Die Basler Regierung streicht die Finanzierung von stark vergünstigten Sommerlagern für Schulkinder. Die betroffene Stiftung für Ferienkolonien erfährt das nicht von der Regierung – sondern dank einer Anfrage der TagesWoche.
Seit 137 Jahren verbringen Basler Schulkinder ihre Sommerferien in Prêles im Berner Jura. Ein 138. Jahr wird es nicht geben. Die Basler Regierung, namentlich das Erziehungsdepartement (ED), streicht die Beiträge an die Basler Stiftung für Ferienkolonien, die in Prêles, zu Deutsch Prägelz, ein grosses Haus besitzt.
«Der Kanton zieht sich aus der Mitfinanzierung zurück», schreibt das ED anlässlich der Verkündung des Sparpakets und suggeriert, es gebe noch andere Finanzierungsquellen. «Gibt es nicht», stellt Roland Klein, der Präsident der Stiftung, richtig. Ab 2016 sollen die 60’000 Franken Subventionen wegfallen, die seit Jahrzehnten entrichtet werden. «Damit», so Klein, «können wir zumachen.»
Ab 2016 wird es keine Lager in Prêles mehr geben, wo jährlich rund 200 Kinder in den Genuss eines stark vergünstigten zweiwöchigen Sommerlagers kamen und in einer losen Gruppe bastelten, Fussball spielten, wanderten, Kinderdiscos veranstalteten. Gegründet hatten die Stiftung seinerzeit Basler Ärzte und Pfarrer, um Kindern einen Aufenthalt ausserhalb der verschmutzten Stadtluft zu ermöglichen.
Verhandlungen erst nach Sparbeschluss
Als Roland Klein vom Sparbefehl erfährt, reagiert er erst ungläubig. Klein wurde nicht von der Regierung oder einer Verwaltungsstelle informiert. Sondern durch die TagesWoche, die von ihm wissen wollte, wie es mit der Ferienkolonie weitergehe. Eine Sitzung mit dem Sportamt war auf den Tag nach der Bekanntgabe durch die Regierung anberaumt. In einer vorgängigen E-Mail, die Klein erhalten hat, war die Rede von Verhandlungen, zu denen man sich treffen werde.
Offenbar musste es im ED plötzlich schnell gehen. «Das ist unfassbar», sagt Klein. «Wenn sie uns das Geld wegnehmen, kann ein lächerlicher Betrag eingespart werden, doch für viele Kinder waren die Lager wichtig und schön.» Dass er nicht vorab informiert wurde, hält Klein für schlechten Stil.
Schriftliche Entschuldigung
Während die Regierung die Sparmassnahmen vorstellte, versicherte sie noch, dass alle Betroffenen vorgängig informiert worden seien. Das ED hat sich bei mittlerweile bei Klein schriftlich entschuldigt. Der TagesWoche teilt ED-Sprecher Simon Thiriet mit:
«Wir haben es unterlassen, die Stiftung für Ferienkolonien im Vorfeld zu informieren. Dahinter steckt keinerlei Absicht, uns tut die Sache sehr leid. Noch heute haben wir mit Herrn Roland Klein eine Sitzung vereinbart, in welcher wir uns persönlich entschuldigen und ihm den Sachverhalt schildern werden.»
In den angekündigten Verhandlungen könnte es allenfalls um Sachleistungen gehen, die der Kanton erbringt, so Thiriet. Für Roland Klein ein schwacher Trost. Findet sich keine politische Mehrheit im Grossen Rat, die den Abbau stoppt, «dann wars das».
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