Der Afrika Cup soll zur globalen Marke aufgebaut werden. Da ist es nicht förderlich, dass viele Spieler mit grossen Namen gar nicht teilnehmen, weil ihre Teams die Qualifikation verpasst haben. Das Turnier in Südafrika dauert vom 19. Januar bis 10. Februar.
Die «Coupe Afrique des Nations» ist das Aushängeschild des afrikanischen Fussballverbandes CAF. Sie ist Haupteinnahmequelle der CAF und kämpft um vermehrte Aufmerksamkeit bei Medien und Weltöffentlichkeit. Auch darum wurde der alle zwei Jahre stattfindende Afrika Cup von den geraden auf die ungeraden Jahre verschoben, in denen bereits Welt- oder Europameisterschaften stattfinden.
In unseren Breitengrade war das Turnier bislang ein Anlass, der jeweils nach der Winterpause den Fussballentzug linderte. Etwas Exotik, viel Getröte, wenig Zuschauer und ein Fussball, der manchmal schnell, muskulös und irgendwie sonderbar, dann plötzlich knüppelhart, unbedarft und immer noch sonderbar daher kam. Doch nun soll der Afrika Cup als eigenständige Marke wahrgenommen und qualitativ verbessert werden.
Kaum ein Team wächst zum funktionierenden Kollektiv heran
Natürlich ist das Vorhaben ein Papiertiger. Um ihm Zähne wachsen zu lassen, müssten viele Dinge zusammenpassen. Und da liegt das Problem: Der afrikanische Fussball steckt in einer Strukturkrise. Es finden kaum erwähnenswerte Entwicklungen statt. Die nationalen Meisterschaften stagnieren. Die Nachwuchsförderung ist praktisch durchgehend kommerzialisiert. Und konkurrenzfähige Nationalteams werden nicht systematisch aufgebaut, da die besten Spieler bereits im Ausland anheuern, bevor sie in ihrer Nationalmannschaft zu einem funktionierenden Kollektiv zusammenwachsen konnten.
Neben der offiziellen Webpräsenz, die auf Französisch, Arabisch und Englisch (am Freitag noch mit kryptischen Zeichenfolgen) angeboten wird, bietet die Seite Afrika-Cup.de viele Informationen auf Deutsch, ausserdem macht sich die BBC immer wieder um die Berichterstattung über den afrikanischen Fussball verdient.
Live kann der Afrika Cup am TV via Eurosport verfolgt werden. Der Sender überträgt in der Gruppenphase zwei Partien pro Tag (zu den Sendedaten).
So kam es schon in der Qualifikation zur Austragung 2012 zu einem flächendeckenden Favoritensterben. Vier von sechs WM-Teilnehmern von 2010 scheiterten in der Qualifikation. Und dieses Jahr geht es im gleichen Stil weiter. Ägypten ist wieder nicht dabei, Senegal hatte das Pech, auf die Elfenbeinküste zu stossen und ist ebenfalls weg. Südafrika ist wohl nur dabei, weil es das Heimteam stellt, und Kamerun hat nach dem Ausscheiden gegen die Kapverden wohl einen historischen Tiefpunkt erreicht.
Ohne seine Stars wird der Africa Cup nicht zur globalen Marke
Doch auf Dauer ist der Fussball, vor allem wenn er sich global als Marke positionieren will, auf seine Stars angewiesen. Es ist der internationalen Wahrnehmung des afrikanischen Fussballs wenig förderlich, wenn die Eto’os, Obis, und Aboutraikas fehlen. Und stattdesen namenlose Kicker aus Portugals unteren Divisionen, aus der deutschen Regionalliga, oder der drittklassigen englischen League One auf der Bühne des Afrika Cup zur Regel werden.
Sambias junge, flinke Crew entzückte die Fans vor einem Jahr mit ihrer taktischen Flexibilität und einer afrikanisch geprägten Form des Fussballspiels. Den Titel zu verteidigen, dürfte allerdings schwierig werden. Der französische Coach Hervé Renard findet, seine Mannschaft, Spitzname «Gewehrkugeln», sei besser aufgestellt als vor Jahresfrist. Dagegen spricht, dass Sambia in der Vorbereitung kein einziges Testspiel gewinnen konnte.
Nigeria und Südafrika, beide in letzter Zeit alles andere als auf einer Erfolgswelle reitend, fallen eher durch zurückhaltende Wortwahl als durch grossspurige Reden auf. Man will die Spieler nicht durch überhöhte Ansprüche unter Druck setzen. «Neuanfang» lautet bei beiden das ach so oft bemühte Cliché.
Ghana ohne Inkoom aber mit Chancen
Die nordafrikanischen Vertreter Marokko, Algerien und Tunesien werden wie immer mit disziplinierten Teams zum kontinentalen Kräftemessen erscheinen. Der Einzug in den Viertelfinal ist ihr Minimalziel.
Das Potential zum Favoriten hat hingegen Ghana, das ohne den ehemaligen Basler Samuel Inkoom antritt, der kein Aufgebot erhalten hat. Ghana zeigt seit einigen Jahren starke Ansätze. Wirkliche Erfolge kann das Team allerdings noch keine vorweisen.
Überraschungsteam 2013 könnte der Kongo werden. Dort baut der ausgewiesene französische Afrikaspezialist Claude LeRoy seit 2011 in aller Stille an einem Team, das sich auf ein starkes Fundament des zweimaligen afrikanischen Championsleague-Siegers «Toutpuissant Mazembe Englebert», aus der Stahlstadt Lubumbashi und auf ein paar ausgewählte Europaprofis stützt.
Das muss der Cup der ivorischen Elefanten werden
Und wenn Leichtgewichte und Favoriten erst einmal der Reihe nach abgehakt sind, dann bleiben nur noch die ivoirischen Elefanten übrig. Dies muss ihr Turnier sein. Sie haben Klasse und Masse, und sie verfügen über das nominell bestbesetzte Kader an diesem Afrika Cup. Im Mittelfeld hält Yaya Touré, der aktuelle afrikanische Spieler des Jahres die Fäden zusammen, und vorne versetzt Didier Drogba gegnerische Abwehrreihen in Panik.
2012 gewann Drogba bei seiner letzten Gelegenheit die Champions League. 2013 ist der «Cup of Nations» seine letzte Chance auf den afrikanischen Titel. Und die wird er nutzen – wetten?