Das Regime in Pjöngjang feiert einen Triumph, die Welt ist entsetzt. Am Mittwochmorgen hat Nordkorea entgegen internationalen Warnungen zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Rakete gezündet – und diesmal offenbar mit Erfolg.
Am Mittwochmorgen hat Nordkorea entgegen internationalen Warnungen zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Rakete gezündet – und diesmal offenbar mit Erfolg. Gegen 9.49 Uhr koreanischer Zeit wurde die Rakete gezündet. Kurz darauf überflog sie die japanische Insel Okinawa. Dem nordamerikanischen Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando zufolge fiel die erste Raketenstufe ins Gelbe Meer, eine zweite ging in Gewässern vor den Philippinen nieder.
«Die zweite Version eines Kwangmyongsong-3-Satelliten ist erfolgreich mit der Trägerrakete Unha-3 abgehoben», teilte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA mit. Der Satellit habe seine vorgesehen Umlaufbahn erreicht, hiess es weiter. Während Pjöngjang nicht müde wurde zu betonen, dass der Start friedlichen Zwecken diene, sehen die USA sowie Japan und Südkorea das vermeintliche Weltraumprogramm des weitestgehend isolierten Landes lediglich als Test für Langstreckenraketen, die künftig auch mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden könnten.
Für USA ein «hochprovokativer» Akt
Das Regime in Pjöngjang feiert einen Triumph, die Welt ist entsetzt. Washington nannte den Start sodann auch einen «hochprovokativen Akt». Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Tommy Vietor, warnte, dass das kommunistische Land die regionale Sicherheit bedrohe und direkt gegen geltende UN-Resolutionen verstosse. «Ich verurteile den erneuten Start einer Rakete durch Nordkorea auf das Schärfste», sagte auch Bundesaussenminister Guido Westerwelle am Rande eines Treffens mit den Freunden Syriens in Marrakesch. «Nordkorea verstösst mit dieser gezielten Provokation in unverantwortlicher Weise gegen seine internationalen Verpflichtungen und verschärft die Spannungen in der Region», so der Minister.
Selbst Länder die Nordkorea traditionell nahe stehen, äusserten sich kritisch. In Moskau wurde das Verhalten des Regimes «inakzeptabel» genannt. In Peking erklärte ein Sprecher des Aussenministeriums, China bedaure den Start. Zugleich mahnten beide Staaten Ruhe und Zurückhaltung an, um die Stabiltität in der Region nicht weiter zu gefährden.
Raketen statt Nahrung
Die Führung in Pjöngjang sei aufgefordert gewesen, von solchen Raketenstarts abzusehen, hiess es in einer Mitteilung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Ban Ki-moon. Stattdessen hätte sich das Land um bessere Lebensbedingungen für seine Bevölkerung kümmern sollen. Nordkorea gilt als eines der ärmsten Länder der Welt und pumpt jeden Cent in seine Raketen. Berechnungen aus Südkorea zufolge soll allein der gestrige Start mehr als 370 Millionen Euro verschlungen haben.
In der Nacht zu Donnerstag sollte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York zusammentreten und über Sanktionen beraten. Japanischen Medienberichten zufolge könnten sich neue Sanktionen auf dem Niveau bewegen, wie sie zuletzt gegen den Iran auf den Weg gebracht worden sind. Unmittelbar vor dem Todestag seines Vaters und den anstehenden Wahlen in Japan und Südkorea ist der erfolgreiche Start der Rakete sowohl Machtdemonstration als auch Drohgebärde des nordkoreanischen Herrschers Kim Jong-un.