Ein No-Name kommt an die Macht

Andreas Sturm ist der neue starke Mann bei der BKB. Der 49-Jährige ist bis jetzt als Bankrat und Politiker nicht gross in Erscheinung getreten – und will auch als Bankratspräsident im Hintergrund bleiben. Sein grösster Vorteil: seine Unbekanntheit.

Andreas Sturm ersetzt Albrecht. (Bild: Roland Schmid/Hans-Jörg Walter)

Andreas Sturm ist der neue starke Mann bei der BKB. Der 49-Jährige ist bis jetzt als Bankrat und Politiker nicht gross in Erscheinung getreten – und will auch als Bankratspräsident im Hintergrund bleiben. Sein grösster Vorteil: seine Unbekanntheit.

Damit hat kaum jemand gerechnet, nicht mal er selber. Die Wahl des Bankrats von Andreas Sturm zum neuen Bankratspräsidenten ad interim überrascht. Sturm (GLP) sitzt zwar seit 2009 im Bankrat der Basler Kantonalbank und seit Februar im Grossen Rat, gross in Erscheinung getreten, ist er aber nie. Nun wird der 49-Jährige nach Andreas Albrechts (LDP) Rücktritt die neue starke Figur der BKB.

Der Unternehmer aus Riehen kehrt der Politik deshalb den Rücken: Er tritt sowohl aus dem Grossen Rat als auch aus der Grünliberalen Partei zurück. Gegenüber der TagesWoche sagt er, dass er nicht «zwei Hüte» tragen wolle. «Für mich persönlich gibt es diesbezüglich nur eine Schwarz-Weiss-Ansicht. Als Bankratspräsident will ich einen konsequenten Schnitt mit der Politik machen, deshalb ziehe ich mich auch aus der Partei zurück.» Der Entscheid sei ihm nicht leicht gefallen, sagt Sturm.

Dass der Rücktritt aus der Partei damit zu tun hat, dass seine GLP immer wieder heftig die BKB kritisiert, stellt er in Abrede. Ebenfalls dementiert Sturm, dass die Totalrevision des BKB-Gesetztes, die voraussichtlich im Sommer im Grossen Rat behandelt wird, Grund für den Rückzug aus der Politik ist, und er sich mit diesem Schritt grössere Chancen erhofft, definitiv als Bankratspräsident gewählt zu werden. Gemäss der Revision sollen Grossräte künftig nicht mehr im Bankrat sitzen. «Es ist für mich wirklich so: Entweder bin ich Politiker oder Bankratspräsident», sagt Sturm. Auch wenn Andreas Albrecht seine Rollen immer sauber getrennt habe, er persönlich wolle dies nicht so handhaben müssen.

Kurs von Albrecht wird fortgesetzt

Sturm will so lange Bankratspräsident bleiben (sofern der Grosse Rat ihn im Januar wählt), bis die Gesetztesrevision im Grossen Rat behandelt wird. Er könnte sich aber auch ein längerfristiges Engagement vorstellen. «Es kommt allerdings darauf an, was das Parlament bei der Gesetztesrevision entscheidet. Wir müssen die Lage dann nochmals beurteilen und schauen, was das Beste für die Bank ist.» Laut Sturm ist die Wahl der Bankräte auf ihn gefallen, weil die Vizepräsidentin Christine Keller (SP) nicht wollte, er seit 2009 dabei ist und somit die BKB gut kennt.

«Es ist für mich wirklich so: Entweder bin ich Politiker oder Bankratspräsident.»

Andreas Sturm, BKB-Bankratspräsident ad interim

Über den Rücktritt von Albrecht zeigt sich Sturm überascht. Er bedauere diesen Entscheid und habe höchste Achtung davor. Er sagt aber auch: «Im Interesse der Bank hat er das Richtige gemacht.»

Grosse Würfe sind von ihm in nächster Zeit kaum zu erwarten. Der Ökonom will den Kurs von Albrecht fortführen, allerdings ein bisschen schneller. Er sehe keinen Grund, die «gute Arbeit» von Albrecht zu hinterfragen. «Wir haben schon viel gemacht und sind auf gutem Weg, ich sehe keinen Korrekturbedarf. Beim kulturellen Wandel könnten wir aber schneller vorwärts machen.» Damit meint Sturm; das Vertrauen der Kunden in die Bank zurückgewinnen. «Ich sehe dies als meine grosse Aufgabe an. Vertrauen gewinnt man mit Taten zurück und nicht mit schönen Worten. Wir müssen beweisen, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben und es nun anders machen.» Man müsse wieder mit Fachkompetenz und Servicequalität überzeugen. Das sei ihm ein grosses Anliegen, zumal die Negativschlagzeilen die Mitarbeitenden enorm belasten würden, sagt Sturm.

Nicht der offensive Typ

Die typische Bankensprache, die auch Albrecht gut beherrschte, spricht Sturm nicht. Der Unternehmer aus Riehen sagt offen, was er denkt – er wirkt weniger abgeklärt, weniger elitär. Kurz: volksnaher. Dass der Bankrat sich für ihn entschieden hat, kommentiert er beispielsweise so: «Mich hat die Wahl auch überrascht. Ich bin im Grossen Rat keiner, der grosse Reden schwingt oder sonst gerne im Rampenlicht steht.» Das entspreche nicht seinem Naturell, er arbeite gerne im Hintergrund.

Sturm will sich auch als Bankratspräsident mehr im Hintergrund halten. «Ich werde mich medial zurücknehmen. Ich bin nicht der offensive Typ.» Er sei allerdings sehr ungeduldig, weshalb es mit gewissen Sachen nun schneller vorwärts gehen müsse.

Dass die Wahl ausgerechnet auf eine unbekanntere Person wie Sturm fiel, überrascht zwar. Für die BKB dürfte aber genau diese Ausgangslage von Vorteil sein. Denn über Sturm weiss man wenig: Er ist nicht vorbelastet, er ist unverbraucht, man hat noch keine Meinung über ihn. Wenigstens ein bisschen Unbekümmertheit für die angeschlagene BKB.

Reaktionen

Der GLP-Präsident David Wüest-Rudin bedauert, dass Andreas Sturm sich aus der Politik zurückzieht. «Auf der einen Seite ist es sehr schade, weil Andreas Sturm ein sehr engangierter Politker war.» Auf der anderen Seite begrüsse die GLP den Entscheid. Wäre Sturm nicht aus dem Grosen Rat zurückgetreten, hätte die Partei ihm dies nahe gelegt, sagt Wüest-Rudin. «Uns ist die Unabhängigkeit von Politik und der Bank ein ernstes Anliegen.» Sturms Entscheid sei deshalb folgerichtig und konsequent. Den Rücktritt aus der Partei wäre gemäss Wüest-Rudin jedoch nicht zwingend gewesen. «Aber so kann er nun unabghängiger agieren – und wir auch.»

Patricia von Falkenstein, Präsidentin der Liberalen, sagt zum Rücktritt von Andreas Albrecht als Bankratspräsident: «Sein Rücktritt ist verdankenswert. Man darf das allerdings nicht als Schuldeingeständnis sehen.» Es sei mit Allbrechts Rücktritt auch nicht geklärt, ob der Bankrat aus der Verantwortung ist. «Schliesslich ist es ein Gremium und nicht der Präsident alleine trägt die Verantwortung.»

Dass der interemistische Bankratspräsident Andreas Sturm sein Mandat als Grossrat niedergelegt hat und auch aus der GLP austritt, begrüsst von Falkenstein. «Ich bin der Meinung, dass es grundsätzlich gut ist, wenn Bankräte nicht in einer Partei sind. Wie wir in den vergangenen Monaten gesehen haben, äussern sich die Parteien viel zaghafter – weil ja auch eigene Leute betroffen sind.» Bei Sturm sei dies umso sinnvoller, zumal die GLP in den vergangenen Monaten die BKB und auch Finanzdirektorin Eva Herzog massiv kritisiert habe. «Sturm kann nun in Ruhe seinen Job machen – ohne dass seine Partei dabei in den Vordergrund gerückt wird.» (amc/ydu)

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