In Liestal ging am Wochenende bereits das vierte Hallenturnier des Vereins «Austausch in Sport & Kultur» über die Bühne. Für einmal konnten Journalisten mitmachen anstatt nur dabei sein – sie hätten es lieber bleiben lassen. Dafür war der Anlass ein Erfolg für die Integration in der Region.
Nein, an der grenzwertig frühen Uhrzeit des Turnierbeginns (9 Uhr) lag es wohl nicht, dass die Sporthalle Frenkenbündten nicht von den Zuschauermassen überrannt wurde. Breitensport hat seine Wirkung auf die Öffentlichkeit längst an den durchprofessionalisierten Elite-Markt verloren. Dort gibts die Stars, hier, wenn man Pech hat, ein Stängeli. Aber schön der Reihe nach.
Der Verein «Austausch in Sport & Kultur» lädt seit vier Jahren zum grossen Sportfest nach Liestal. Teilnehmen kann jede und jeder, der genügend Freunde für eine Mannschaft (Fussball, Basketball, Volleyball) zusammentrommelt – und sich im Geist mit der Sache identifizieren kann. «Austausch für Sport & Kultur» mag nicht der knackigste aller Vereinsnamen sein, im Gegensatz zu anderen grossen Namen ist er dafür Programm. Bedingungslos.
Integration ohne Vorführeffekt
Sabri Dogan, Gründungsvater und Vereinspräsident des ASK blickt ohne Allüren auf sein Projekt, dessen Kerneigenschaft sich eigentlich schwer beschreiben lässt, ohne rührselig zu werden. Sport und Austausch, ein im wahrsten Sinn des Wortes buntes Miteinander aller Bildungsschichten, Nationalitäten, Geschlechter oder Altersklassen, werden an diesem Sonntag in Liestal als Selbstverständlich hingenommen. Keine Inszenierung, kein Vorführeffekt.
Das Themenfeld Sport und Integration wird sonst gerne mit breiter Brust auf den medialen Allgemeinplatz getragen, dabei sind viele Projekte kaum eine tatsächliche Hilfe. Fussballturniere für Flüchtlinge zum Beispiel seien schon eine gute Sache, mein Dogan, «aber wo bleibt denn da Integration?»
Austausch werde nicht durch Reservat-Events ermöglicht, an denen nur eine bestimmte gesellschaftliche Gruppierung teilnimmt. Auch in Liestal kickten einige Asylsuchende mit, aber eben nicht nur.
Unglücklicher FC Medien
Ein Blick auf den Spielplan gab bereits Auskunft über die Herkunft vieler Mannschaften, und das liess nicht nur bei findigen Sport- sondern auch Politikjournalisten die rhetorischen Rädchen rattern. Das Tableau schmückt sich unter anderem mit dem FC Landrat BL, dem FC Kunstmuseum und dem FC Präsidialdepartement BS, welch herrliche Sportmetaphern hätten sich da nicht alle stricken lassen. Hätte nicht die Auslosung dergleichen vermasselt: ein direktes Aufeinandertreffen zwischen Landrat BL und Präsidialamt BS blieb beispielsweise aus.
(Un-)glücklicherweise war da noch der FC Medien, ein zusammengewürfeltes «Dreamteam» aus den Redaktionen der «Volksstimme», der «Schweizer Illustrierten», der TagesWoche in Persona des Autors dieser Zeilen und – einem Hundemagazin. Und was für ein Auftakt für die Medienzunft! Nach wenigen Minuten im ersten Spiel ging ihr FC mit 1:0 in Führung.
Es sollte ein einsamer Höhepunkt bleiben.
Denn mit dem ihr eigenen Sinn für dramatische Geschichten ging die Medienequipe in der Folge sang- und klanglos unter. 1:5 im ersten Spiel gegen die heissblütigen Svizzaliani, 1:2 gegen das Crazy Team und – besonders schmerzhaft – 0:4 gegen den FC Präsidialdepartement. Der hatte allerdings, um die Sache zu relativieren, seinen Kader mit austrainiertem Nachwuchs aus den hierarchischen Niederungen versehen, Andreas Räss (Leiter Integrationsstelle BS) und der eingekaufte Mustafa Atici repräsentierten die höheren politischen Ränge.
Ernstgemeinte Fussballerfloskeln des Leiters Integrationsstelle
Die Bilanz nach der Vorrunde: Der FC Präsidialdepartement erreicht die Viertelfinals, die Medien sind out. Räss meinte noch, dass ihm das Resultat nicht so wichtig sei, der Spass stehe im Vordergrund. Fussballerfloskeln, die in dem Fall ernst gemeint waren. «Genau so soll Integration stattfinden, nicht anders», sagte Räss und meinte vielleicht das Handshake zwischen Kurden und Türken nach Abpfiff, vielleicht den Expertentalk zwischen Afghanen und Schweizern auf der Tribüne.
Das Turnier darf als schöner Erfolg gewertet werden, der allerdings nur einen Ausschnitt aus dem Programm des ASK repräsentiert. Der Verein ist mit verschiedenen Angeboten in Liestal und Basel während des ganzen Jahres aktiv.
Teambild vor dem Untergang. Möglicherweise war es auch das Leih-Shirt mit dem lachenden Fünfstern in der Bauchnabelgegend, das den Gegnern des FC Medien den gebührenden Respekt raubte. (Bild: Sabri Dogan)