Fialas erfolgloser Kampf um mehr Spendengelder

Bei der Aids-Hilfe Schweiz gehen die Erträge seit Jahren zurück. Die Zukunft des Dachverbands ist offen – auch nach der Präsidentschaft der FDP-Nationalrätin Doris Fiala.

Durchzogene Bilanz: Doris Fiala, selbsternannte Retterin der Aids-Hilfe Schweiz. (Bild: Keystone)

Bei der Aids-Hilfe Schweiz gehen die Erträge seit Jahren zurück. Die Zukunft des Dachverbands ist offen – auch nach der Präsidentschaft der FDP-Nationalrätin Doris Fiala.

«Der Turnaround ist geschafft», mit diesen Worten verabschiedet sich Doris Fiala von der Aids-Hilfe Schweiz (AHS) auf Ende Jahr. Seit 2012 steht sie dem finanziell angeschlagenen Dachverband vieler Schweizer Aids-Organisationen als Präsidentin vor. Eine Million Franken Spendengelder will sie seither besorgt haben. Intern werden andere Rechnungen angestellt. Ein Blick in die Geschäftszahlen bestätigt: Die Einnahmen gingen auch unter Fiala zurück.

Zwar öffnete die FDP-Nationalrätin der Aids-Hilfe die Türen zu Unternehmen wie Credit Suisse, Novartis und Swisslife, vor allem die klassischen Ertragsquellen trockneten aber weiter aus. Unter dem Strich konnte auch Fiala den negativen Trend nicht umkehren. Seit 2011 sind die Gesamterträge der AHS um 23 Prozent zurückgegangen. Dramatisch war der Einbruch bei der traditionellen Spendensammlung, die sich vor allem aus Privatspenden und Zuwendungen von Stiftungen zusammensetzt: Innert zwei Jahren verlor die AHS ­35 Prozent der Erträge in diesem Segment.

«HIV wird banalisiert»

Die Zahlen für 2014 liegen noch nicht vor, doch der Ertragsrückgang hat sich fortgesetzt, wenn auch weniger gravierend wie in den Vorjahren, wie AHS-Geschäftsführer Daniel Seiler sagt. Der Misserfolg beschert den Organisationen unter dem Dachverband weniger Zuschüsse.

Der Job von Doris Fiala, das attestieren auch die zahlreichen Kritiker im Verband, war kein leichter. Die Spendeneinnahmen gehen seit 2007 zurück, «vor allem weil sich die Spendegewohnheit der Schweizer verändert hat und HIV heute leider banalisiert wird», so Seiler. Stark rückläufig sind auch die Beiträge des Bundes an die AHS um 700’000 Franken seit 2011 auf noch
2,3 Millionen Franken jährlich.

Zukunft ungewiss

Der Bund müsse die vom Parlament und der Verwaltung vorgegebenen Einsparungen fast jährlich an die Partner weitergeben, begründet Roger Staub, für die HIV-Prävention beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig, die sinkenden Zuschüsse. Wegen Differenzen zwischen dem Verband und dem BAG hatte die AHS auch Subventionen an das Programm MSM verloren, das HIV-Ansteckungen unter Homosexuellen reduzieren will. Diese Gelder konnte die AHS wieder zurückgewinnen.

Die AHS reagierte auf den Ertragseinbruch wie private Fimen: Sie fuhr die Kosten drastisch zurück. Von 27 Vollzeitstellen von Ende 2011 blieben Ende 2013 gerade noch 18. Das interne Fundraising lagerte der Vorstand an eine Agentur aus. Ob sich das ausbezahlt, ist unklar. Seiler erhofft sich davon «ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis» und eine bessere Konzentration auf das Kerngeschäft. Kritik an Fiala weist er zurück: «Uns geht es dank ihr viel besser als vorher, ich bin überzeugt, dass der Turnaround geschafft ist.»
Wie nachhaltig aber Fialas Engagement wirklich war, lässt sich nicht einschätzen. Viele Firmen spendeten nur, weil sie es war, die anklopfte. Seiler ist jetzt bemüht, diese Zuwendungen zu bestätigen.

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