Der SVP-Mann Ueli Maurer wird das Bundespräsidentenamt eher defensiv wahrnehmen. Auf Unkonventionelles sollte man sich aber gefasst machen.
Ein Über- oder Vielflieger ist Bundesrat Ueli Maurer nicht: Obwohl sein Verteidigungsministerium über genügend Helikopter und anderes Fluggerät verfügt, belegt er auf der Flugstundenliste aller Departemente stets einen der hintersten Plätze. Gemäss der Zeitung «Sonntag» brachte es Maurer 2011 auf gerade mal 18 Flugstunden. Derweil Aussenministerin Micheline Calmy-Rey für 188 und Verkehrsministerin Doris Leuthard während 103 Stunden in die Luft gingen.
Maurer lässt seinen Vize fliegen
«Ich fliege nicht gerne», sagt Maurer selber. «Im Auto kann ich viel besser arbeiten.» Und arbeiten wird er nächstes Jahr noch etwas mehr müssen: Zusätzlich zu seinen Ministerien für Sport und für Verteidigung wird er per 2013 nämlich auch das Bundespräsidium führen. Besorgte Stimmen fragen schon, ob Maurer als Präsident denn nicht ziemlich in der Welt herumkommen müsste. «Nur wenn es wirklich im Interesse des Landes ist», winkt der frisch Gewählte Bundespräsident ab. Und was im Speziellen Brüssel anbelange, könnten die EU-Funktionäre ja auch mal nach Bern kommen, das täte denen «sicher auch ganz gut».
Mit «seinem» freisinnigen Aussenminister Didier Burkhalter hat Präsident Maurer zudem schon vereinbart, dass dieser vermehrt ins Ausland reisen und dort die Schweiz vertreten werde. Da trifft es sich gut, dass Burkhalter 2013 auch gleich Vizepräsident sein wird. Und es erinnert an die Anfänge unseres Bundesstaates. Damals war der Bundespräsident auch immer gleich der Schweizer Aussenminister.
Erfolg mit Wurst und Bier
Bundespräsident Maurer sieht seine Aufgabe derweil hauptsächlich im Inland, als Organisator und Leiter der Bundesratssitzung immer am Mittwoch ab 8 Uhr morgens. Dabei wird er seinen erprobten Techniken treu bleiben, die er schon als SVP-Parteipräsident und jetzt auch wieder als Verteidigungsminister erfolgreich angewendet hat – zum einen das Understatement: Maurer ist so oft von Freud und Feind so gründlich unterschätzt worden, dass er daraus fast eine Art Führungs-Mittel entwickelt hat.
Zum anderen seine oft überraschende Offenheit, mit der er Klartext redet auch bei Themen, um die andere Spitzenpolitiker nur diplomatisch herum schleichen. So fragt sich Maurer etwa öffentlich, wie lange wohl die EU ihre bedrohlichen Probleme in den Mittelmeerstaaten noch mit immer neuen Euro-Milliarden zudecken könne. Oder er bezeichnet aufgedeckte Missstände beim Bund geradeheraus als «verdammti Huere Souerei».
Und seine unkonventionelle Geselligkeit: So erschreckte Maurer seine Entourage beim Besuch der schwedischen Verteidigungsministerin im letzten Sommer mit der Ankündigung, am Abend werde er mit seinem Gast dann noch eine Wurst grillen und ein Bier trinken. Aber es funktionierte: Jetzt staunen Schwedens Generäle darüber, dass die Schweizer Luftwaffe den Schwedenflieger Gripen weit günstiger bekommen soll, als die schwedische.
«Es wird ein Arbeitsjahr»
Doch solche Erfolge hängt der oft bauernschlaue Zürcher nie an die grosse Glocke. Wie ihn nun auch die mit 148 Stimmen erstaunlich klar errungene Präsidentenwürde nur bedingt freuen mag: «Es wird ein Arbeitsjahr», sagte Maurer dazu trocken, «kein Jahr zum feiern». Und dabei folgt der Verteidigungsminister weiter jener Maxime erfolgreicher Heerführer, die da lautet: «Man soll erst in die Luft gehen, wenn einem auf dem Boden nichts mehr einfällt.»