Gold, Gold, Gold – drei Verschwörungstheorien

Die Schweiz stimmt über die Goldinitiative ab. Das schillernde Edelmetall bewegt seit jeher die Gemüter und regt die Fantasie an. Drei Gold-Verschwörungen.

«Rettet unser Schweizer Gold» heisst der Slogan der Initiative, über die wir am 30. November abstimmen. Das Thema Gold weckt seit jeher Verschwörungsfantasien. (Bild: zvg)

Die Schweiz stimmt über die Goldinitiative ab. Das schillernde Edelmetall bewegt seit jeher die Gemüter und regt die Fantasie an. Drei Gold-Verschwörungen.

Sei es das Gold des Azteken-Herrschers oder der Schatz der Tempelritter – Gold ist häufig der Stoff, aus dem Verschwörungstheorien entstehen. Was wäre auch geeigneter für Hirngespinste? Gold gibt es seit Jahrtausenden und hat die Menschen seit jeher fasziniert.

Auch im Zusammenhang mit der Goldinitiative, über die am 30. November abgestimmt wird, melden sich Personen aus zwielichtigen Milieus zu Wort. Beispielsweise der ehemalige US-Kongressabgeordnete Ron Paul bekundete Sympathien mit der Initiative und spricht davon, den Eliten im Land eins auszuwischen.

Seine Aussagen bewegen sich jedoch im Dunstkreis von Verschwörungstheorien: Mal ist es die vermeintliche Wahrheit über den 11. September, mal Fakten zur «Papiergeldlüge», die der ehemalige Politiker verbreitet.

Die TagesWoche listet drei abstruse Gold-Theorien:

1. Goldverschwörer in der Schweiz

Die Schweiz verkaufte vor zehn Jahren einen grossen Teil ihres Goldes. Steckt eine Goldverschwörung dahinter?

Die Schweiz verkaufte vor zehn Jahren einen grossen Teil ihres Goldes. Steckt eine Goldverschwörung dahinter? (Bild: Hans-Jörg Walter)

Vor etwa zehn Jahren verkaufte die Schweiz 1300 Tonnen Gold am internationalen Markt – für einige Grund genug, dahinter ein Komplott zu wittern. Das Magazin «Zeiten-Schrift», ein Verschwörungsblatt erster Güte, erklärt, weshalb die «Schweiz zum Hauptziel der Goldverschwörer» wurde.

Verschwörungspostille erster Güte

Verschwörungspostille erster Güte (Bild: zvg)

Anno 1990, so der selbsternannte «Kompass in bewegten Zeiten», konnten die Schweizer Bürger noch sicher sein, dass jeder Franken mit etwa 40 Rappen purem Gold gedeckt war. Dann tauchte der Internationale Währungsfonds (IWF) auf, dem die Schweiz 1992 beitrat. Der IWF, so wird kolportiert, gehört zum Zirkel der amerikanisch-jüdischen Organisationen, die im Hintergrund des Weltgeschehens die Fäden ziehen.

Mit dem Beitritt zum IWF wurde der Schweizer Franken «als letzte Währung von der Golddeckung gelöst» – aus Sicht der «Zeiten-Schrift» eine fatale Entwicklung, weil nun die Schweizerische Nationalbank das bestehende Gold einfach verkaufen konnte. Nun musste der Bundesrat die Verfassung anpassen, was ihm mit einer «beispiellosen Propaganda» auch gelang.

Die Regierung präsentierte einen neuen Verfassungsartikel, an dem man jahrelang gefeilt hatte. «Das Volk hatte aber nur drei Wochen Zeit dieses über hundert Artikel umfassende Werk zu studieren, und stimmte der Vorlage schliesslich zu», konkludiert die «Zeiten-Schrift».

Das alles mit dem Zweck, die Spekulation mit Devisen auch in der Schweiz voranzutreiben – ein erfolgreiches Komplott aus der Sicht der Goldverschwörer.

Fakten-Check: Die Schweiz trat 1992 dem IWF bei, das ist unbestritten. Ebenso unbestritten ist, dass die Goldbindung des Schweizer Frankens mit dem Währungsartikel der neuen Bundesverfassung 1999 aufgehoben wurde. Die «beispiellose Propaganda» und die überhastete Annahme des Artikels gehören hingegen ins Reich der Verschwörungen. Ebenfalls die Rolle des IWF als amerikanisch-jüdische Organisation – ein ewiger Mythos von Verschwörungstheoretikern.

2. Chinas Goldreserven und der Dritte Weltkrieg

Was will China mit dem ganzen Gold anfangen?

Was will China mit dem ganzen Gold anfangen? (Bild: Hans-Jörg Walter)

Seit einiger Zeit kauft China grosse Mengen an Gold. Verschwörungstheoretiker sehen dahinter einen perfiden Plan. Nämlich: Indem China seine Reserven in Gold anlegt und nicht mehr in US-Dollar, wird die amerikanische Währung geschwächt. Ein politisches Seilziehen quasi.

Der Dollar ist die Leitwährung für internationale Transaktionen. Der Ölpreis ist meist in Dollar angegeben und wird auch in Dollar gehandelt. Für Verschwörungsinsider ist der Petrodollar ein zentraler Kampfbegriff, um die globale Bedeutung der USA zu unterstreichen. Wenn der Dollar nun sinkt, bedeutet das einen massiven Machtverlust der USA.

 

Manche gehen soweit zu behaupten, dass die Weltmachtstellung der USA damit fällt und die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) zu einer neuen Supermacht aufsteigen. Die BRIC-Staaten sind dabei, eine eigene Bank zu gründen: die New Development Bank. Diese soll nach der Ansicht von Verschwörungstheoretikern als Rivale zum Internationalen Währungsfonds und zur Weltbank etabliert werden.

Schwarzmaler gehen gar soweit, dass dies den Niedergang der westlichen Welt einläute. Die G20-Staaten verlieren an Bedeutung, die USA verkommen zu einem Drittweltland. Die Folgen: Inflation, Streiks, Revolten – und schliesslich Dritter Weltkrieg.

Pikant ist, dass die Theorie im Internet weit verbreitet ist, was zumindest die Klicks auf Youtube vermuten lassen. Dort wimmelt es von billig inszenierten Videosequenzen, die mit pathetisch klingenden Stimmen unterlegt sind. Und früher oder später fallen immer die Begriffe «Wahrheit» und «Mainstream-Medien».

Fakten-Check: China kauft seit einiger Zeit Goldreserven, so weit so richtig. Ob das jedoch mit einem direkten Machtverlust der USA einhergeht, ist Spekulation. Die BRIC-Staaten wollen eine New Development Bank gründen, die so ähnlich wie der IWF funktionieren könnte, das ist belegt. Dass die Rivalität der beiden Institutionen zu einem Dritten Weltkrieg führen würden, das können nur Hellseher vorhersagen. 

3. Nazigold im Lünersee

Der Legende nach liegen Raubgold und Schmuck auf dem Grund des Lünersees im österreichischen Voralberg, nahe der schweizerischen Grenze.

Der Legende nach liegen Raubgold und Schmuck auf dem Grund des Lünersees im österreichischen Voralberg, nahe der schweizerischen Grenze. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Von einer Verschwörung zur Legende hat es die Geschichte vom Nazigold im Lünersee gebracht. Als die Alliierten Truppen im Zweiten Weltkrieg immer weiter Richtung Konzentrationslager Dachau vordrangen, sammelten die Nazis die geraubte Juwelen, Schmuck und Goldbarren eilig zusammen und packten sie in Munitionskisten.

Die Kisten wurden über München an den Lünersee in Österreich gebracht und dort vergraben. Ein SS-Mann erzählte die Geschichte einem US-Geheimdienstler, der Legende nach verschwand der SS-Mann kurz darauf auf mysteriöse Weise.

Zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am Lünersee ein Staudamm gebaut, die Ufer geflutet. Nun wird der Schatz noch im Lünesee vermutet. Eine Expedition aus den USA sollte die Kostbarkeiten bergen, die Expedition wurde aber eingestellt – die Erfolgschancen waren zu gering.

Fakten-Check: Diese Geschichte ist schwer prüfbar. Das Nazi-Regime hat von Inhaftierten Gold und Schmuck eingesammelt, ob ein Teil davon jedoch im Lünersee gelandet ist, weiss niemand so genau.

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