So gefällt uns der Wahlkampf: Zuerst können wir uns mit Göttlichem auseinandersetzen. Und dann gehts ab aufs wunderbare Land in das SVP-freundlichste Dorf einerseits und in die röteste Gemeinde andererseits. Sehr freuen würden wir uns auch über weitere Tipps Ihrerseits im Hinblick auf unsere kleine Wahlkampftour durchs Baselbiet.
Ja, richtig, es geht um Politik. Um eine richtungsweisende Regierungswahl und einen knallharten Dreikampf.
Und dennoch sind wir in der glücklichen Lage, unseren Wahlkampfblog heute auch passend zum Tag beginnen zu können – mit einem Wort zum Sonntag. Zu verdanken haben wir das dem SP-Kandidaten Eric Nussbaumer und seiner Äusserung «Gott ist ein Linker» – und den vielen Leserreaktionen darauf, die einen eher nachdenklich, die anderen eher lustig, interessant waren sie alle. Einen ersten Beitrag haben wir bereits in voller Länge als Gastkommentar (Gott ist ein Wechselwähler) publiziert. Nun möchten wir Ihnen aber auch die übrigen Erkenntnisse nicht vorenthalten.
Ist Gott vielleicht sogar ein Grüner?
Also: Nach Ansicht der meisten Leser kann kein Politiker und keine Partei Gott für sich reklamieren, auch wenn das links wie rechts versucht wird.
Einzig Andreas Tereh sieht das etwas anders. «Gott ist grün, sprach der Pantheist», schreibt er – nicht mehr und nicht weniger. Der Rest ist Nachdenken und vielleicht auch kurz googeln. Pantheismus – was ist jetzt das schon wieder? Ah ja, genau, wusst ichs doch!
Die anderen Leser äussern sich ähnlich schlau, aber in eine etwas andere Richtung. Zum Beispiel so wie Franz Büchler: «Gott ist nicht tot. Er will nur nicht in alles hineingezogen werden.» Sprich: Gott ist – wie schon wir es vermutet haben – weder links noch rechts, sondern einfach oben, über allem.
Wobei es auch einzelne Leser gibt, die sich offenbar fragen, ob der Herr immer weiss, was er will, so unterschiedlich und teils auch widersprüchlich seine Botschaften sind (was nun doch wiederum auf eine gewisse Nähe zur Politik im Allgemeinen und zur CVP im Speziellen hinweisen würde, aber lassen wir das jetzt). Thierry F Moosbrugger zum Beispiel gab zu bedenken, dass Gott voll auf Selbstverantwortlichkeit setzte, als er Adam nach dem Biss in den Apfel ruckzuck aus dem Paradies schmiss. Da war nix mehr mit einer zweiten Chance, wie Moosbrugger feststellt.
Gottes Gerechtigkeit als Gegenmodell zur heutigen Kuscheljustiz – eine Vorstellung, die eigentlich den SVPlern gefallen müsste. Aber Jesus? Ein Rechter? Er, der sich immer für Randständige eingesetzt hat? Und für die Vergebung auch? Wen würde er heute wählen? Und ist das überhaupt die richtige Frage?
Unsere ersten Stationen: Buus und Birsfelden
Alles sehr schwierig zu beantworten.
Darum wenden wir uns ab Montag in unserer Wahlkampfberichterstattung wieder etwas profaneren Fragen zu. Ähnlich wie vor den Basler Wahlen im vergangenen Jahr werden wir erst einmal versuchen zu ergründen, was die Wählerinnen und Wähler wirklich bewegt. Um das herauszufinden, besuchen wir in den nächsten drei Wochen möglichst unterschiedliche Gemeinden. Inzwischen sind wir schon mehrfach gefragt worden, ob wir auch diesmal wieder mit unserem Wahlkampf-Mobil unterwegs sind und Kaffee ausschenken. In dieser Hinsicht müssen wir unsere Leserinnen und Leser leider ein klein wenig enttäuschen, weil sich das Mobil noch immer nicht ganz von unserer letzten Aktion erholt hat (es gab da eine kleinere Friktion). Umso mehr freuen wir uns über weitere Tipps und Einschätzungen in unseren Kommentarspalten (oder auch per e-Mail an info@tageswoche.ch).
In der nächsten Woche werden wir zuerst einmal ins SVP-freundlichste Dorf (Buus) und in die SP-Hochburg Birsfelden gehen. Dann geht es weiter in eine besonders reiche Gemeinde (Bottmingen) und in ein Dorf, das mit aussergewöhnlich wenig Geld auskommen muss (Eptingen). Schliesslich sind wir im baselfreundlichsten Ort (Bottmingen) und im stadtkritischsten (Roggenburg).
Wir freuen uns sehr auf unsere kleine Tour durchs Baselbiet, auch wenn sich bereits die Auswahl der ersten beiden Gemeinden als schwierig erwiesen hat, weil es im Baselbiet eine ganze Reihe von SVP-freundlichen Dörfern gibt, aber keine wirklich rote Gemeinde, wo die Kinder bereits im Kindergarten die Internationale lernen würden. Nach dem längerem Studium einiger Wahlstatistiken und zwei nicht ganz so langen Telefongesprächen mit der Landeskanzlei fiel der Entscheid schliesslich aber doch recht deutlich zu Gunsten von Buus, wo die SVP schon bei den letzten kantonalen Wahlen 2011 842 Stimmen holte (über vier Mal mehr als die zweitstärkste Partei, die Grünen, mit 197 Stimmen). In Birsfelden wiederum war die SP so überlegen wie in keiner anderen Gemeinde (6602 Stimmen; die zweitstärkste Partei war die SVP mit 3389 Stimmen).
Wobei die SVP in Buus nun auch noch einen ganz speziellen Vorteil hat; bei der Ersatzwahl vom 3. März kann sie auf den Thomas-Weber-Effekt zählen. Der Regierungskandidat kommt aus dem schönen Obst- und Rebbaudorf, das schon fast im Fricktal liegt. Selbstverständlich treffen wir in der nächsten Woche unter anderem auch ihn. Seine Einladung war sehr freundlich – wie überhaupt alle Kontakte mit den Buusnern (bis jetzt auf jeden Fall). Wir freuen uns darauf!