Heimatgemeinde Sissach wird das, nun ja, eher zurückhaltend aufgenommen. Budgetiert ist noch nichts für den Empfang, «für einen Blumenstrauss» werde es wohl reichen.

Es war ein rauschender Empfang. In Läufelfingen ein Apéro, in Liestal ein Apéro, auf der Passerelle im Basler Bahnhof und endlich auch in Binningen. «Das war für unser Dorf eines der ganz ganz grossen Highlights», sagt Charles Simon. Der Binninger Gemeindepräsident ist heute noch etwas aus dem Häuschen, wenn er von diesem Tag im November des Jahres 2005 spricht. Die ganze Schweiz war damals in Binningen zu Gast, damals, als Claude Janiak zum Nationalratspräsidenten und damit zum höchsten Schweizer gewählt wurde. «Wir standen im Rampenlicht der gesamten Schweiz. Das kommt sonst nie vor.» Organisiert wurde das Fest zu grossen Teilen von der Landeskanzlei des Kantons. Allerdings unter grosser Mithilfe der Binninger Verwaltung. Auch an den Kosten beteiligte sich das Dorf. Das kantonale Budget von 100’000 Franken ergänzte der Binninger Gemeinderat mit 32’000 Franken, die mehrheitlich in den Apéro für die Bevölkerung und das anschliessende Bankett für die 500 geladenen Gäste im Kronenmattsaal floss.

Zurückhaltung in Sissach

In einem Jahr wird das nächste Baselbieter Dorf einen rauschenden Empfang erleben. Jedenfalls unter gewissen Umständen. Bevor die Grüne Nationalrätin Maya Graf am 26. November 2012 zur höchsten Schweizerin gewählt werden kann, muss sie zu Beginn dieser Session vom Parlament noch zur ersten Vizepräsidentin befördert werden. Eine Formsache, normalerweise. Wie auch die Organisation des Festes zu Ehren der höchsten Schweizerin, müsste man denken.

In Sissach ist ein Jahr vor der Wahl zur höchsten Schweizerin allerdings noch wenig Begeisterung zu spüren. Am Mittwochabend wurde aus dem Kreis der Sissacher Gemeindekommission die Frage an den Gemeinderat gestellt, was man denn plane und wieviel das kosten dürfe. Die Antwort: wenig. Für einen Blumenstrauss werde es wohl reichen, bestätigt Gemeinderat Martin Leber einen an der Sitzung geäusserten Satz. «Für die Organisation des Empfangs ist der Kanton zuständig. Wir selber haben noch nichts geplant», sagt Leber der TagesWoche. Der Gemeindekommission könne es manchmal nicht schnell genug gehen, ungeduldig seien deren Mitglieder. «Wir wissen ja noch nicht einmal den Termin des Festes.» Komme hinzu, dass weder er noch Gemeindepräsidentin Petra Schmidt, beide von der FDP, in einem Jahr noch im Amt seien.

Etwas weiter ist man beim Kanton. Dort kennt man den Termin des Festes (es ist der 28. November 2012) und hat sogar schon ein Budget. 100’000 Franken sind vorsorglich eingeplant – allerdings unter Vorbehalt. Angesichts der klammen Finanzsituation des Baselbiets ist im Landrat ein Antrag hängig, den Betrag via Lotteriefonds zu stemmen.

«Peinlich»

Verschiedenen Mitgliedern der Sissacher Gemeindekommission ist die Erklärung ihrer Gemeinderäte etwas dürftig. «Peinlich», finden die von der TagesWoche angefragten Mitglieder der Kommission das fehlende Budget und den fehlenden Enthusiasmus der Gemeinderäte. Ihren Namen möchten sie allerdings nicht veröffentlicht wissen, es brauche nun nicht noch mehr Aufregung. Unterstützung erhalten sie von Charles Simon, dem festerprobten Gemeindepräsidenten von Binningen. Er rät den Sissachern, die Gelegenheit unbedingt zu nützen. «Das ist eine ganz grosse Kiste. Ich hoffe, die Sissacher checken, dass das eine einmalige und grossartige Sache ist, die auch dem Dorf unglaublich viel bringt.»

Die Hauptperson der Feier, Maya Graf, hat das Gestürm um Blumensträusse und Budgets nur am Rande mitbekommen. Sie sei erstaunt, dass schon heute, noch vor ihrer Wahl zur Vizepräsidentin, das Budget zum Thema werde. Ein Budget notabene, das sie selber noch gar nicht kenne.

Saft und Kraft

Die Organisation der Feier beginnt – auch ohne klares Budget – bereits in den nächsten Tagen. Eine Vertreterin der Landeskanzlei wird Maya Graf am 7. Dezember in den Thurgau begleiten, wo der neue Nationalratspräsident Hansjörg Walter (SVP) zuerst in Frauenfeld und später an seinem Wohnort Wängi unter dem Motto «Mit Saft und Kraft – aus dem Thurgau» empfangen wird. Es wird, glaubt man der Einladung, ein rauschendes Fest geben.

Quellen

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