Frau Holle und der knappe Wahlausgang in Riehen

Wenn man wegen nur zwei Stimmen eine Wahl verliert, gerät man arg ins Grübeln. Trotzdem verzichtet die EVP Riehen auf einen Rekurs gegen das Wahlresultat.

Das Riehener Wahlbüro hat sofort nachgezählt – das Bild zeigt allerdings einen Beamten aus Florida bei der Nachzählung des Resultats der US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000.

Knapper gehts nicht. Nach der Auszählung der brieflichen und vorzeitig abgegebenen Stimmen am Samstag wäre die EVP-Vertreterin Annemarie Pfeifer noch mit einer Stimme Vorsprung als Riehener Gemeinderätin wiedergewählt gewesen. Der magere Haufen von 60 Urnengängern kehrte das Resultat am Sonntag dann aber und sorgte für einen Zwei-Stimmen-Vorsprung für Guido Vogel von der SP.

Trotzdem will die EVP keine Nachzählung einfordern. «Das Wahlbüro hat uns glaubhaft versichert, dass das Resultat seriös nachgeprüft worden ist», sagt Pfeifer auf Anfrage. Das bestätigt Urs Denzler, Generalsekretär der Gemeinde: «Als wir nach der Auszählung am Samstag vor diesem ultraknappen Resultat standen, haben wir natürlich nachgezählt», sagt er. Und zwar elektronisch sowie eine Stichprobe von zehn Prozent der Stimmzettel zusätzlich noch von Hand. Das Resultat habe sich bestätigt. «Und natürlich haben wir bei den 60 Wahlzetteln von Sonntag ganz genau aufgepasst.»

Was hat Frau Holle mit dem Wahlausgang zu tun?

Das Wahlbüro hat also sauber gearbeitet. Pfeifer sieht nun mehrere mögliche Gründe, die zu ihrer hauchdünnen Niederlage geführt haben könnten:

  • Die «Basler Zeitung»: Pünktlich auf das Eintreffen der Wahlunterlagen hin hat die BaZ einen Bericht über angebliche «Unstimmigkeiten» in der von Pfeifer geführten Riehener Sozialhilfe veröffentlicht. Wenige Tage darauf kündigte die Riehener SVP ebenfalls in der «Basler Zeitung» eine Interpellation zum Thema an (die aber bis heute nicht vorliegt). Berichterstatter in beiden Fällen war ein Redaktor, der seine Nähe zur SVP jeweils nicht verbirgt.
  • Frau Holle: Pfeifer betont zwar, dass es sich um eine reine Mutmassung handle, aber das garstige Wetter vom Wahlsonntag könnte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Normalerweise geben laut Pfeifer rund 200 Wähler ihre Stimme am Sonntag ab – viele davon EVP-nahe Kirchgänger. Haben Kälte und Schneefall einige von ihnen vom Gang zur Gemeindeverwaltung abgehalten? Am vergangenen Sonntag jedenfalls waren es nur 60. 
  • Die Grünliberalen: Die erwartungsgemäss chancenlose Kandidatur der Aussenseiterin Katja Christ von den Grünliberalen könnte der Mitte-Kandidatin Pfeifer mehr als nur die zwei fehlenden Stimmen gekostet haben.

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