Der Polin Bozena Domanska, die wegen ihres Kampfs um bessere Arbeitsbedingungen für Care-Migrantinnen für den «Prix Courage» nominiert ist, wurde gekündigt. Die Gewerkschaft vpod bezeichnet die Kündigung als missbräuchlich.
Bozena Domanska hat mit ihrem Schritt an die Öffentlichkeit anfangs dieses Sommers für Schlagzeilen gesorgt: Die Polin zeigte an ihrem eigenen Beispiel auf, dass in der Altenpflege einiges im Argen liegt. Insbesondere, was die Arbeitsbedingungen der sogenannten Care-Migrantinnen betrifft. Diese – meistens stammen die Frauen aus Osteuropa – betreuen hilfebedürftige Senioren in deren Zuhause. Oft rund um die Uhr. So damals auch die 43-jährige Domanska.
Der Kragen platzte ihr, als ihr damaliger Arbeitgeber, eine private Basler Spitexfirma, ihr nach dem Tod ihres bisherigen Klienten einen neuen Arbeitsplatz zuwies, wo sie statt wie bisher eine gleich zwei Personen betreuen sollte. Zum gleichen Lohn. Sie weigerte sich und wurde entlassen. Mit Hilfe eines Anwalts erkämpfte sie vor der Schlichtungsstelle eine Entschädigung von 7000 Franken für geleistete Überstunden. Und sie beschloss, wie sie den Medien damals sagte, sich fortan für die Besserstellung der Betreuerinnen in Privathaushalten einzusetzen. Zu diesem Zweck gründete sie gemeinsam mit anderen Care-Migrantinnen und mit der Unterstützung der Gewerkschaft vpod das Netzwerk Respekt@vpod – als Anlaufstelle für Berufskolleginnen.
Wegen ihres Engagements wurde Bozena Domanska bald einmal von den Medien als «Stimme» der Care-Migrantinnen wahrgenommen. Nicht nur lokale Zeitungen berichteten über die Frau, die Missstände in der Altenpflege zur Sprache gebracht hatte, auch im Schweizer Fernsehen hatte sie mehrere Auftritte. Als der «Beobachter» Mitte August bekanntgab, dass er die «mutige Alterspflegerin aus Basel» auf die Liste der Nominierten für seinen jährlich verliehenen «Prix Courage» gesetzt hat, erstaunte das wohl niemanden.
Exklusivrecht für das Schweizer Fernsehen
Im Gegensatz zu der Nachricht (siehe Rückseite des Artikels), die nun die Schweizer Medienschaffenden vom vpod erhalten haben: Die private Betreuungsfirma, bei der Bozena Domanska derzeit für stundenweise Einsätze angestellt ist, habe ihr gekündigt. Für die Gewerkschaft ist der Grund klar: «Weil sie sich öffentlich für Anstellungsbedingungen nach den hier geltenden Gesetzen einsetzt», schreibt sie in der Medienmitteilung. Deshalb wolle man am kommenden Dienstag vor dem Sitz der Firma gegen die «missbräuchliche Kündigung» protestieren.
Unsere Nachfrage nach weiteren Einzelheiten wurde vom vpod mit dem Verweis auf diese Aktion abgeblockt. Die Medien würden dann vor Ort informiert. Diese Informationssperre scheint jedoch nicht für alle Medien zu gelten: Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, berichtet das Schweizer Fernsehen bereits heute Freitagabend in der Nachrichtensendung «10 vor 10» über die Kündigung. Darauf angesprochen, hiess es von Seiten der Gewerkschaft: Man habe dem Schweizer Fernsehen ein Exklusivrecht eingeräumt.
Viel mehr zu erfahren war auch beim Arbeitgeber von Bozena Domanska nicht. Man äussere sich grundsätzlich nicht öffentlich zu Personalentscheiden, aber soviel könne man sagen: Die Kündigung von Domanska habe absolut nichts mit ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit zu tun.