Ein Mann gerät ins Schleudern – und mit ihm die ganze Stadt

Seit der Titelgeschichte der NZZ am Sonntag fragt sich die ganze Schweiz: Wird das gut gehen mit Basel, wenn der neue Sicherheitsdirektor am Freitagmorgen frei nimmt, um daheim die Wäsche zu waschen? Wir kennen die Antwort. Sie ist erschreckend.

Baschi Dürr - Herr über seine Waschmaschine und wohl bald auch übers Sicherheitsdepartement. (Bild: Michael Würtenberg, Bearbeitung Hans-Jörg Walter)

Seit der Titelgeschichte der NZZ am Sonntag fragt sich die ganze Schweiz: Wird das gut gehen mit Basel, wenn der neue Sicherheitsdirektor am Freitagmorgen frei nimmt, um daheim die Wäsche zu waschen? Wir kennen die Antwort. Sie ist erschreckend.

Die Schweiz macht sich Sorgen um Basel-Stadt. Sie sind berechtigt, wie unser exklusiver Vorausbericht über Baschi Dürrs gefährliche Doppelherrschaft im Polizeiapparat und an der Waschmaschine zeigt.

Freitagmorgen bei Baschi Dürr in der Waschküche. Die Waschmaschine schnurrt, der Tumbler surrt, Baschi Dürr summt einen alten Waschmittel-Hit.

Dann klingelt das Telefon. Dürr nimmt ab.

Baschi Dürr: Baschi Dürr, sonst: Herr, Regierungsrat und Sicherheitsdirektor. Heut Morgen: einfach Waschi-Baschi.

Gerhard Lips: Hier Lips, Polizeikommando.

Waschi-Baschi: Aaah, der Geeri. Schon wieder ein Problem mit der Feinwäsche?

Geri: Äh, nein….

Waschi-Baschi: Diesmal mit der Buntwäsche? Aber die sollte doch eigentlich ganz und gar pflegeleicht sein.

Geri: Eigentlich ist auch das nicht der Grund meines Anrufs.

Waschi-Baschi: Um was gehts denn? Um ein Schnittmuster vielleicht? Kein Problem: Ich kann dir gerne wieder mal eines schicken.

Geri (schon etwas bestimmter): Nein.

Waschi-Baschi: Also wenn du mich jetzt wegen eines Rezeptes anrufst, dann machst du mich wirklich langsam sauer. Immerhin hab ich dir schon drei geschickt, drei! Unter anderem auch mein Geheimrezept, du weisst schon, das mit dem Schuss Wermut in der caramelisierten Buttercrème, he, he, aber das ist jetzt wirklich «top secret»…

Geri (schwer verständlich zu einem Kollegen im Büro, ganz offensichtlich hält er eine Hand auf die Sprechmuschel): Also der ist schlimmer als das schlimmste Waschweib…

Waschi-Baschi: ….und sowas von fein! Und was kam von dir zurück? Nichts, rein gar nichts. So wird nie was aus unserem Rezeptetausch!

Geri (mit Verzweiflung in der Stimme): Das halt ich nicht mehr aus!

Ein Schuss fällt.

Waschi-Baschi: Also, dass ich euch Polizisten das Gleiche sagen muss wie meinen Kindern! Mit Waffen spielt man nicht!

Geri (mit noch mehr Verzweiflung): Ruhe. Bitte, bitte: Ruhe. Ich muss dir ganz dringend etwas sagen.

(Und schon wieder etwas gefasster): Basel versinkt im Chaos, jeden Freitagmorgen, wenn der Sicherheitsdirektor seine Wäsche macht. Das nutzen sie natürlich aus, all die Verbrecher, Rowdys und Spitzbuben, die es in unserer armen Stadt nun mal leider hat.

Nun beginnt auch die Waschmaschine in Dürrs Keller ganz aufgeregt zu schleudern, der Tumbler piepst, die Spannung steigt ins Unermessliche.

Waschi-Baschi: Es ist eine Katastrophe! Mit dem Tumbler scheint etwas nicht zu stimmen.

Geri: Baschi! Die Lage ist wirklich ernst. Du musst etwas unternehmen.

Waschi-Baschi: Kann denn nicht mal der Guy schauen? Der hat im Präsidialdepartement ja sowieso nichts zu tun. Drum wollte ich auch dorthin. Dann hätt ich auch noch den Freitagnachmittag zum Bügeln freinehmen können.

Geri: Aber du weisst doch, dieser Grüne Sturkopf ist nicht bereit dir in irgendeiner Weise entgegenzukommen, solange du deine Wäsche tumblerst anstatt sie sonnen-zu-trocknen.

Waschi-Baschi: Und die anderen Herren?

Geri: Die sind alle grad an furchtbaren wichtigen Aperos zur Vertiefung unserer diversen Städtepartnerschaften, von denen unsere Zukunft abhängt, falls wir überhaupt noch eine haben.

Waschi-Baschi: Dann soll halt mal die Eva schauen.

Geri: Die ist doch sowieso dagegen, dass du am Freitagmorgen frei nimmst, weil sie selber das als Frau auch nicht durfte. Das hat sie ja schon vor deiner Wahl gesagt – öffentlich und alle wichtigen Medien haben darüber berichtet.

Waschi-Baschi: Eine schöne Logik ist das – eine Männerlogik schon fast.

Geri: Baschi, wenn du nicht aktiv wirst, nimmt die Gewalt auf unseren Strassen überhand, Bürgerwehren werden sich bilden und es wird zu ganz, ganz schlimmen Auseinandersetzungen kommen. Helfen kann dann höchstens noch die Armee, weil unsere Polizisten – und das ist vielleicht das allerschlimmste – nicht mehr bereit sind, ihren Kopf hinzuhalten, solange der Chef am Freitag frei nimmt. Sie meutern und machen dich schlecht, wo es nur geht, was den Leuten noch den letzten Glauben an den Staat nimmt. Und alles, weil nicht auf die Wäsche verzichten willst am Freitagmorgen.

Waschi-Baschi: He, wie glatt. Das erinnert mich jetzt fast ein bisschen ans «Zündhölzli» von Mani Matter. Das könnt ich den Kindern eigentlich auch wieder mal vorsingen.

Geri (wieder schwer verständlich zu einem Kollegen): Wie soll man dem noch verständlich machen, was Sache ist?

Waschi-Baschi: (Summt «s’Zundhölzli».)

Geri (plötzlich zufrieden, er scheint eine gute Idee gehabt zu haben): Baschi, in deinem Departement wird sehr viel schmutzige Wäsche gewaschen. Du musst zum rechten schauen!

Waschi-Baschi: Aber das ist doch gar kein Problem. Dann sollen sie all die schmutzige Wäsche einfach vorbeibringen und ich mach noch ein paar Maschinen extra.

Geri: Wenn das kein Wort ist!

Jubel im Polizeihauptquartier, Freudenschüsse peitschen durch die Luft. Basel ist gerettet!

Fragt sich höchstens noch für wie lange. Denn am nächsten Freitag hat Baschi wieder Waschtag.

Mit welchen Folgen? Wir bleiben dran.

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