Eingeschickte Couverts sprechen für hohe Wahlbeteiligung in Basel

Im Vergleich zu früheren Jahren lassen die anstehenden Wahlen eine hohe Beteiligung erwarten. Die SP dürfte davon profitieren.

(Bild: Hansjörg Walter)

Im Vergleich zu früheren Jahren lassen die anstehenden Wahlen eine hohe Beteiligung erwarten. Die SP dürfte davon profitieren.

 

Viele Baslerinnen und Basler haben ihre Wahlcouverts rechtzeitig verschickt. Bis vergangenen Mittwoch sind bereits 37’200 Stimmcouverts bei der Staatskanzlei eingegangen, wie Daniel Orsini, Leiter Wahlen Basel-Stadt, auf Anfrage der TagesWoche sagt.

Demnach haben bereits 40,3 Prozent aller Wahlberechtigten ihr Stimme abgegeben. Das sind mehr als vor vier Jahren zum gleichen Zeitpunkt. Damals waren es 34’600 Couverts, also 37,1 Prozent und 2007 nur 35,8 Prozent (33’500 Couverts).

Rekordbeteiligung möglich

Die hohe Zahl an eingeschickten Wahlcouverts lässt drei Tage vor den nationalen Wahlen eine hohe Beteiligung erwarten – zumindest in der Stadt Basel. Hochgerechnet auf die Zahlen von 2011 würde es dieses Jahr zu einer Rekordbeteiligung von 53,5 Prozent kommen.

Diese Zahl ist jedoch spekulativ, da die Wahlbeteiligung per Couverts nicht mit der persönlichen Stimmabgabe korreliert. 2007 wurden massiv mehr Wahlcouverts eingeschickt als 2011, die gesamte Wahlbeteiligung sank jedoch von 52,4 auf 50,3 Prozent.

Chancenreiche Herausforderer

Dennoch: Die diesjährigen Zahlen könnten einen Einfluss auf die Wahlen haben. Der Politikwissenschaftler Lukas Golder von gfs.bern spricht von einer «sachten Steigerung» gegenüber den vorherigen Wahlen. Die Ursachen dürften nach Golder in der lokalpolitischen Ausgangslage liegen.

Neben den grossen Parteien haben in Basel-Stadt auch kleinere Parteien wie Grüne, Grünliberale und LDP Chancen auf einen Nationalratssitz. «Chancenreiche Herausforderer bringen in Basel Pfeffer in den Wahlkampf», sagt der Politikwissenschaftler. Diese politischen Kräfte seien im Wahlkampf besonders aktiv gewesen.

Bei einer erhöhten Mobilisierungsrate in einer Stadt gehe man davon aus, dass die zusätzlich Teilnehmenden im Unterschied zur Landbevölkerung eher links-oppositionell stimmen, sagt Golder.

Flüchtlingsproblematik versus Rechtsrutsch

Er mahnt jedoch zur Vorsicht bei Voraussagen, vor allem weil es sich zum jetzigen Zeitpunkt eben nur um eine sachte Steigerung der Mobilisierungsrate handle. Dennoch meint Golder: «Durch die erhöhte Mobilisierungsrate in Basel ist von einer Zunahme von linken Wählerstimmen auszugehen. Es handelt sich auf jeden Fall um eine Situation, die nicht für die politische Mitte spricht.»

Bei Tim Cuénod, Mitglied der Wahlkampfleitung der SP Basel-Stadt, wecken diese Zahlen Hoffnungen auf ein gutes Resultat. Hohe Wahlbeteiligung bedeute, dass tendenziell mehr Wähler aus mittleren und unteren sozialen Schichten und junge Wähler ihr Stimme abgeben würden. Dies führe tendenziell zu Stimmengewinnen für die SVP und die SP, sagt Cuénod: «Die SVP-Wähler wurden durch die aktuelle Flüchtlingsproblematik stark mobilisiert. Wir hoffen, dass der drohende Rechtsrutsch wiederum unsere Wähler zur Wahl animiert.»

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Sie haben Ihr Wahlcouvert noch nicht abgeschickt? Dann können Sie das Couvert noch bis Samstag, 12 Uhr, beim Eingang des Rathauses einwerfen oder Ihre Stimme persönlich im Rathaus abgeben (Öffnungszeiten: Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 9 bis 12 Uhr). Für das Einsenden von Wahlcouverts per Post ist es zu spät. Mehr Lektüre zu den Wahlen 2015 finden Sie im Dossier zum Thema.

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