Gefängnis für schwangere Deserteurin

Wegen Fahnenflucht aus dem Irak-Krieg muss Kimberley Rivera zehn Monate in ein US-amerikanisches Militärgefängnis. Sie ist die erste Frau, die in den USA der Desertion aus dem Irak-Krieg für schuldig befunden worden ist.

Die ehemalige Soldatin Kimberly Rivera muss ins Gefängnis. Sie setze sich mit ihrer Familie ab, als sie ein zweites Mal für einen Einsatz im Irak aufgeboten wurde. (Bild: Aaron Vincent Elkaim)

Wegen Fahnenflucht aus dem Irak-Krieg muss Kimberley Rivera zehn Monate in ein US-amerikanisches Militärgefängnis. Sie ist die erste Frau, die in den USA der Desertion aus dem Irak-Krieg für schuldig befunden worden ist.

Zu zehn Monaten Gefängnis verurteilte ein Militärgericht in Colorado die 30jährige Gefreite der US-Armee – 16 Monate nachdem der Krieg für die USA offiziell vorbei ist. Rivera ist die erste Frau, die in den USA der Desertion aus dem Irak-Krieg für schuldig befunden worden ist. Vor ihr mussten mehrere Männer wegen desselben Vergehens in Militärgefängnisse gehen.

Kimberley Rivera schob bereits mehrere Monate Wache vor der US-Basis «Loyality» am Rand von Bagdad, als sie einem Militär-Kaplan im Irak ihren Gewissenskonflikt eröffnete. Die junge Frau sprach mit dem Geistlichen über ihre Ernüchterung über die US-Mission im Irak, und darüber, dass sie unmöglich auf Kinder schiessen könne. Der Kaplan sagte ihr nichts von der Möglichkeit, auch nach einer Entsendung in ein Kriegsgebiet noch den Kriegsdienst zu verweigern. Wie alle gegenwärtigen US-Soldaten ist Kimberley Rivera freiwillig zum Militär gegangen.

Mit Familie nach Kanada geflohen

Am Ende ihres ersten Jahres im Irak-Krieg fuhr Kimberley Rivera 2007 auf Heimaturlaub in die USA. Als sie dort erfuhr, dass sie erneut in den Irak geschickt werde, floh sie mit Mann und Kindern nach Kanada. Damit beging sie nicht nur Fahnenflucht, sondern setzte sich auch «unautorisiert» nach Kanada ab. «Wie lange wollten Sie in Kanada bleiben?», fragte der Richter, Oberstleutnant Timothy Grammel, in Fort Carson die Angeklagte. «So lange wie möglich», antwortete Kimberley Rivera: «Ich wollte meinen Job für immer verlassen». Ihr ziviler Anwalt James Matthew Branum argumentierte, möglicherweise seien «Leben gerettet worden, weil ein unverlässlicher Kampfsoldat nicht zum Dienst zurück gekehrt ist.» Doch damit konnte er die Verurteilung auch nicht verhindern.

In Kanada stellte Kimberley Rivera einen Asylantrag. Diesen lehnten die kanadischen Behörden aber ab. Auch ihr Folgeantrag für eine Aufenthaltsgenehmigung blieb chancenlos. Selbst eine Petition, ihr ein Bleiberecht aus humanitären Gründen zu geben, blieb erfolglos. 19’000 Menschen haben die Petition unterzeichnet. Unter anderem setzten sich der südafrikanische Bischof Desmond Tutu und die US-Gruppe «Veterans for Peace» für die junge Frau ein.

Ende 2012 schob Kanada Kimberley Rivera in die USA ab. Noch an der Grenzübergangsstelle in die USA wurde sie verhaftet. Seither sind ihr behinderter Mann und die gemeinsamen vier Kinder allein. Das fünfte Kind wird im Gefängnis zur Welt kommen.

Noch rund 200 Deserteure sind in Kanada

Im Vietnam-Krieg war Kanada die wichtigste Zuflucht für zig-tausende US-Amerikaner, die nicht kämpfen wollten. Viele bekamen damals die kanadische Staatsangehörigkeit. Erst nachdem sich US-Präsident Jimmy Carter in den 70er Jahren für eine Amnestie entschied, kehrte die Mehrheit von ihnen in die USA zurück. In den vergangenen zwölf Kriegsjahren sind wieder zahlreiche US-amerikanische Soldaten in das Nachbarland geflohen. Gegenwärtig halten sich rund 200 US-Kriegs-Deserteure dort auf. Doch unter der Regierung des konservativen Premierministers Stephen Harper, dessen Politik der von Ex-Präsident George W. Bush ähnelt, nicht jener von Barack Obama, haben sich die Verhältnisse in Kanada radikal geändert.

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