Die Gruppe «Rettet Basel!» rief zu einer Anti-BaZ-Kundgebung auf dem Theaterplatz auf – und rund Tausend Menschen kamen. Die Botschaft: «Wir wollen keine SVP-Zeitung!»
Ein aussergewöhnlicher Samstagnachmittag auf dem Theaterplatz. Wo sich sonst Jugendliche mit Skateboards herumtreiben, standen hunderte – vorwiegend – grauhaariger Menschen. Ausgestattet mit Transparenten («Die BaZ als Hydra: immer neue Köpfe!») klatschten sie denjenigen zu, die öffentlich aussprachen, was sie selber denken. «Wir hätten lieber eine BaZ, die einem Zürcher Verleger gehört, als eine BaZ, die Zürcher Politikern gehört», sagte SP-Nationalrat Beat Jans. «Wir wollen keine SVP-Zeitung!» «Hört auf, uns ständig anzulügen!» Die eigentliche Botschaft des Nachmittags aber drang mit diesem Satz aus dem Munde Beat Jans‘ durch: «Kein Unternehmen behält einen Chef, der permanent seine Kundschaft beleidigt.»
Kurz: Solange «Blocher-Intimus», «Missionar» und «Chef-Ideologe» Markus Somm das Ruder in der Hand behält, bleibt die BaZ eine rechte Zeitung, so der Tenor, die Überzeugung – und die Angst der Redner und Demonstranten. Daran änderte auch sein Leitartikel mit dem Titel «Wohin steuert die BaZ?» nichts.
«Gruselkabinett» an der Spitze
BaZ-Chefredaktor Markus Somm schreibt in Ausgabe vom Samstag, die Zeitung werde alle Meinungen zulassen – egal, ob er diese teile oder nicht. Die Befürchtung vieler ehemaliger und (Noch-)Leser aber ist, dass das Gegenteil eintritt und die BaZ offiziell zum Sprachorgan der politischen Rechten wird – jetzt, da klar ist, wer dahinter steckt. Nämlich ein «Gruselkabinett», wie Historiker Georg Kreis den neuen BaZ-Verwaltungsrat bezeichnet.
Kreis war an der Anti-BaZ-Kundgebung der einzige Redner, der als FDP-Mitglied den Bürgerlichen zugeordnet werden kann. Was er zu sagen hatte, deckte sich mit dem, was all die anderen Menschen denken, die keine Blocher-BaZ wollen. Es sei einer Demokratie unwürdig und ein «Trauerstück», dass die BaZ so lange von «Dunkelmännern» beherrscht worden sei. Applaus. Viel Applaus.
Die Kritiker von Markus Somm nehmen sich das Recht heraus, die Frage «Wohin steuert die BaZ?» selber zu beantworten. Und zwar so: Basel sei ein zufälliges Opfer einer Gruppe von Menschen, die dabei sei, eine rechtskonservative Presse aufzubauen, sagte der ehemalige SP-Nationalrat Ruedi Rechsteiner. Bei der BaZ könne man sich nicht mehr auf eine faire Berichterstattung verlassen, sie sei ein politisches Projekt. Seine Konzequenz: «Ich habe vor wenigen Tagen mein BaZ-Abo gekündigt, weil ich nicht als Blochers Pausenclown dastehen will.» Ausserdem werde er nicht mehr für die Zeitung schreiben. Applaus, Viel Applaus.
«Niemand muss die BaZ lesen»
Soziologe Ueli Mäder zeigte in seiner Rede die Absurdität der Entwicklung rund um die BaZ auf: Es sei ein «seltsames Verständnis» von Medienvielfalt, einen Mann als «Garant» zu bezeichnen, der mit einer «Politik der Ausgrenzung» bekannt geworden sei. Aber genau so war es: Wieder-BaZ-Besitzer Tito Tettamanti sagte, Blocher würde für Defizite aus dem Druckereigeschäft einstehen.
Zur Erinnerung: Die Proteste gegen die BaZ fingen an, als bekannt wurde, dass Blochers Firma Robinvest ein Mandat bei der BaZ erhalten hat. Damals war noch unklar, ob der SVP-Stratege auch abgesehen von diesem Mandat Einfluss auf die Zeitung hat. Die Forderung nach Transparenz wurde laut. Inzwischen ist klar, dass Blocher involviert ist – und Somm bleibt. Damit haben sich die Forderungen vieler (unter anderem ehemaliger) BaZ-Leser konkretisiert: keine BaZ mit Blocher, keine BaZ mit Somm.
Wobei Georg Kreis in diesem Zusammenhang Tito Tettamanti zitierte: «Niemand muss die BaZ lesen.» Applaus. Noch einmal viel Applaus.