Der E-Mail-Beweis ist da: Es war nicht Philipp Hildebrand, sondern seine Frau, die den Kauf von Dollars bei der Bank Sarasin in Auftrag gegeben hat.
Kashya Hildebrand, die Frau des Nationalbankpräsidenten, hat den kritischen Auftrag zum Kauf von US-Dollars am 15. August an die Bank Sarasin gegeben. Dies schreibt die SonntagsZeitung, die nach eigenen Angaben Einsicht in das entsprechende E-Mail hatte. Damit wird die Aussage von Philipp Hildebrand bestätigt: Dieser hatte an der Medienkonferenz am 5. Januar mit Nachdruck erklärt, dass seine Frau, und nicht wie die Weltwoche geschrieben hatte: er selber, den Kaufauftrag erteilt habe.
E-Mail wird morgen offengelegt
Der genaue Wortlaut des E-Mails laut SonntagsZeitung: «Lieber Felix, wie besprochen möchten wir unsere FX-Position von 31 auf 50 Prozent erhöhen.» Mit Felix ist der Kundenberater der Familie Hildebrand bei der Bank Sarasin gemeint, mit FX sind Fremdwährungen gemeint.
Zwei Dinge fallen auf: 1. Kashya Hildebrand schreibt im Plural, was man dahingehend interpretieren kann, aber keinesfalls muss, dass der Auftrag mit ihrem Mann abgesprochen gewesen sei (laut SonntagsZeitung sagen mehrere Quellen, dass dies nicht der Fall gewesen sei und Hildebrand nichts vom Auftrag wusste). 2. Der Auftrag bezieht sich nicht auf einen konkreten Dollarbetrag, der zu kaufen sei, sondern es geht um den relativen Dollaranteil am Portfolio der Hildebrands. Auch dies bestätigt eine Aussage, die Hildebrand an der Pressekonferenz gemacht hatte, nämlich dass die Familie Hildebrand ihre flüssigen Mittel jeweils etwa hälftig in Dollar und Schweizer Franken anlegt und dieser Auftrag dazu gedacht gewesen sei, dieses Verhältnis wiederherzustellen.
Gemäss Der Sonntag will Philipp Hildebrand das E-Mail morgen den Parlamentariern der nationalrätlichen Wirtschaftskommission offenlegen. Auch Bankratspräsident Hansueli Raggenbass und Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf würden an der Kommissionssitzung teilnehmen.
Selbstmordversuch des Informanten?
Auch über den Gesundheitszustand des Informanten, der die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hatte, wird Neues, teilweise Widersprüchliches bekannt. So schreibt die SonntagsZeitung unter Berufung auf mehrere unabhängige Quellen, der IT-Mitarbeiter der Bank Sarasin habe einen Selbstmordversuch unternommen. Er befinde sich aktuell in der geschlossenen Abteilung des Kantonsspitals Münsterlingen TG. Bisher war lediglich bekannt, dass der Informant sich nach der Selbstanzeige bei der Polizei und seiner Entlassung durch die Bank Sarasin in psychiatrische Behandlung begeben habe.
Die NZZ am Sonntag dagegen schreibt, er habe «Suizidabsichten geäussert» und sei deshalb hospitalisiert worden, Der Sonntag schreibt, sein Zustand sei «gravierend». Der Sonntagsblick schreibt von «unbestätigten Gerüchten», welche die Runde machen würden, dass der Informant einen Suizidversuch unternommen hätte.
Informant wollte nicht an die Medien
Der SonntagsBlick nimmt die Absichten des Informanten in den Fokus. So wollte dieser gemäss zwei anonymen Quelle eine juristische Abklärung der Angelegenheit, nicht aber, dass sie an die Öffentlichkeit gelange. Er fühle sich hintergangen, nachdem Hermann Lei, der Anwahlt, dem er sich anvertraut hatte, die Kontoauszüge der Weltwoche zugespielt hatte.