Eine Fusion beider Basel ist überfällig und würde ein Zeichen für eine zeitgemässe Wirtschaftspolitik setzen, von der alle Beteiligten nur profitieren können.
Gerne belächeln wir die Bergler, denen das Gebirge den Weitblick verstellt. Wir fühlen uns weltoffen und dynamisch. Wir leben ja schliesslich im Dreiländereck, dem Schweizer Tor zur Welt.
Doch lernen wir wirklich genug von der Welt, von der Entwicklung anderer Metropolitan-Regionen und ihren interessanten und wegweisenden Projekten und Ideen? Nein – selbstverliebt in unser romantisches Baselbiet, in unser schmuckes Städtchen am Rhein und in unsere wohnliche Vorortsgemeinde sind wir zufrieden, wenn die Fasnacht schön, die Ernte gut, das Dorffest lustig und der Jahresabschluss der Chemie positiv war.
Unsere Probleme sind beim Nachbar am besten aufgehoben
Wenn Probleme anstehen, dann schieben wir sie einfach über die Grenze – statt sie zu lösen:
- 40 Jahre lang hat man es verpasst, ein ordentliches S-Bahn-Netz aufzubauen. Davon profitiere ja nur der andere Kanton; oder sind daran am Ende noch die Franzosen schuld?
- In der Stadt dreht sich alles nur um die Chemie. Kein Problem, das Gewerbe kann ja ins Baselbiet übersiedeln. Und innovative Start-Ups brauchen wir auch keine, unternehmerisches Denken haben wir schon lange an die internationalen Konzerne hinter ihrer Campus-Mauer delegiert.
- In Baselland kann die Regierung nicht einmal alle beschlossenen Ausgabenposten zusammenzählen, plant aus Kantönligeist jahrelang alleine und umsonst ein neues Millionenspital – und wenn man schlussendlich keine Finanzen mehr hat, dann werden die Kulturinteressierten, Studierenden und Junkies halt nach Basel geschickt.
- Bei der Pflege der ländliche Idylle merkt man im Baselbiet gar nicht, dass die modernen Dienstleistungen dieser Region wie IT, Web, Kommunikation oder Medien bereits nach Zürich abgewandert sind.
Endlich mit anderen Agglomerationen gleichziehen
Ja, diese kleinkarierten und realitätsfremden Grenzen vernebeln uns die Sinne fürs Ganze. Niemand sagt den ländlichen Gebieten, dass nicht sie die Agglomeration finanzieren, sondern umgekehrt. Niemand sagt den Städtern, dass es nicht nur zwei Weltkonzerne, Kultur und Beizen braucht, sondern auch Gewerbe und Unternehmertum. Die Agglomerationsgemeinden müssen endlich aus ihrem Schneckenhaus kommen und aktiv demokratische Politik für das Ganze mitgestalten.
Und die ganze Region muss endlich mit den anderen Schweizer Stadt-Regionen gleichziehen und mit ihrem ganzen Gewicht das in Bern bereitliegende Geld einfordern und abholen – für Velowege, für die Entwicklung der S-Bahn, für einen modernen Bahnhof, einen neuen Rheinhafen, für die Uni, für die Ansiedlung Schweizer Institutionen, für Forschungs- und andere Projekte.
Unsere Kontrahenten sind nicht in Kleinhüningen oder Liestal
Die Politik und die ganze Region braucht ein Wachschütteln. Machen wir es dem FC Basel nach, der schon lange eine Institution für die ganze Region geworden ist und der weiss, wo unsere (auch internationalen) Kontrahenten sitzen. So sagt Beni Huggel: «Es wäre doch toll, wenn es neben (…) Bern und Zürich einen vereinigten Kanton Basel gäbe.»
Die Spieler des FC Basel mit Benjamin Huggel feiern den Meistertitel im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 23. Mai 2012. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: GEORGIOS KEFALAS)
Im Frühjahr legte der Grosse Rat einen Bericht zum Stand der Fusionsbemühungen und zu den verschiedenen Positionen vor. Am 28. September stimmen die Bürgerinnen und Bürger von Baselland und Basel-Stadt über den Gegenvorschlag zur Prüfung der Fusion ab.
Lukas T. Schmid ist Basler und hat die Gruppe «Ein FCB – ein Basel» gegründet. Er war über 20 Jahre Mitglied der Geschäftsführung bei der ÖKK und der Sympany.