Gefordert: Mira Langegger

Mira Langegger ist Fachexpertin für Saatgut bei Pro Specie Rara in Aarau. Sie muss den Umzug der Samenbibliothek, die in einem Luftschutzkeller lagert, in die Brüglinger Merian-Gärten bei Basel koordinieren.

Hüterin alter Samen Mira Langegger ist Samenbibliothekarin der Stiftung Pro Specie Rara, die sich für den Schutz gefährdeter Nutztierrassen und Kulturpflanzen einsetzt. (Bild: Michael Würtenberg)

Mira Langegger ist Fachexpertin für Saatgut bei Pro Specie Rara in Aarau. Sie muss den Umzug der Samenbibliothek, die in einem Luftschutzkeller lagert, in die Brüglinger Merian-Gärten bei Basel koordinieren.

Noch verbringt Mira Langegger einen Teil ihrer ­Arbeitszeit in einem Luftschutzkeller in Aarau. Bald wird sie diesen Ort gegen einen zwölf Meter langen Container bei Basel tauschen. Aussicht gibt es dann zwar noch immer nicht, aber viel bessere Bedingungen für ihr Arbeitsmaterial.

Langegger ist Samenbibliothekarin von Pro Specie Rara. Sie verwaltet die Samen von über 1500 Sorten alter und ­rarer Schweizer Garten- und Ackerpflanzen und verwahrt sie feinsäuberlich beschriftet in kleinen Säckchen in alten Museumsschränken. Das ganze Material wird in den kommenden Monaten in die Brüglinger Merian-Gärten bei Basel gezügelt. «Dann haben wir endlich die Möglichkeit, unsere Pflanzen vor Ort anzubauen und sie zu beschreiben.»

Langegger plant die grosse Züglete mit Hochdruck. Sie reist herum, um zu erkunden, wie andere Bibliotheken ihre Samen lagern. Denn wenn die Zügelkisten einmal gepackt sind, darf nichts mehr schiefgehen: Von manchen Sorten hat sie die letzten Samenkörner in ihrer Obhut.

Soeben ist sie von der Millennium Seedbank in London zurückgekommen – mit guten Hinweisen: «Die Wissenschaftler dort haben erkannt, dass die Samen vor allem trocken gelagert werden müssen. 15 Prozent Luftfeuchtigkeit sind ideal. Dafür darf es ruhig etwas wärmer sein, als wir bisher gedacht haben.» Langegger war von einer Lagertemperatur von acht Grad ausgegangen. «Dann hätte ich allerdings nicht lange in der Nähe der Samen arbeiten können. Gerade im Frühjahr muss ich täglich stundenlang Sorten heraussuchen und verschicken», berichtet sie. Alle Arbeitsabläufe hätten neu organisiert werden müssen.

Jeder neue Ort ist allerdings besser als der heutige Luftschutzkeller. Hier sind Temperatur und Feuchtigkeit kaum regulierbar. Zum Vorteil unerwünschter Gäste: «Immer wieder finden wir Bohnenkäfer in den Samenschubladen. Wahrscheinlich haben sich die Käfer in den alten Schub­laden festgesetzt. Ich hoffe sehr, dass ich sie mit der Züg­lete loswerde.»

Künftig werden die Samen auf offenen Gestellen in ­Plastikkisten gelagert. Die Kisten sollen luftdurchlässig und beschriftbar sein, und sie müssen die richtige Grösse haben. Noch immer hat Langegger nicht die optimalen ­gefunden. Und es muss genug Platz bleiben für Neues. «Ge­rade erst habe ich einen Anruf aus einem ehemaligen Kloster bekommen», sagt Langegger. «Dort hat man Gar­ten­geräte und Samen auf dem Estrich gefunden. Bin gespannt, was das gibt.»

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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 29.06.12

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