Gefordert: Michel Asmus, Tankwart

Seine Kunden schätzen, dass er sich die Finger für sie dreckig macht: Michel Asmus ist einer der letzten Tankwarte in Basel. 

Der Tankwart - Michel Asmus ist einer der letzten seiner Art. Er zapft für seine Kunden an der Kannenfeldstrasse 3 das Benzin. (Bild: Nils Fisch)

Seine Kunden schätzen, dass er sich die Finger für sie dreckig macht: Michel Asmus ist einer der letzten Tankwarte in Basel. 

Michel Asmus steht geduldig vor den Zapfsäulen und wartet. «Manchmal», sagt der Elsässer fast entschuldigend, «kommt ewig niemand, dann plötzlich eine ganze Kolonne.» Asmus ist einer der letzten Tankwarte in Basel. Tanken, Scheiben putzen, Pneus pumpen, Öl kontrollieren – sein Service beginnt mit einem «Bonjour» und endet mit einem «Merci und au revoir».

Je teurer das Benzin in Basel wird, umso mehr Kunden kommen an der Kannenfeldstrasse 3 vorbei. Die Benzin Fuchs AG verspricht das «billigste Benzin der Region». An diesem Tag kostet Bleifrei 1.87 Franken. «Seit ich vor fünf Wochen angefangen habe, geht der Preis hoch», sagt Asmus. Inzwischen kostet der Sprit bereits 11 Rappen mehr als noch im Februar.

Die Panik unter den Autofahrern wächst täglich: In ­Israel demonstrieren sie bereits, in Deutschland verlangen sie nach «Preiserhöhungsbremsen». Die Benzinpreise steigen aber täglich weiter und Entspannung ist vor ­Ostern nicht zu erwarten. Die Ölkonzerne schrauben erfahrungsgemäss pünktlich zur Reisewelle nochmals am Preis. Hochsaison für den Tankwart.

Asmus hat den vom Aussterben bedrohten Job nicht ganz freiwillig gewählt. 11 Jahre arbeitete er bei Swissmetal, dann stand er plötzlich auf der Strasse. Dass er nun seit fünf Wochen Benzin zapft, ist aber kein Zufall. Seine beiden Brüder arbeiteten über 20 Jahre für die Firma. «Nun bin ich an der Reihe.»

Die Autofahrer kommen nicht nur wegen dem billigen Sprit. «Die Kunden schätzen es, dass meine Hände nach Diesel stinken und nicht ihre», sagt der 43-Jährige in seinem charmanten Elsässerdeutsch und lächelt. Asmus mag seinen neuen Job. Die Kunden spüren und schätzen das – so sehr, dass sie manchmal die eingesparten Benzinkosten gleich wieder als Trinkgeld abgeben.

Dass er plötzlich wieder auf der Strasse steht, muss Asmus nicht fürchten. Seit 55 Jahren tankt ein Wart an der Kannenfeldstrasse 3, und geht es nach Chef Eduard Fuchs, wird dies noch lange so bleiben. Der 85-Jährige hat in der Vergangenheit lieber auf moderne Zapfsäulen und Renovationen verzichtet als auf Service und günstiges Benzin. Asmus kann geduldig auf die Blechlawine vor Ostern warten.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 06.04.12

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