Ein sowjetischer Riese nimmt Kurs auf Basel

Der Euroairport erwartet für Freitag das grösste Flugzeug der Welt: Die Antonow An-225. Die sechsstrahlige Maschine ist ein Stück fliegende Geschichte. Ihr Besuch sorgt für Aufregung.

Der Euroairport erwartet für Freitag das grösste Flugzeug der Welt: Die Antonow An-225. Die sechsstrahlige Maschine ist ein Stück fliegende Geschichte. Ihr Besuch sorgt für Aufregung.

Sie nennen sich Planespotter. Ihre Freizeit verbringen sie an den Flughäfen, am Pistenrand und auf der Zuschauerterrasse. In der Hand haben sie eine Kamera, im Fokus die Flugzeuge. Kommenden Freitag werden sie zu Dutzenden am Rande des Euroairports in der Morgendämmerung stehen, wenn die Antonow 225 gegen sechs Uhr über Basel zum Landeanflug ansetzt.

Ihren aktuellen Flug führt die Antonow von Seoul über das russische Ulyanovsk in die Schweiz. In ihrem gigantischen Bauch transportiert sie drei Kondensatoren für ein Unternehmen in Frankreich.

Der Gigant bricht sämtliche Rekorde

Die An-225 kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Fracht für alle anderen Flugzeuge zu schwer oder zu gross ist. Sie ist ein Einzelstück, entwickelt von der Sowjetunion im Kalten Krieg. Ihre Grösse und ihr Gewicht sind bis heute unerreicht.

Geplant wurde die Antonow in den Achtzigerjahren, als Transporter für den sowjetischen Raumgleiter «Buran». Dieser hat es jedoch nur ein einziges Mal bis ins Weltall geschafft und steht heute in einem Museum.

Die An-225 aber fliegt immer noch rund um die Welt. Sie transportiert Panzer, Turbinen oder Generatoren. Bis zu 250 Tonnen kann der Gigant in seinem Bauch verstauen.

Ein Flug kostet ein Vermögen

Dass die Antonow fliegt, ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel, ihre glorreichen Zeiten sind vorbei. Obwohl sie 1988 ihren Erstflug hatte, kommt sie auf nicht mehr als 5000 Flugstunden. Ausgelegt wäre sie auf rund das Fünffache. Letztmals war sie während dem Afghanistankrieg 2003/2004 regelmässig im Einsatz, wo sie tonnenweise Kriegsmaterialien und Hilfsgüter transportierte.

Mit Ausbruch der Finanzkrise ist die Auslastung weiter zurückgegangen. Heute fliegt die An-225 noch zwei bis drei Mal pro Monat. Für einen Flug zahlen die verbliebenen Kunden riesige Summen, je nach Distanz kann ein Transport über eine Million Franken kosten.

Viel Aufregung bei den Planespottern

Wenn also am Freitagmorgen der Gigant sein Fahrwerk über Basel ausfährt und zur Landung ansetzt, dann ist das auch nüchtern betrachtet ein einmaliges Ereignis. Für die Planespotter ist es schlicht eine Sensation.

Kein Wunder also, schreiben sie sich in ihren zahlreichen Foren bereits seit Wochen die Finger wund. Sie informieren sich über Anpassungen im Flugplan, tauschen sich aus über die besten Beobachtungsplätze und die entsprechenden Anfahrtswege. Wie der Flughafen mitteilt, ist die Antonow von der Schweizer Besucherterrasse aus «gut zu sehen».

Bereits vor sechs Jahren sorgte ein entsprechendes Gerücht bei den Spottern für Aufregung. Damals wurden sie aber enttäuscht. Dieses mal deutet alles darauf hin, dass der Gigant tatsächlich in Basel landen wird.

Die Anwohner des Euroairports, wenn sie denn zuhause sind, werden die Ankunft der An-225 mit Sicherheit nicht verpassen. 

Gemäss Informationen in Internetforen soll sich die Ankunft verspäten. Der Euroairport bestätigt auf Anfrage, dass sich die Ankunft voraussichtlich auf den Nachmittag verschieben wird. Definitive Angaben sind erst möglich, wenn die An-225 in Seoul gestartet ist.                                 

Update: Nach aktuellem Flugplan wird die Antonow für heute Freitag (28.06.2013) um 17.15 am Euroairport (EA) erwartet. Den aktuellen Flugplan des EA gibt es hier.

 

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