Roller- und Motorradfahrer müssen in Zukunft für Parkplätze bezahlen. Geplant sind die kostenpflichtigen Abstellplätze an 36 Standorten. Basel könnte als Beispiel dienen – welsche Städte haben sich bereits informiert.
Die Debatte im Grossen Rat am Mittwoch war heftig, das Resultat am Ende dennoch klar: Roller- und Motorradfahrer müssen in Basel künftig für Parkplätze genau so bezahlen wie Autofahrer. 50 Rappen kostet die motorisierten Zweirad-Fahrer für eine Stunde parkieren. Allerdings nicht überall.
Kostenpflichtige Abstellplätze sind nur am Rand der künftig verkehrsbefreiten Innenstadt geplant, sagte Baudirektor Hanspeter Wessels während der Debatte. Autofrei wird ab Herbst 2013 mehr oder weniger die Altstadt (gelb im Bild oben), zeitgleich mit dem neuen Verkehrskonzept sollen die gebührenpflichtigen Roller-Parkplätze eingeführt werden.
Ungefähre Standorte bekannt
Wo die neuen Roller- und Motorradparkplätze am Rand des autofreien Gebietes genau hinkommen, dazu gibt es bereits Pläne. Vorgesehen sind 36 Standorte – 12 im Kleinbasel, 24 auf der Grossbasler Seite.
Im Kleinbasel sind gemäss Patrik Boser, Projektleiter beim Amt für Mobilität, Parkplätze auf dem Claraplatz, in der Rebgasse, dem Claragraben, im oberen Teil der Clarastrasse, in der Riehentorstrasse sowie der Hammerstrasse geplant.
Wie die «Basler Zeitung» berichtete, haben die Grünliberalen bereits einen weiteren Anzug nachgeschoben. Demnach sollen emissionsarme Fahrzeuge – also Roller mit Elektromotoren, wie Regierungspräsident Guy Morin einen fährt – gratis parkieren dürfen. Den Elektro- vom Benzinroller bei der Kontrolle zu unterscheiden, sei für die Verkehrspolizisten kein Problem. «Den Benzinroller erkennt man am Auspuff und am Benzindeckel», zitiert die Zeitung GLP-Grossrat Aeneas Wanner. So einfach sei dies aber nicht, schreibt die «BaZ»: «Die Benzindeckel befinden sich unter dem Sitz und sind unsichtbar.»
Auf der Grossbasler Seite stehen die kostenpflichtigen Parkplätze am Blumenrain, in der Spitalstrasse sowie rund um die Uni (vorgesehen sind Petersgraben, Bernoullistrasse sowie Spalenvorstadt). Im Raum Steinenvorstadt wird es Abstellplätze an der Steinentorstrasse und beim Steinengraben geben, hinzu kommen Plätze beim Birsig-Parkplatz und bei der Elisabethen-Anlage.
Insgesamt werden 334 Einzelabstellplätze geschaffen. Als Grundlage für die Schätzung, wie viele Parkplätze überhaupt nötig sind, dienten gemäss Jasmin Fürstenberger, Sprecherin beim Bau- und Verkehrsdepartement, Zählungen der bisher in den kombinierten Velo/Motorrad-Feldern abgestellten Motorräder und -roller.
Es soll nicht weniger Velo-Parkplätze geben
Durch die Aufsplittung der bisher kombinierten Parkfelder verschwinden unter dem Strich keine Veloabstellplätze, wie Boser versichert. Da die bisher gemischte Parkplätze im autofreien Bereich nicht mehr als Roller- und Motorradabstellplätze dienen können, entsteht mehr Platz für Velos. Andernorts wird es aber auch weniger Veloplätze geben, da die Rollerplätze 2 Meter auf 1,3 Meter gross werden. «Velos», sagt Boser, «kommen unter dem Strich aber nicht zu kurz – das kann ich versichern.»
Die Kosten für die neuen Rollerparkplätze sind geringer als womöglich vermutet. Der Materialaufwand beträgt für ein Parkfeld mit acht Einzelabstellplätzen gemäss Fürstenberger rund 1600 Franken. Sparen kann sich die Stadt die Kosten für die Sammelparkuhren, sie hat noch auf Lager. Insgesamt kosten die 36 Parkplatz-Standorte die Stadt folglich rund 60’000 Franken (36 x 1600 Franken).
Romandie interessiert am Projekt
Nicht zur Kasse gebeten werden die Töff- und Rollfahrer am Sonntag und abends. Gebührenpflichtig ist das Parkieren von Montag bis Samstag von 8 Uhr bis 19 Uhr. Im Vergleich zu den Autofahrern, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr drei Franken für die Stunde bezahlen, kommen sie also noch günstig weg.
In Parkhäusern sind keine Abstellplätze geplant. «Wir haben uns überlegt, auch dort Parkplätze auch für Roller und Motorräder anzubieten», wird Barbara Neidhardt von Immobilien Baselstadt in der «bzBasel» zitiert (nicht online). Aus technischen Gründen sei eine Umsetzung jedoch kein Thema. So seien beispielsweise die Einfahrtsschranken für Zweiräder «nicht geeignet».
Mit den Parkgebühren für Roller und Motorräder steht Basel in der Schweiz alleine da, dies könnte sich aber womöglich ändern. Andere Städte haben sich bereits über das Projekt informiert, sagt Fürstenberger. «Vor allem Städte in der Romandie sind bisher interessiert gewesen.» Kein Wunder – dort gibt es auch mehr Roller.