Die Apothekendichte in Basel ist so gross wie in kaum einer anderen Stadt. Darunter leiden nicht zuletzt die Apotheker.
Basel wird seinem Ruf als Pharma-Stadt in mehrfacher Hinsicht gerecht. Nicht nur, dass hier die Hauptsitze von Roche, Novartis und Co. stehen. Auch die Apotheken sind in Basel so dicht gestreut wie kaum anderswo in der Schweiz. Wer sich eine Packung Schmerzmittel oder Traubenzucker kaufen will, muss meistens nur um die nächste Ecke spazieren. Das ist ohne Frage komfortabel. Ob es eine so hohe Apothekendichte auch wirklich braucht, ist fraglich.
Alleine im St. Johann haben in den vergangenen Jahren zwei Apotheken eröffnet. Im Umkreis von einigen hundert Metern leuchten hier sechs grüne Kreuze von der Fassade. Über die gesamte Stadt betrachtet ist die Apothekendichte ebenfalls beeindruckend: Auf jedem Quadratkilometer stehen durchschnittlich drei Apotheken. Das ist eine auf rund 2’400 Einwohner. Damit ist die Apothekendichte in Basel so hoch wie in kaum einer anderen Deutschschweizer Stadt.
Aeschenvorstadt ist Apotheken-Hotspot
Zum Vergleich: In Bern kommt eine Apotheke auf rund 2’500 Personen, in Zürich auf 3’500 Personen und in Luzern eine Apotheke auf 4’100 Einwohner. Damit ist noch nichts über die Flächenverteilung gesagt. Dort sind die Unterschiede noch deutlicher: In Bern steht auf einem Quadratkilometer eine Apotheke, in Zürich 1,2. In Basel ist die Flächenabdeckung mit 2,9 Apotheken pro Quadratkilometer fast drei mal so gross.
Um sich das vor Augen zu führen, lohnt sich ein Spaziergang durch die Aeschenvorstadt. An der vierhundert Meter langen Strasse stehen gleich vier Apotheken. Eine davon ist die St. Jakobs-Apotheke. Dort gingen vor über 60 Jahren die ersten Pillen über die Theke. Damals, sagt die Apothekenleiterin Anne Bourquin, war es die einzige im Quartier.
«In der Zwischenzeit ist hier die Konkurrenz sehr gross. Alle kämpfen um ihre Kunden.» Der Umsatz sei in den letzten Jahren zurück gegangen. «Viele haben immer noch den Eindruck, mit einer Apotheke liesse sich viel Geld verdienen.» Dabei sei die Situation in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden. Das liege zum Teil an der grossen Konkurrenz. Aber auch die sinkenden Medikamentenpreise und der wachsende Medikamentenversand seien für den Umsatzrückgang verantwortlich.
Mit jedem Einkaufszentrum eine neue Apotheke
Ein entscheidender Faktor für die grosse Konkurrenz ist die untersagte Selbstdispensation. Ärzte in Basel-Stadt dürfen an ihre Patienten keine Medikamente abgeben. Der Bedarf an Apotheken ist in der Folge grösser als etwa in Zürich oder Bern, wo die Selbstdispensation erlaubt ist.
Dass die Selbstdispensation nicht der einzige Faktor ist, beweist das Städtchen Fribourg. Mit 3’000 Einwohnern pro Apotheke ist hier die Dichte relativ klein, das obwohl die Ärzte auch hier keine Medikamente abgeben dürfen. Die Apothekendichte hänge auch von weiteren Faktoren ab, bestätigt Karl Küenzi, Mediensprecher vom Apothekerverband Pharmasuisse: «Dazu gehören historische Entwicklungen, aber natürlich auch politische, geografische und wirtschaftliche Faktoren.» Gesamtschweizerisch gesehen, liege die Apothekendichte im europäischen Mittel.
Die Situation in Basel kennt kaum einer besser als Pedro Erni. Der Präsident des Basler Apothekerverbandes betreibt selber mehrere Apotheken in der Stadt. Für die Apothekendichte in Basel nennt er noch einen weiteren Grund: Die Zentrumsfunktion der Stadt.
Dabei komme der Impuls für eine neue Apotheke häufig von Investoren. So sei in den letzten Jahren mit jedem Einkaufszentrum auch eine neue Apotheke geplant worden. «Schlussendlich entscheidet der Markt.»