Ein guter Abend für die FDP

Nimmt man die SVP beim Wort, richtet sich ihr Angriff mit den beiden Kandidaten Jean-François Rime und Bruno Zuppiger ausschliesslich gegen den Sitz von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Die Ansprüche der anderen Bundesratsparteien bestreitet die SVP nicht.

«Wir wollen die Konkordanz wieder herstellen.» Die beiden Bundesratskandidaten der SVP und ihr Fraktionschef. Von links: Bruno Zuppiger, Caspar Baader und Jean-François Rime. (Bild: Keystone)

Nimmt man die SVP beim Wort, richtet sich ihr Angriff mit den beiden Kandidaten Jean-François Rime und Bruno Zuppiger ausschliesslich gegen den Sitz von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Die Ansprüche der anderen Bundesratsparteien bestreitet die SVP nicht.

Das interessante an diesem langen Abend vor dem Fraktionszimmer der SVP waren nicht die Namen der beiden Kandidaten. Bruno Zuppiger aus Hinwil und Jean-François Rime aus Bulle sind das logische Ticket. Zuppiger wird seit Tagen von Freund und Feind als moderat und gmögig und akzeptabel gelobt. Er gilt als Favorit der beiden Kandidaten. Und auch mit Rime hat die Partei schon positive Erfahrungen gemacht. Bei den Bundesratsersatzwahlen vom September 2010 machte er im Vorfeld eine überraschend gute Figur und schaffte es zweimal in den Schlussgang. Bei dieser Auswahl blieben die anderen Kandidaten (Heinz Tännler, Hannes Germann, Jakob Stark und Guy Parmelin) bei der Nominationsversammlung erwartungsgemäss chancenlos.

Aber eben, nicht die Namen interessierten an diesem Abend, sondern die Strategie. Fraktionschef Caspar Baader beteuerte mindestens dreimal, dass während der Nominationssitzung seiner Fraktion ein möglicher Angriff auf die FDP kein Thema gewesen sei. Stattdessen wiederholte er ein ums andere Mal einen Satz, den man sonst mit Vorliebe von den Freisinnigen hört: «Wir wollen Konkordanz wieder herstellen. Nur auf dieser Grundlage ist ein stabiles Regierungssystem möglich.» Konkordanz wird bei der SVP dabei nach dem klassischen Modell gedacht (das auch der FDP sehr gefällt): Je zwei Sitze für die drei stärksten Parteien (SVP, FDP, SP), ein Sitz für die viertstärkste Partei (CVP).

Ein lächelnder Johann Schneider-Ammann

Nimmt man die Partei beim Wort, heisst das im Klartext: Mit dem Ticket Zuppiger/Rime wird ausschliesslich der Sitz von Eveline Widmer-Schlumpf angegriffen. FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der seit einem halben Jahr schon fast systematisch aus der Regierung geschrieben wird, dürfte bei dieser Ankündigung still in sich hineingelächelt haben: Mit diesem Abend sind seine Chancen auf eine Wiederwahl erheblich gestiegen.

Die Chancen von Zuppiger und Rime sind dagegen nicht wirklich prächtig. Entscheidend wird das Verhalten der SP-Fraktion sein, die mit Alain Berset und Pierre-Yves Maillard ins Rennen um den Sitz der zurücktretenden Micheline Calmy-Rey steigt. Grüne, BDP und wohl auch grosse Teile der CVP werden Widmer-Schlumpf ihre Stimme geben. Bei der SP ist das noch nicht so klar. Teile der Partei befürchten eine Vergeltungsaktion, sollte die SVP am 14. Dezember keinen zweiten Sitz erhalten.

Ihre genaue Strategie werden die Fraktionen in der kommenden Woche bestimmen. Dann wird sich auch die SVP entscheiden müssen, was sie bei einer möglichen Niederlage im zweiten Wahlgang gegen Eveline Widmer-Schlumpf tatsächlich unternehmen wird.

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