Fitte Fetz

Anita Fetz, Basler SP-Ständerätin, hat sich in Roger Schawinskis Spätprogramm «Schawinski» gewagt. Sie war fit und liess ihn ins Leere laufen.

Anita Fetz, Ständerätin Basel (Bild: Keystone)
Anita Fetz, Basler SP-Ständerätin, hat sich in Roger Schawinskis Spätprogramm «Schawinski» gewagt. Sie war fit und liess ihn ins Leere laufen.

Am wohlsten fühlt sich der immer jugendlich wirkend wollende Roger Schawinski, wenn er seine Talk-Gegner duzen oder ihnen die Vergangenheit um die Ohren schlagen kann. So läuft er mit Zürcher Gesprächspartnern – dort kennt sich der Mann von Welt halt doch am besten aus – immer wieder zu Hochform auf. Er konfrontiert sie derart mit Details aus ihrer persönlichen und politischen Vergangenheit, dass das Zuschauen peinlich berühren kann.

Mit Anita Fetz, die er am Montag als Gast eingeladen hat, scheint er per Sie zu sein. Er erkundigt sich, was sie für ein Typ sei. «Offen, begeisterungsfähig, hartnäckig» sagt die Ständerätin – noch etwas brüchig in der Stimme, denn man weiss ja nicht, welchen Unterzug der Moderator plant. Doch er hat keinen Unterzug parat, er geht über zur wilden Studentin, die sie einst, zu Beginn ihrer politischen Karriere, gewesen sein soll. Sex, Drugs and Rock`n’Roll. Anita Fetz lacht kehlig und weist das Gegenüber erst mal in die Schranken. Sie signalisiert ihm, dass sie diese Frage doof finde, gibt eine entsprechende Antwort und wartet auf die nächste Frage. Die macht den Umstand, dass sie keine Kinder hat, zum Thema. Das habe sich nicht so ergeben, sagt Anita Fetz, und fährt weiter, dass sie sich trotzdem glaubwürdig für Kinderkrippen einsetzen könne. Ihre Stimme wirkt nicht mehr unsicher. Sie weiss jetzt, dass sie den Mann vis-à-vis im Griff hat.

Feministin schliesst Marxistin aus

Besonders auch, weil er schlecht vorbereitet ist. Er will sie mit dem Vorwurf konfrontieren, dass sie als früheres Mitglied der Progressiven Organisationen Schweiz (POCH) auf marxistischer Basis politisiert habe. Sie antwortet, das sei ihr nicht bewusst, als Feministin könne man nicht Marxistin sein. Hätte ja eine interessante Diskussion werden können, aber Schawinski wusste nichts dazu zu sagen.

So wechselt er zu einem andern Thema. Nach vier Jahren im Nationalrat habe sie die Politik öffentlich verschmäht und sei dann später trotzdem wieder eingestiegen. Er hat im Fernseh-Archiv sogar Statements von Anita Fetz aus den 80er-Jahren gefunden, die das bezeugen. Sie kontert souverän, bestätigt jede Aussage und sagt, dass sie eben zwischendurch ihren Job, ihr Geschäft für wichtiger befunden, später aber wieder Lust auf Politik bekommen habe. Zumal die Politik unterdessen nicht mehr nur von grauen Männern, sondern auch von jüngeren Generationen mitgestaltet worden sei. Ob das stimmt, sei dahingestellt, der Moderator hat es jedenfalls nicht hinterfragt.

Halbwissen

Gewiss, Schawinski hat sich ein bisschen auf die Sendung vorbereitet, hat in Archiven nachgeschaut, hat gesehen, dass Anita Fetz mal was Kontroverses mit SP-Doyen Helmut Hubacher ausgetragen, mal mit dem gescheiterten Financier Dieter Behring zu tun hatte – aber die Ständerätin ist sich ihrer Sache unterdessen so sicher, dass sie Schawinskis Halbwissen jederzeit locker kontern kann. Auch wenn es um die Nichtwahl von Jacqueline Fehr als SP-Fraktionspräsidentin geht oder um die Weissgeld-Strategie der SP oder was auch immer. Irgendwann gibt sich der Star-Moderator geschlagen, wird peinlich und fragt: «Dösen Sie einfach weg?» Er grinst sich noch durch einige Fragen weiter, bis Anita Fetz auf die Frage nach ihrer Zukunft sagen darf: «Ich nimm’s wie`s chunnt.»

Schawinski vom 20.02.2012

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