Hello-Angestellte kommen unter die Räder

Nach dem Grounding der «Hello» stehen 140 Angestellte vor dem Nichts. Der Verwaltungsrat um den Basler Unternehmer Moritz Suter beschwichtigte zwar, weil die Mittel fehlten, finanziere er deren Sozialplan aus der eigenen Tasche. Doch ausgearbeitet hat der Verwaltungsrat den Sozialplan alleine. Gewerkschaften waren nicht involviert.

Die Flugzeuge der «Hello» bleiben vorläufig am Boden. (Bild: STEFFEN SCHMIDT/Keystone)

Nach dem Grounding der «Hello» stehen 140 Angestellte vor dem Nichts. Der Verwaltungsrat um den Basler Unternehmer Moritz Suter beschwichtigte zwar, weil die Mittel fehlten, finanziere er deren Sozialplan aus der eigenen Tasche. Doch ausgearbeitet hat der Verwaltungsrat den Sozialplan alleine. Gewerkschaften waren nicht involviert.

Das Grounding der von Moritz Suter gegründeten Basler Fluggesellschaft Hello sorgte am Montag für grosse Aufregung (eine ausführliche Presseschau findet sich am Ende dieses Artikels). Doch der Verwaltungsrat beschwichtigte am Montagnachmittag die 140 Angestellten auf dem Flughafen Zürich, für einen Sozialplan habe er gesorgt.

Gemäss CEO Robert Somers sieht dieser folgendermassen aus: Die Löhne werden für insgesamt vier Monate weiter bezahlt, also bis Ende Januar 2013. Doch das Geld für diese Löhne kommt nicht von der Firma, denn selbst wenn der Konkurs vollzogen würde, wären nicht genügend Mittel vorhanden, um die Sozialpläne für die Angestellten zu finanzieren. Beispielsweise könnten die vier Flugzeuge der Hello-Flotte nicht veräussert werden, da diese nicht Eigentum der Gesellschaft sind, sondern lediglich geleast. In die Bresche springt deshalb der Verwaltungrat (VR) mit privaten Mitteln der VR-Mitglieder. «Dieses Engagement des Verwaltungsrates ist rein freiwillig», sagt Somers. Eine solche Verpflichtung sei nirgendwo festgehalten.

Sozialpläne «knapp branchenüblich»

Der Sekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) und SP-Nationalrat Philipp Hadorn ist skeptisch. Er beurteilt die Sozialpläne als «knapp branchenüblich». Die Situation für das «Hello»-Personal wäre aber sicher besser, hätte eine geordnete Sozialpartnerschaft zwischen der «Hello» und der SEV bestanden. Gewerkschaftlich organisiert sind nämlich nur die wenigsten Angestellten. Und das rächt sich jetzt. «Im Rahmen einer Sozialpartnerschaft wäre die Fluggesellschaft verpflichtet gewesen, uns frühzeitig zu informieren», sagt Hadorn als Präsident der Gewerkschaft von GATA, der Sektion Luftverkehr des SEV. Ausserdem wäre SEV-GATA von Anfang an in die Verhandlungen involviert gewesen und hätte dort die Interessen der Angestellten vertreten können. «Dieser fehlende Informationsfluss schlägt definitiv auf die Qualität der Sozialpläne», ist der Gewerkschafter überzeugt.

Gemäss CEO Somers sei eine solche Sozialpartnerschaft zwischen der «Hello» und einer Gewerkschaft noch nie ein Thema gewesen. «Offensichtlich haben unsere Angestellte dies nicht für nötig befunden, denn mir ist nicht bekannt, dass je jemand den Wunsch nach einer gewerkschaftlichen Zusammenarbeit geäussert hat», sagt Somers. Dies liege in der Verantwortung der Mitarbeiter und sei folglich nicht Sache der Geschäftsleitung.

Angeschuldigter Finanzchef weist Vorwürfe von sich

«Hier wurde auf Kosten der Angestellten ein Experiment unternommen», sagt hingegen Gewerkschafter Philipp Hadorn. Die Ausgangslage für eine derart kleine Fluggesellschaft sei schon im Gründungsjahr 2004 alles andere als vielversprechend gewesen. «Diese grosse Abhängigkeit von einzelnen Grosskunden kommt einer Scheinselbständigkeit gleich», urteilt Hadorn. Der Umstand, dass der «Hello»-Verwaltungsrat die Sozialpläne aus der privaten Tasche bezahlt, sei immerhin als Zeichen eines unternehmerischen Verantwortungsbewusstseins zu werten.

Hadorn hatte auch vereinzelt Kontakt mit Angestellten der «Hello», deren Gemütslage beschreibt er als «stark verunsichert». Vor allem die Vorwürfe, die der Verwaltungsrat gegen den ehemaligen Finanzchef erhob, hätten beim Personal für Frustration gesorgt. Dieser beteurt auf Anfrage der TagesWoche seine Unschuld: «Ich möchte festhalten, dass ich den Vorwurf der betrügerischen Machenschaften, inklusive der persönlichen Bereicherung, mit aller Entschiedenheit von mir weise».

 


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