Die GLP Baselland hat nach dem Hearing von Thomas Weber (SVP) und Eric Nussbaumer (SP) einen Entscheid getroffen: Die Partei unterstützt den SP-Kandidaten im Kopf-an-Kopf-Rennen um den Posten des Baselbieter Finanzdirektors.
Eric Nussbaumer hatte nach der ausserordentlichen Parteiversammlung der Grünliberalen Baselland am Dienstagabend allen Grund zur Freude. Er eilte kurz nach 22 Uhr nicht nur mit einem Sparschwein (ein symbolisches Geschenk an den potenziellen Finanzdirektor) unter dem Arm auf den Zug, der SP-Nationalrat sicherte sich auch die Stimmen der GLP für den zweiten Wahlgang um den Posten des Baselbieter Finanzdirektors.
Nach intensiver Diskussion. Die glp unterstützt im Baselbieter RR-Wahlkampf Eric Nussbaumer (@enussbi). twitter.com/Radio_Basilisk…
— Radio Basilisk (@Radio_Basilisk) 19. März 2013
Der Entscheid sei schwierig gewesen, verkündete nur kurz zuvor GLP-Präsident Hector Herzig. Ob der Beschluss knapp ausfiel und wirklich umstritten war, bleibt Parteigeheimnis. Die Medien durften zwar das knapp einstündige Hearing der beiden Kandidaten verfolgen, bei der darauf folgenden Diskussion und Abstimmung, mussten sie aber vor die Tür.
Überraschend war die Wahl der GLP-Basis nicht. Im Gegenteil: Die Partei hatte eigentlich keine andere Wahl (dazu mehr in der Analyse von Matieu Klee). Zwar betonte Präsident Herzig noch in der Einleitung des Abends, dass die Partei sich weder vom Präsidenten der GLP Schweiz beeinflussen lasse (Martin Bäumle sprach sich für eine Wahl von Nussbaumer aus), noch von Medienberichten. «Wir wollen einen Entscheid unserer Basis, einen breit abgestützten Entscheid der GLP Baselland», sagte Herzig. Letztlich kam es aber so, wie es die meisten interessierten Beobachter erwartet hatten.
Kritische Fragen am Hearing
Geschont wurde beim Hearing aber keiner der beiden Kandidaten. Präsident Herzig bohrte während der Fragerunde zum Persönlichen sowohl bei Thomas Weber («Warum ist das Wahlkampf-Video gelöscht worden?», «War es dein Entscheid?», «Was ist darauf zu sehen?») als auch bei Eric Nussbaumer («Du hast gesagt, dir fehlt manchmal der letzte Biss. Braucht ein Regierungsrat das nicht?», «Wie ist das denn zu verstehen?») immer wieder nach.
Im grünliberalen Headquarter. Hier präsentieren sich @enussbi und Thomas #Weber der #GLP-Basis. #Hearing twitter.com/benjaminbruni/…
— Benjamin Bruni (@benjaminbruni) 19. März 2013
Und auch im zweiten Frageblock mit konkreten Sachfragen liess sich Landrat Daniel Altermatt nicht einfach mit Plattitüden abspeisen («Thomas, du sprichst immer vom grossen Budget, dass du managest. Über wie viel Geld kannst du beim Astra eigenständig entscheiden?», «Eric, deine Partei macht im Landrat zahlreiche Vorstösse. Kannst du ungerechtfertige bekämpfen?», usw.). Man merkte: Die Parteileitung hatte sich gut vorbereitet und wollte der Basis beide Kandidaten möglichst präzis in ihren Haltungen und Positionen präsentieren.
@lisamathys @adilkoller die Grünliberalen unterstützen mich – war gutes Hearing.
— Eric Nussbaumer (@enussbi) 19. März 2013
Wie das von der GLP nach ihrem Wahlkampf («Sachpolitik» und «Finanzkompetenz») nicht anders zu erwarten war, hat Gerhard Schafroth der Basis eine Hilfestellung geboten, «um eine möglichst sachliche Bewertung» zu machen: einen Bewertungszettel (im Bild oben), der auch rege genutzt wurde. Ob die Punkte bei der Diskussion tatsächlich auch zur Sprache kamen, bleibt allerdings auch ein Parteigeheimnis.
Empfehlung wichtiger für GLP als für Nussbaumer
Dass die GLP nun mit ihrem Entscheid das «Zünglein an der Waage» im zweiten Wahlgang am 21. April wird, darf bezweifelt werden. «Wir bestimmen letztlich nicht, wohin die 4500 Stimmen von Gerhard Schafroth gehen», sagte Präsident Herzig. Die Wahlempfehlung dürfte letztlich für die Partei wichtiger gewesen sein, als für den Ausgang des zweiten Wahlgangs.
SVP-Kandidat Thomas Weber nahm den Entscheid der Grünliberalen kämpferisch. Er machte aber schon während des Hearings deutlich, dass es eine linke, grüne Partei schon gebe. Mit der Wahlempfehlung für Eric Nussbaumer verlasse die GLP aus seiner Sicht demzufolge ihre Marktlücke. Was wohl so verstanden werden darf: Ihr macht euch selbst überflüssig.
Nichtsdestotrotz erhielt Weber immerhin auch ein Sparschwein – und nicht nur das: Der Schafzüchter konnte sich bereits am Nachmittag über ein neues Lamm im Stall freuen (dabei hatte die GLP aber die Hände nicht im Spiel). Eric Nussbaumer hingegen musste am Abend doch noch eine Niederlage hinnehmen: Ohne ihn als Captain verlor der FC Nationalrat gegen eine (man sagt: blutjunge) Journalistenmannschaft.
az Team (mit drei Frauen) bodigt frauenlosen FC Nationalrat mit 3:1
— AargauerZeitung (@AargauerZeitung) 19. März 2013