Ein Dorf wie ein Freiluftmuseum: Sapün bei Arosa lockt mit einer rasanten Schlittenpartie, entrückter Winterlandschaft und dem weltbesten Fondue
Wer fernab von Pistenrummel, Liftstau und Après-Ski-Hüttenrausch den Bergwinter geniessen will, der begibt sich auf diese Wanderung durch die bezaubernde Schneelandschaft nach Sapün. Von Arosa nur zwei Bahnstationen mit der Rhätischen Bahn (RhB) entfernt, steigt man bereits in Langwies aus und geht der Hauptstrasse entlang, bis der Wegweiser mehrere abgelegene Täler und Dörfer anzeigt.
Eines davon ist Sapün auf 1800 m ü. M. Bis heute ist Sapün weder mit der Bahn noch mit dem Auto erreichbar. Darum wandert man zu Fuss rund zweieinhalb Stunden in die Höhe, vorbei an erstarrten Wasserfällen, die wie riesige Eisskulpturen aussehen. Mit ein bisschen Glück sieht man in der Ferne auch Rehe und Hirsche.
Die RhB feierte 2014 ihr 125-jähriges Bestehen mit Vergünstigungen und kleinen Anlässen. Viva la Grischa! Das 1914 fertiggestellte, zur Weihnachtszeit beleuchtete Langwieser Viadukt der Rhätischen Bahn, das als knapp dreihundert Meter lange Stahlbetonkonstruktion in einer Höhe von zweiundsechzig Metern die Plessur und den Sapünerbach überspannt, ist ein Highlight bei Tag und Nacht auf dieser Zugstrecke. Neben Strassberg und Medergen gehört das Sapün-«Dörfji» zu den ehemaligen Walser-Dörfern.
Die Walser wanderten im 13. Jahrhundert vom Wallis ein und lebten meist als Bauern in den Hochtälern dieser Gegend. Sie hatten einen eigenen Dialekt, der heute nur noch wenigen bekannt ist. Mit ihrer Lebensart prägten sie das Aussehen und die Kultur dieser Orte. Heute kann man sich auf dem Walserweg auf ihre Spuren begeben.
Von der Sonne schwarzgebrannt
Sapün ist seit dem 13. Jahrhundert als Walser-Siedlung dokumentiert. Im abgelegenen «Dörfji» angekommen, ist man von einer entrückten Ruhe umgeben. Im 17. Jahrhundert zählte Sapün bis zu 250 Einwohner. Heute wird es nur noch von vier Familien ganzjährig bewohnt. Ansonsten sind die von der Sonne schwarzgebrannten Holzhäuser, Schöpfe und Ställe zumeist zu Ferienwohnungen umgebaut. Einige davon sind bis zu fünfhundert Jahre alt, wie Sprüche und Jahreszahlen an den Hauseingängen verraten. Ein erstes Mal schleicht es sich ein, dieses entschleunigte Gefühl – möge es noch lange andauern!
Geht man noch fünfzehn Minuten weiter, kommt man endlich zum «Heimeli». Es thront ein bisschen abgelegen am verschneiten Hang wie ein Relikt aus einer anderen Zeit und kündet schon von Weitem von Wärme und Gastfreundschaft. Das Berggasthaus mit Baujahr 1707 liegt am Schanfigger Höhenweg, den es sich auch im Sommer abzuwandern lohnt. Auch lässt sichs von Sapün über den Strelapass nach Davos wandern, im Winter mit Schneeschuhen, im Sommer mit genug Proviant. Wunderschöne Hochplateaus, kleine Seen, Weiler, menschenleere Landschaft und eine phänomenale Aussicht erwarten einen.
Unter dem Sternenhimmel legt man sich steil in die Kurve.
Im «Heimeli» geht es geselliger zu und her. Sämige Fondues, Weine und Schnäpse wärmen den Magen. Je nach Menge der Verköstigung entscheidet man sich für das Übernachten in den einfachen, mit viel Antikholz ausgebauten Zimmern. Oder man schlittelt mit einem hauseigenen Davoserschlitten und montierter Stirnlampe rasant ins Tal hinunter. Unter dem Sternenhimmel legt man sich steil in die Kurve. Obwohl wie der Blitz unterwegs, erzählt die Welt hier oben von vergangenen Zeiten und lässt einen die Hektik des Alltags vergessen. Da ist es wieder, dieses Gefühl: Demut, Dankbarkeit und das Wissen darum, das alles seine Zeit hat.
- Ankommen: Mit dem Zug via Zürich–Chur (ca. 3.5 Stunden). Dann mit der RhB Richtung Arosa, Station Langwies (zweitletzte vor Arosa) aussteigen.
- Aufsteigen: Zu Fuss von Langwies nach Sapün (ca. 2 Stunden). Transport mit Quad auf Reservierung beim «Heimeli». Autofahrverbot beachten.
- Absteigen: Berghaus Heimeli, 1800 m Ü. M. Reservation empfohlen. Schlittenfahrt nach Langwies auf autofreier Strasse. Stirnlampe mitnehmen.
- Auftanken: Restaurant Edelweiss, Langwies, ein Bier trinken und warten, bis der Zug kommt.