Einmal in der Haut eines «Surprise»-Verkäufers

Diese Woche lädt der Verein Surprise zum Rollentausch: «Surprise»-Leser versuchen, das Strassenmagazin selber unter die Leute zu bringen. Ebenfalls auf dem Programm steht ein «Sozialer Stadtrundgang» mit Politprominenz.

Wie verkauft man erfolgreich ein «Surprise»-Strassenmagazin? Die Verkäufer laden zum Rollentausch. (Bild: Keystone)

Diese Woche lädt der Verein Surprise zum Rollentausch: «Surprise»-Leser oder Interessierte begleiten einen Zeitungsverkäufer und versuchen, das Strassenmagazin selber unter die Leute zu bringen. Ebenfalls auf dem Programm steht ein «Sozialer Stadtrundgang» mit Politprominenz.

Am härtesten ist die Arbeit im Winter. Ob vor der Post am Marktplatz, dem Coop im Kleinbasel oder am Bahnhof – der Verkauf des Strassenmagazins «Surprise» verlange in diesen Tagen viel Durchhaltevermögen, sagt Paola Gallo, Geschäftsleiterin des Vereins Surprise. «Für die Verkäufer ist es wichtig, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden und für ihre Arbeit Wertschätzung zu erhalten.»

Damit das geschieht, beteiligt sich der Verein Surprise erstmals aktiv an der internationalen Vendor Week, die jeweils in der ersten Februarwoche stattfindet und die Verkäuferinnen und Verkäufer von Strassenzeitungen weltweit mit verschiedenen Aktionen in den Mittelpunkt rückt.

Eine dieser Aktionen ist der Rollentausch: «Surprise»-Leser oder Interessierte können für eine oder mehrere Stunden einen Verkaufenden begleiten und selbst versuchen, das Magazin an die Leute zu bringen. «Surprise»-Kappe und Verkäuferausweis inklusive.

Mit dieser Aktion erhalten auch Stammkunden die Möglichkeit, sich in ihren Lieblingsverkäufer oder ihre Lieblingsverkäuferin hineinzuversetzen. «Für das Selbstwertgefühl der Verkaufenden sind Stammkunden extrem wertvoll», sagt Gallo.

Versteckte Schlafplätze, abmontierte Bänke

Eine weitere Aktion anlässlich der Vendor Week ist der Soziale Stadtrundgang, an dem auch politische Prominenz teilnimmt. Zum Beispiel Regierungsrat Christoph Brutschin (SP) oder Grossräte wie Joël Thüring (SVP) und Ernst Mutschler (FDP). Auch die Grossratskommission für Gesundheit und Soziales wird fast vollzählig anwesend sein, sagt Gallo.

Basel begann als erste Stadt der Schweiz mit den Sozialen Stadtrundgängen. Seit Herbst 2013 besuchten bereits 5000 Teilnehmende die Tour. Der für die Vendor Week ausgewählte Rundgang heisst «Konfliktzone Bahnhof: Vom Piss-Pass zur Wärmestube» und wird von zwei Surprise-Verkäufern begleitet – vorbei an versteckten Schlafplätzen, teuren Toiletten und abmontierten Bänken.

Wie fühlt es sich an, Verkäufer oder Verkäuferin eines Strassenmagazins zu sein? Dies wollte letztes Jahr auch eine erfolgreiche griechische Schauspielerin wissen und ging anlässlich der Vendor Week in Athen während zwölf Stunden auf die Strasse – und wurde nicht beachtet. Dies erzählt Paola Gallo und unterstreicht damit die harte Alltagsrealität der «Surprise»-Verkäufer. Deshalb soll diese Woche ganz ihnen gehören.

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Rollentausch: Montag, 2.2, und Freitag, 6.2., ganzer Tag. Sozialer Stadtrundgang: Donnerstag, 5.2., 14 bis 16 Uhr. Anmeldungen für die Aktionen in Basel unter Telefon 061 564 90 84; Mail: basel@vereinsurprise.ch

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