Eine halbe Milliarde für den Bahnhof Liestal

Liestal wird zur Grossbaustelle: Vierte Spur und erweiterte Trassen sollen die Anbindung an Basel verbessern und endlich den Viertelstundentakt ermöglichen. Ab 2019 soll rund eine halbe Milliarde Franken verbaut werden.

Der neue Mittelperron soll 420 Meter lang und durch zwei neue Unterführungen erschlossen werden.

Liestal wird zur Grossbaustelle: Vierte Spur und erweiterte Trassen sollen die Anbindung an Basel verbessern und endlich den Viertelstundentakt ermöglichen. Ab 2019 soll rund eine halbe Milliarde Franken verbaut werden.

Schweizerische Bundesbahnen, Stadt Liestal und Kanton Basel-Landschaft hatten am Freitag zur Medienkonferenz nach Liestal geladen. Einen Blick in die Werkstatt, in der Liestals neues Antlitz entsteht, versprach Stadtpräsident Lukas Ott zu Beginn.

Zwischen 2019 und 2025 erhält die Kantonshauptstadt nämlich einen neuen Bahnhof. Das war bereits bekannt, nun aber hat das Bundesamt für Verkehr die Vorprojekte für den Vierspurausbau und das Wendegleis genehmigt, das kommunizierte Urs-Martin Koch, Key Account Manager Nordwestschweiz SBB Infrastruktur. Das Ziel ist nicht nur ein leistungsstarker und kundenfreundlicher Bahnknoten Liestal, sondern auch der bereits in den 80er-Jahren angedachte Viertelstundentakt der S-Bahn zwischen Liestal und Basel. 2025 soll er Realität werden.

Dafür sind grosse Anpassungen nötig. Der Bahnhof wird von heute drei auf vier Spuren ausgebaut, ein zweites Perron kommt hinzu sowie ein Wendegleis. Damit sollen Kapazitätsengpässe ebenso behoben werden wie die sogenannten Kreuzungskonflikte. Weil sich die Gleisstränge überschneiden, müssen S-Bahnen und Güterkompositionen derzeit noch Schnellzügen Vortritt gewähren und können so praktisch täglich den Stundenplan nicht einhalten.

Aufteilung in 25 kleinere Bauphasen

Auch die Einfahrten in den Bahnhof aus beiden Richtungen und die Personenunterführungen werden um-, und die Trassen Richtung Basel und Olten ausgebaut. Letzteres führt zu einer ganzen Reihe von Baustellen an sämtlichen Bahnübergängen und Unterführungen, an Brücken, Böschungen und Kreuzungen mit Strassen. Übrigens: Der Bahnübergang Schwieri, seit Jahr und Tag ein Stein des Anstosses, wird endgültig geschlossen, die Schwieri-Passarelle weicht einem Neubau.

Hand in Hand mit dem Ausbau der Bahn-Infrastruktur geht auch die geplante Entwicklung des Bahnhofareals. SBB Immobilien, welche die Parzellen rund um den Bahnhof ihr Eigen nennt, plant eine umfassende Aufwertung mit neuen Verkaufs-, Büro- und Wohnflächen.



So soll sich der neue Bahnhof von der Schwieri-Passerelle aus präsentieren.

So soll sich der neue Bahnhof von der Schwieri-Passerelle aus präsentieren.

Neben einem neuen Bahnhofsgebäude entstehen ein Büro- und Wohnhaus sowie ein Verwaltungsgebäude, an dessen Errichtung und späterem Bezug besonders der Kanton interessiert ist. Dieses soll zwischen 2018 bis 2020 gebaut werden. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde bereits vor zwei Jahren unterzeichnet. Bahnhofs- und Bürogebäude sollen zwischen 2023 und 2025 errichtet werden. Der Generalplaner-Wettbewerb läuft diesen Dezember an.

Dass dies alles ohne Einschränkung des Bahnverkehrs möglich wird, ist kaum vorstellbar. Auf der grünen Wiese zu bauen, wäre weitaus komfortabler als inmitten der dicht bebauten Baselbieter Hauptstadt. «Wir bauen dort, wo wir bereits am Anschlag laufen», erklärte Urs-Martin Koch denn auch. Darum wurde das Grossprojekt in 25 einzelne Phasen aufgefächert. Die SBB planten, möglichst bei Vollbetrieb zu bauen, «aber das wird nicht möglich sein». Darum wird der Verkehr sicher in den Nachtstunden gelegentlich reduziert sein.

Das gilt im Übrigen auch für die Waldenburgerbahn (WB), die im Rahmen des Projekts «WB: Zugkunft 2022» ihre gesamte Infrastruktur erneuert und für ein ganzes Jahr den Zugverkehr einstellen wird.

Der Bund bezahlt

Die Kosten des Gesamtprojekts belaufen sich auf rund 500 Millionen Franken, 340 Millionen davon für den Ausbau auf vier Spuren, 16 Millionen für das Wendegleis und einen «niedrigen dreistelligen Millionenbetrag» für die drei vorgesehenen Gebäude. Die Finanzierung übernimmt der Bund. Die Summe entspricht dem Hundertfachen dessen, was Liestal pro Jahr an Investitionen tätigt.

Das Infrastrukturprojekt der SBB sorgt denn auch für Freudensprünge, und zwar reihum. Lukas Ott spricht von einer Triebfeder für die weitere Entwicklung Liestals, von einem Quantensprung und von seiner 80-jährigen Mutter, die ihm eröffnet habe: «Den neuen Bahnhof will ich also noch erleben.»



Ein neues Wendegleis ersetzt das bestehende Abstellgleis.

Ein neues Wendegleis ersetzt das bestehende Abstellgleis.

Auch die Baselbieter Baudirektorin Sabine Pegoraro blickt dem Projekt freudig entgegen: «Die Anbindung von Liestal an Basel wird massiv verbessert. Das macht Liestal auch für Investoren noch interessanter.» Liestal werde, so Pegoraro weiter, allen künftigen Anforderungen gewachsen sein – «sogar einem allfälligen dritten Juradurchstich».

SBB Infrastruktur erarbeitet nun die Auflage- und Bauprojekte. Das darauf aufbauende Plangenehmigungsverfahren findet zwischen 2017 und 2018 statt. Anfang 2019 soll dann der Vierspurausbau beginnen, bevor 2022 die Waldenburgerbahn vom Netz geht, um mit neuen Perron- und Gleisanlagen bestückt zu werden. 2025 sollten die Bauarbeiten ganz abgeschlossen und der neue Bahnknoten Liestal voll funktionsfähig sein.

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