Finanzfiasko im historischen Museum – Das lief alles schief

Die kantonale Finanzkontrolle hat die Misswirtschaft im historischen Museum unter der ehemaligen Direktorin Jungblut durchleuchtet. Nun ist das verheerende Dokument veröffentlicht worden.

Auch ein halbes Jahr nach ihrem Abgang steht die ehemalige Museumsdirektorin Marie-Paul Jungblut noch immer unter Beschuss.

(Bild: Basile Bornand; Montage: Hans-Jörg Walter)

Die kantonale Finanzkontrolle hat die Misswirtschaft im historischen Museum unter der ehemaligen Direktorin Jungblut durchleuchtet. Nun ist das verheerende Dokument veröffentlicht worden.

Im historischen Museum fehlen über 700’000 Franken und die damals zuständige, ehemalige Direktorin Marie-Paul Jungblut kann sich nicht erklären, wohin das Geld verschwunden ist. Gegenüber Radio SRF wies sie die Vorwürfe der Misswirtschaft entschieden von sich.

Erklärung bietet hingegen ein Bericht, den die kantonale Finanzkontrolle (FinKo) im Auftrag von Regierungspräsident Guy Morin erstellt hat. Das vertrauliche Dokument wurde am Freitagabend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, nachdem die «Basler Zeitung» dessen Inhalt am gleichen Tag bereits in Teilen veröffentlicht hatte.

Das sind die gröbsten Verfehlungen Jungbluts gemäss FinKo-Bericht:

  • Der Bericht beginnt mit einer allgemeinen Feststellung, welche das Ausmass der Probleme in der Geschäftsführung auf den Punkt bringt:

«Handlungsbedarf ergibt sich aus unserer Sicht in Bezug auf die Organisation des Rechnungswesens, dem Kernprozess, der Durchführung von Ausstellungen sowie im Personalbereich. […] Ebenso haben wir festgestellt, dass wesentliche Führungsinstrumente nicht vorhanden sind oder die vorhandenen Instrumente nicht gebraucht werden.»

  • Die FinKo stellt ein fehlendes Projektcontrolling fest, das zu grossen Abweichungen in den Ausstellungsbudgets geführt hat. So wurde beispielsweise für die Ausstellung «Fussball, Glaube, Liebe – Leidenschaft» mit Einnahmen von über 300’000 Franken gerechnet. Statt des budgetierten Defizits von rund 72’000 Franken resultierte ein Verlust von über 200’000 Franken.
  • Jungblut hat für die Inszenierung der Ausstellung «Silber & Gold» eine Freundin beauftragt. Ein schriftlicher Vertrag für dieses Mandat fehlt, das Honorar wurde mündlich auf rund 49’000 Euro festgelegt. Dieser Betrag wurde noch vor Ablauf der Ausstellung vollumfänglich überwiesen. Nach Ausstellungsende wurden noch einmal 25’000 Euro überwiesen, das Honorar wurde also eineinhalb Mal ausbezahlt. Die FinKo empfiehlt dazu:

«Dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit/Sparsamkeit ist mehr Bedeutung beizumessen.»

  • Ein deutsches Szenografiebüro hat für Auf-, Abbau und weitere Arbeiten im Zusammenhang mit einer Ausstellung mehr als 115’000 Euro in Rechnung gestellt. Es wurden keine anderen Offerten eingeholt, und auch dieser Vertrag wurde nicht schriftlich festgehalten.

«Wir empfehlen, Konkurrenzofferten einzuholen und somit den Wettbewerb spielen zu lassen.»

  • Einer an einer Ausstellung beteiligten Firma wurde vertraglich eine Gewinnbeteiligung versprochen. Doch es wurden keine entsprechenden Rückstellungen getätigt. Über den Betrag von knapp 21’000 Franken wird derzeit juristisch verhandelt.
  • Obwohl das historische Museum über eine eigene Grafikabteilung verfügt, hat Ex-Direktorin Jungblut zahlreiche Aufträge an das Grafikbüro c2f in Luzern vergeben. Das hat dazu geführt, dass die Kosten für «öffentliche Werbung/Marketing» von rund 36’000 Franken im ersten Halbjahr 2014 um das Zehnfache auf fast 300’000 Franken angestiegen sind.

«Mit diesen Aufträgen wurden vorhandene Ressourcen im Museum nicht beschäftigt und somit wurde für eine Leistung die ‹im Hause› hätte hergestellt werden können, eine Drittfirma unter Kostenfolge beauftragt.»

  • Jungblut hat den staatlichen Kredit für Sonderausstellungen über 340’000 Franken auf einmal ausgegeben, obwohl dieser für eine Zeit von vier Jahren gedacht gewesen wäre.
  • Ende 2013 und im 2014 fand eine auffällig hohe Personalfluktuation statt.

«Derartige personelle Veränderungen haben schwerwiegende Konsequenzen, einerseits steigen die Ausfallquote und die Unzufriedenheit und andererseits führen sie zu eventuellen Reputationsschäden.»

  • Die Kosten für den Geschäftsbericht stiegen sprunghaft an. Hat der Bericht für das Jahr 2013 noch knapp 4’000 Franken gekostet, schlug er im folgenden Jahr mit über 47’000 Franken zu Buche.
  • Jungblut verfügte über eine eigene Kreditkarte für Spesen und Reisekosten. Diese Kosten stiegen ebenfalls auffällig an. So wurde beispielsweise die Mitgliedschaft der ehemaligen Direktorin im Rotary Club ebenfalls über diese Karte bezahlt. Die aktuelle Museumsleitung hält fest, dass die Spesen der Direktorin von der Abteilung Kultur im Präsidialdepartement bewilligt würden. Die FinKo:

«Wir empfehlen im Sinne der Sparsamkeit, diese Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren.»

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Den vollständigen FinKo-Bericht finden Sie auf der Webseite des Präsidialdepartements

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