Am Gymnasium am Münsterplatz soll das Schwerpunktfach PPP abgeschafft werden. So lautet der Plan der Erziehungsdirektion von Regierungsrat Christoph Eymann. Dagegen protestieren die Lehrkräfte und Schüler des Gyms.
An die 100 Schülerinnen und Schüler versammelten sich am Mittwoch Nachmittag vor dem Erziehungsdepartement (ED) mit Transparenten, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie diskutierten mit Hans Georg Signer, Leiter Bildung des ED, über dessen geplante Streichung des Schwerpunktfaches PPP (Philosophie, Psychologie, Pädagogik) im Zuge der Harmonisierung des Basler Schulsystems.
Signer und Regierungsrat Eymann erläuterten anschliessend vor versammelter Presse, weshalb sie zu dieser Massnahme greifen wollen: «Es geht um alle fünf Gymnasien und darum, das ganze Angebot so zu verteilen, dass deren Existenz gesichert ist», erklärte Eymann. Es sei sein oberstes Ziel, dass kein Standort geschlossen werden müsse.
Signer ging noch weiter ins Detail: «Ab 2016, mit der Reduktion der Gymnasialzeit von fünf auf vier Jahre, werden insgesamt über ein Fünftel weniger Schüler ans Gymnasium gehen». Die Angebotsvielfalt einer Schule hänge von der Schülerzahl ab, deshalb müsse sie reduziert werden. «Unsere Gymnasien sind klein, wir setzen auf eine Vielfalt der Standorte zu Lasten einer Vielfalt im Angebot».
Zu viel Erfolg
Ein Hauptgrund, weshalb diese Massnahme bei Lehrern und Schülern gleichermassen für Empörung sorgt, ist die Erfolgsgeschichte, die das Fach PPP am Gymnasium am Münsterplatz seit seiner Einführung vor fünf Jahren schrieb: Wegen PPP und dem seit drei Jahren angebotenen «International Baccalaureate» (IB) hat die Schule seine Schülerzahl um 71 Prozent gesteigert, «weitgehend auf Kosten der anderen Gymnasien», wie eine Medienmitteilung des ED dies begründet. Damit sei das Gleichgewicht zwischen den Gymnasien gestört, was in einer «Ausweitungsspirale» münde, so Signer. Für die Schüler sei die Ausweitung des Angebots der einzelnen Gymnasien zwar positiv. «Damit steigt aber der Druck auf die einzelnen Schulen, nachziehen zu müssen». Zurzeit seien von allen Gymnasien Anträge zur Ausweitung des Angebots angekündigt oder bestehend.
Deswegen will das ED einschreiten: «Der Wettbewerb zwischen den Gymnasien darf nicht Selbstzweck sein, er muss Mittel zum Zweck sein», so Eymann. Deshalb hielten sie an ihrem Antrag fest, PPP zu streichen. Zusätzlich sollen alle weiteren Anträge der anderen Gymnasien abgelehnt und die Bewilligung für IB am Gymnasium Bäumlihof rückgängig gemacht werden.
Für PPP bedeutet dies folgendes, falls der Erziehungsrat dem Antrag des ED am 17. September zustimmt: Das Schwerpunktfach wird im nächsten Schuljahr noch ein letztes Mal angeboten und die bereits bestehenden Klassen können ihren Abschluss noch machen. Es werden keine Lehrer deshalb ihre Arbeit verlieren. Im Gegenzug schlägt das ED vor, dass das Gymnasium am Münsterplatz künftig das Schwerpunktfach Englisch anbieten kann. Was die Gymnasien künftig anbieten dürfen, hängt vom Erziehungsrat ab, der am 17. September über den Antrag entscheiden wird.
«Keine fachlich-inhaltliche Grundlage»
Die Fachschaft PPP wandte sich in einem Brief (siehe Rückseite) an den Erziehungsrat mit der Bitte, das Schwerpunktfach nicht abzuschaffen. Es gebe keine fachlich-inhaltliche Grundlage für diesen Entscheid. Sie sehen PPP als «Bauernopfer» und werfen dem ED «Planungsfehler» vor. Es sei «ein bedenkliches Signal an die Adresse der Lehrerschaft, wenn Planungsfehler per Dekret durch die Streichung von Schwerpunktfächern korrigiert werden können».
Die Fachschaft kommentiert den Entscheid mit harschen Worten und sagt, die Streichung würde das strukturelle Problem nicht lösen. «Ein Schwerpunktfach durch ein anderes zu ersetzen, das wieder ausschliesslich am Gymnasium am Münsterplatz unterrichtet wird, riskiert die Möglichkeit, die jetzt bestehende Situation zu wiederholen.»
Für Nora Meyer, Lehrerin für Psychologie und Pädagogik am Münsterplatz, könnte die Situation sich sogar noch verschärfen: «In Zukunft wird es nicht einfacher, wenn zusätzlich Baselbieter Schüler gratis nach Basel kommen können.» Meyer spricht damit an, dass ab 2014 das Prinzip der eingeschränkten Freizügigkeit zwischen den Nordwestschweizer Kantonen eingeführt wird, wonach Schüler ihr Gymnasium frei wählen können – solange es Platz hat. Meyer ist enttäuscht vom Vorgehen des ED und sieht nicht ein, weshalb die Streichung von PPP die einzige Möglichkeit sein soll, um das Problem zu lösen: «Es wäre zum Beispiel eine Möglichkeit gewesen, PPP auch an einem anderen Gymnasium anzubieten, dann würden sich die Schüler verteilen.»