Der Gemeinderat in Aesch kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Heckenkrieg und der umkämpften Wahl der Gemeindepräsidentin haben nun überraschend Ivo Eberle (CVP) und Silvia Büeler (SP) den Rücktritt erklärt.
Marianne Hollinger ist voller Zuversicht gewesen. «Der Gemeinderat wird nach der Wahl so rasch wie möglich gemeinsam wieder an einem Strick ziehen», sagte die FDP-Gemeindepräsidentin vor der Präsidiumswahl im Juni. Die heftige Kritik an ihrer Person und ihrem Führungsstil von der Geschäftsprüfungskommission, den Verwaltungs-Mitarbeitern und – mit Ausnahme ihres FDP-Kollegen Bruno Theiler – des gesamten Gemeinderates tat sie als Wahlkampf-Gebrüll ab. Aesch vertraute ihr und wählte sie erneut. Nur knapp sechs Wochen nach ihrer Wiederwahl haben nun gleich zwei Gemeinderäte den Rücktritt erklärt. Wie «OnlineReports» berichtet, stellen Ivo Eberle (CVP) und Silvia Büeler (SP) ihren Posten per Ende Jahr zur Verfügung.
Büeler, welche im Juni für das Amt als Gemeindepräsidentin kandidierte, damit Marianne Hollinger nicht still wieder gewählt wird, nimmt in der Begründung ihrer Demission deutlich Bezug auf die immer noch schwierige Stimmung im Gemeinderat: Das «fehlende Vertrauen zwischen Präsidium und mir» sei «keine Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit, die es braucht, um kommende Aufgaben auf eine gute und positive Art anzugehen», zitiert «OnlineReports» aus dem Brief.
Eberle tritt aus Zeit-Gründen zurück
Eingereicht hat Büeler den Rücktritt vor zwei Wochen. «Ich bin in Klausur gegangen und habe mir den Schritt gut überlegt», sagt sie zur TagesWoche. Einfach sei ihr der Entscheid nicht gefallen. «Die angespannte Situation ist aber zu belastend geworden.» Es sei ein Zustand gewesen, den sie nicht mehr bereit gewesen sei, zu ertragen. Es sei kein Entscheid gegen das Amt, sondern der Versuch, einen Neuanfang zu ermöglichen. «Vielleicht ändert sich die Situation im Gemeinderat nach meinem Abgang nun.»
Dass die Situation im Gemeinderat auch nach der Wahl nicht einfach gewesen ist, bestätigt auch SP-Gemeinderat Paul Svoboda. Die FDP habe mit Rücktrittserklärungen Druck auf die Räte ausgeübt, welche sich vor der Wahl gegen Hollinger gestellt hatten. Und auch an der Zusammenarbeit mit Marianne Hollinger habe sich nichts geändert. «Es ist immer noch wie zuvor», so Svoboda. Mit diesem Druck und der Situation versuche jeder klar zu kommen, so gut es geht. «Für Silvia Büeler ist aber nun offensichtlich das Mass des Erträglichen erreicht gewesen.»
CVP-Gemeinderat Ivo Eberle ist am vergangenen Dienstag zurückgetreten. «Für alle überraschend», sagt Svoboda. Der Grund seien aber nicht die Spannungen, sagt Eberle selbst. «Ich habe gemerkt, dass es zeitlich eine zu grosse Belastung ist.» Er habe einerseits seine Familie kaum noch gesehen, andererseits sei die Belastung neben dem Job auch für seine Gesundheit zu viel geworden. «Ich habe gedacht und gehofft, dass ich weitermachen kann, aber nach dem Sommerferien habe ich gemerkt – es geht nicht mehr», so Eberle. In seiner Rücktrittserklärung nimmt allerdings auch er gemäss «OnlineReports» Bezug auf die Situation: Er hoffe, dass die Aescher Einwohner den Gemeinderat künftig wieder «als Einheit» wahrnehmen.
Rivale von Hollinger könnte nachrücken
Zum Handkuss nach dem Rücktritt von Eberle könnte ausgerechnet der ehemalige Gemeinderat Markus Lenherr kommen. Er ist nach dem ausufernden Streit um die Heckenbeschneidung in Aesch im Frühjahr abgewählt worden, gilt als Hauptrivale von Hollinger und räumte erst am 30. Juni seinen Platz im Gemeinderat für Sabrina Häring (FDP). Weil es keine Ersatzwahl gibt, dürfte Lenherr nun als Erster aus der CVP nachrücken. Ob er nur sechs Monate nach seinem Abschied nochmals in den Gemeinderat möchte, hat er noch nicht entschieden. «Die beiden Rücktritte sind auch für mich eine Überraschung, ich habe mir daher noch keine Gedanken gemacht.»
Es sei im Moment auch nicht seine Sache, sondern jene der CVP. «Erst muss sich die Partei Gedanken machen, dann ich», so Lenherr. Für ihn ist das Kapitel im Gemeinderat eigentlich abgeschlossen, wie er sagt. «Ich habe die Türe hinter mir zu gemacht. Ich geniesse es, mehr Zeit für Familie und Job zu haben.»
Marianne Hollinger war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.