Herzog holt mehr Stimmen als Putin – und jeder Regierungsrat in der Geschichte von Basel

72 Prozent der Wählenden kreuzten Eva Herzog auf ihrem Wahlzettel an. Das ist das beste Resultat seit 1953.

Putin wäre neidisch, wenn er von Herzogs Resultaten hören würde. Die Basler Finanzdirektorin brauchte für ihr Glanzresultat nicht einmal eigene TV-Stationen und Propaganda-Poster.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

72 Prozent der Wählenden kreuzten Eva Herzog auf ihrem Wahlzettel an. Das ist das beste Resultat seit 1953.

Präsidentschaftswahlen in Russland sind eine einseitige Sache. Die Stimmen gehen in der Regel im hohen zweistelligen Prozentbereich an einen einzigen Kandidaten. Seit 2000 ist dies Wladimir Putin – mit einem Unterbruch von vier Jahren. 2000 gingen 53 Prozent der Stimmen an ihn. 2004 erhielt er 71 Prozent und 2012 70 Prozent.

Eine ähnliche Dominanz zeigt die Basler Finanzdirektorin Eva Herzog: Zwar musste sie bei ihrer Neuwahl 2004 mit 44 Prozent Stimmenanteilen in den zweiten Wahlgang. Dann gings jedoch stetig bergauf. 2008 erhielt sie 64 Prozent, 2012 68 Prozent und am vergangenen Wahlsonntag brach sie dann alle Rekorde: 72 Prozent der Wählenden gaben ihr die Stimme.

Bestes Resultat seit 1953 – mindestens

Das ist das beste Ergebnis bei einer Gesamterneuerungswahl des Regierungsrates (im ersten Wahlgang) in Basel-Stadt – mindestens seit 1953. Bis zu diesem Datum konnte die TagesWoche die Daten vom Statistischen Amt einsehen. Für weitere Nachforschungen müsste man ins Staatsarchiv steigen.

Der Kandidat mit dem zweitbesten Ergebnis datiert aus dem Jahr 1964: Franz Hauser (SP) schaffte damals 68 Prozent Stimmenanteile. Der drittbeste ist Alfred Schaller (FDP), der 1953 mit 67 Prozent Stimmenanteilen gewählt wurde. 1953 und 1964 standen jedoch bloss die bisherigen Regierungsräte zur Wahl, die selbstverständlich alle im ersten Wahlgang gewählt wurden.

Einer in Europa ist noch besser als Herzog: der weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko, als «letzter Diktator Europas» tituliert. Er erhielt 83 Prozent Stimmenanteile.

Mit diktatorischen Verhältnissen hat Herzogs Dominanz selbstverständlich nichts zu tun. Herzog braucht für ihre Beliebtheit auch keine Propaganda-Poster oder eigens für sie fabrizierte Jahreskalender. Ihr Resultat erreichte sie mit klingenden Kassen und komplexer Steuerpolitik.

Ausserdem gilt zu beachten: Jeder Wählende konnte sieben Kreuze auf dem Zettel machen. Nicht nur eines wie bei den Präsidentschaftswahlen in Russland oder der Ukraine.

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