Höchste Baselbieterin stichelt gegen Basel

Bei ihrem ersten grossen Auftritt beschwor die neue Landratspräsidentin Marianne Hollinger die Zeiten des Freiheitskampfes gegen die Stadt herauf. Ihre Stellvertreterin rüstete sie zudem mit einer Heugabel aus. Im Publikum waren die einen begeistert nach Hollingers Auftritt, andere peinlich berührt.

Die Heugabel – ein neues Mittel der Baselbieter Politik? 1832/33 hat sie jedenfalls schon mal einen Erfolg gebracht. (Bild: Nils Fisch)

Bei ihrem ersten grossen Auftritt beschwor die neue Landratspräsidentin Marianne Hollinger die Zeiten des Freiheitskampfes gegen die Stadt herauf. Ihre Stellvertreterin rüstete sie zudem mit einer Heugabel aus. Im Publikum waren die einen begeistert nach Hollingers Auftritt, andere peinlich berührt.

Wer über Geschichte doziert, riskiert rasch einmal, Langeweile zu verbreiten. Dass es auch anders geht, hat die neue Landratspräsidentin Marianne Hollinger (FDP) bereits an ihrem ersten Tag als höchste Baselbieterin bewiesen.

Für ihre aussergewöhnliche Geschichtslektion nutzte Hollinger die grosse Bühne: das Präsi-Fest in ihrer Gemeinde Aesch mit rund 700 Gästen, darunter viel lokale und regionale Prominenz. Selbstverständlich liess sich auch das offizielle Basel mit einer gewichtigen Delegation vertreten, bestehend aus Grossratspräsident Conradin Cramer, Regierungspräsident Guy Morin und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr.

Kantonstrennung als zentrales Thema

Es war ein nettes Trio, das sich da am Donnerstagnachmittag von der Stadt auf den Weg aufs Land gemacht hatte, dort allerdings nicht unbedingt sehr nett empfangen wurde.

Vor die Nase gestreckt bekamen die Basler Heugabeln. Einmal mehr. Wie 1832/33, beim Bürgerkrieg, in dem die Landschäftler die Städter von ihrem hohen Ross holten und danach ihren eigenen Kanton gründeten. Eine Niederlage, die den Städtern heute noch weh tut.

Umso grösser ist die Freude bei Marianne Hollinger, auch heute noch. Darum machte sie die Kantonstrennung – unter spezieller Würdigung der «Aescher Wyber» und ihrem heldenhaften Einsatz für die Baselbieter Truppen  – zum zentralen Thema ihrer Antrittsrede.

«Wollte nur den Zusammenhalt betonen»

Unsterblich gemacht hatten sich die Wyber am 2. August 1833. Weil die Mannen schon im Feld Stellung bezogen hatten, waren sie auf sich alleine gestellt, als die baseltreuen Reigoldswiler bei Aesch versuchten, den Birsecker Truppen in den Rücken zu fallen. Die Gefahr war gross, doch die Frauen stellten ihren Mann und verdroschen die Reigoldswiler mit Heugabeln und anderem Material, das gerade zur Verfügung stand.

Am Tag danach folgte die entscheidende Schlacht. Auf der«Hülftenschanze». Das Wort, das die Basler bis heute nicht gerne hören.

Am Donnerstagabend mussten sie sich aber sehr viel anhören über die Schlacht und die Aescher Wyber. Hollinger erzählte begeistert – und im Publikum reagierten auch einige mit begeistertem Applaus. Auch als Hollinger ihre Geschenke an die neue Landrats-Vizepräsidentin Daniela Gaugler und den abtretenden Präsidenten Jürg Degen übergab: je eine Heugabel.

Alte Ressentiments

Es gab allerdings auch andere Reaktionen. Die TagesWoche sprach mit mehreren Baselbieter Politikern, welche die Rede eher peinlich berührte. Als Parlamentspräsidentin müsse Hollinger auf Ausgleich bedacht sein und nicht alte Ressentiments schüren, sagen sie. In einem ähnlichen Sinn soll sich auch der Basler Regierungspräsident Guy Morin Hollinger gegenüber geäussert haben.

Diese hat für die Einwände nur bedingt Verständnis. «Ich wollte doch nur den Zusammenhalt betonen», sagt sie.

Wobei sie wohl nicht unbedingt an die ganze Region dachte.

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