Grenzerfahrungen bei der Feier für den neuen Achter

Die Eröffnungsfeier der Tramlinie 8 in Weil am Rhein lockte am Sonntag Massen von Schaulustigen aus der ganzen Region an. Wer sich nicht ins Tram quetschen wollte oder konnte, musste sich mit einem Schienen-Spaziergang begnügen.

So eine Dante Schuggi hat nunmal nicht mehr Platz. Da hilft auch Stossen und Schieben nichts. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Die Eröffnungsfeier der Tramlinie 8 in Weil am Rhein lockte am Sonntag Massen von Schaulustigen aus der ganzen Region an. Mit einem derartigen Andrang haben die Organisatoren nicht gerechnet. Wer sich nicht ins Tram quetschen wollte oder konnte, musste sich mit einem Schienen-Spaziergang begnügen.

Um die 200 Menschen warteten zeitweise auf der neuen Trambrücke unterhalb des Zentrums von Weil am Rhein aufs Drämmli. Sie alle waren gekommen, um mit dem neu grenzüberschreitenden Achter zu fahren. Dass sie so viel Zeit mit Warten verbringen würden, damit hatten die wenigsten gerechnet.

Dadurch ergaben sich zum Teil hektische Szenen: So versuchten zum Beispiel Ungeduldige bei der Endstation ein ankommendes Tram bereits vor der Wendeschlaufe zu stürmen. Die Chauffeure versuchten sie davon abzuhalten: «Es gelten für alle die gleichen Regeln», sagte einer. 

Das Fest zur Erweiterung der Tramlinie 8 hat am Sonntag wahre Menschenmassen angelockt: Besucher aus der ganzen Region drängten ins Tram. Für alle war die Fahrt auf der Achter-Linie an diesem Tag gratis; das kam offensichtlich an. Wer sich nicht am Drämmli-Gequetsche beteiligen wollte, dem musste der Anblick eines vorbeifahrenden Trams genügen. Das Drämmli in Weil am Rhein – ein historischer Moment – war ein beliebtes Fotosujet. 

Den Sturm der Begeisterung bekam auch der zuständige Basler Regierungsrat Hans-Peter Wessels zu spüren. Er kam zu spät ins Kulturzentrum Kesselhaus zur Vernissage des Buchs «Tram 8 – grenzenlos», mit dem das Tiefbauamt Basel-Stadt die Pioniertat feierte. «Eigentlich ist es ja meine ideale Tramlinie, die mich von meinem Zuhause beim Neuweilerplatz ohne Umsteigen bis nach Weil führt», sagte er.

«Diesen Ansturm hat niemand erwartet»

Statt bis zu einer halben Stunde an der Haltestelle zu warten, entschieden sich einige zu Fuss zu gehen. Weil am Rhein war am Sonntag somit nicht nur Tramfahrt-, sondern auch Fussgängerstadt: Immerhin führten alle Wege entlang der neuen Tramschienen.

«Diesen Ansturm hat niemand erwartet», sagte Tina Finazzi, die als Kundenberaterin an einem Infostand der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) arbeitete. Das Angebot der kleinen Geschenke hielt der Nachfrage nicht lange stand: Neben Tram-8-Lollipops und Broschüren gab es bis am Mittag auch 8er-Läggerli und -Bonbons. «Aber das ist alles weggegangen wie frische Weggli.»

Die BVB waren an drei der vier Festplätze präsent, um letzte Unklarheiten zur grenzenlosen Tramfahrt zu klären. Brennendstes Thema seien die Ticketpreise gewesen: «Viele waren verunsichert darüber, wie die Bezahlung mit U-Abo oder Halbtax-Abo funktioniert», sagte Finazzi. Und erklärte nochmals zum Mitschreiben: «Das Halbtax-Abo gilt nur auf der Hinfahrt von Basel, das U-Abo für beide Fahrten

Dorffest-Stimmung in Friedlingen

Sorgte das Gedränge in den Trams bei den einen für Unverständnis, nutzten andere den Anlass tatsächlich fürs Feiern. Zum Beispiel auf dem Hüninger Platz: Ein solches Fest habe es in Friedlingen schon länger nicht mehr gegeben, waren sich hier viele einig. «Das mit dem Tramfahren hat zwar nicht geklappt, dafür ist jetzt das Feiern umso besser», sagte eine Weilerin gelassen.

Auf der Bühne sorgten regionale Bands für musikalische Unterhaltung, rund um den Platz war ein Weihnachtsdorf aufgebaut. Hier verkauften lokale Vereine und Schulen Gebasteltes und Gekochtes. «Es gibt hier schon einmal im Jahr ein Fest, aber so gut wie das heute sind diese nicht besucht», erklärte ein Besucher.

«Wir sind noch nie so viel gelaufen wie heute», lautete bei Dämmerung das Fazit von zwei älteren Weilerinnen. Ein Fazit, das sie mit vielen Festbesuchern teilten. Und trotzdem seien sie froh, dabei gewesen zu sein bei diesem historischen Moment. Das Tram werden sie künftig dann doch nicht so oft brauchen, gaben sie zu. «Aber zum Beispiel in den Basler Zoo wollte ich schon lange wieder einmal. Dort war ich seit zehn Jahren nicht mehr.» 

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