Hohe Preise, tiefe Löhne

Das Taxigewerbe ist die Visitenkarte einer Stadt. Doch Touristen wie Einheimische klagen über den schlechten Service und die hohen Preise der Basler Taxis. Ein neues Taxigesetz soll Abhilfe bringen, doch das kann dauern.

Da schluckt wohl mancher Touri leer: 15 Franken für eine Fahrt vom Claraplatz zur Messe. (Bild: Dani Winter)

Das Basler Taxigewerbe hat einen schlechten Ruf: Hohe Preise und schlechter Service vergraulen die Fahrgäste. Die Fahrer ihrerseits beklagen, dass sie oft doppelt so viele Arbeitsstunden absolvierten als andere Arbeitnehmer und ihr Lohn trotzdem kaum zum Leben reiche. Unterstützung erhalten sie von der Gewerkschaft Unia. Das neue Taxigesetz soll Abhilfe bringen.

Die erste Begegnung, die Reisende bei ihrer Ankunft in Basel machen, ist oft die mit einem Taxifahrer. Und die ist nicht immer erspriesslich, wie der Facebook-Post des Musikers Marlon McNeill vom 21. Januar zeigt. Er versuchte am Bahnhof SBB, «nach 25-stündiger Reise und mit Koffern und Gitarre bepackt, ein Taxi zu ergattern.» Ohne Erfolg.

Dem ersten sei der Koffer zu dreckig gewesen, der zweite habe «gerade eben eine Bestellung bekommen», dem dritten sei die Strecke ins Gundeli, wo McNeill hinwollte, zu kurz gewesen. «Vielleicht hätte mich das Ganze weniger geärgert, wär ich nicht selber drei Jahre Taxi gefahren.» Damals sei noch jeder Gast willkommen gewesen und sei die Fahrt noch so kurz. «Die kürzeste Fahrt meines Lebens war vom Hotel Euler zum Bahnhof SBB», schreibt McNeill.

Kundenbeschwerden und Gesetzesverstösse

Zu teuer, zu unfreundlich, schlechter Service und oft kein Plan, was wo liegt in der Stadt: Basler Taxis haben einen schlechten Ruf. Das zeigen die zunehmenden Reklamationen beim Taxibüro, aber auch die steigende Zahl der Verstösse, die die Verkehrspolizei registriert. Die zuständige Kontroll­gruppe verzeichnete 2010 bei 11 Prozent aller Kontrollen einen Verstoss. Im vergangenen Jahr waren es 15 Prozent. Am häufigsten sind Widerhandlungen gegen die ­Arbeits- und Ruhezeitverordnung.

Um die Qualitätsprobleme in seiner Branche weiss auch Markus Kümin, selbst seit 30 Jahren Taxifahrer in Basel: «Der Ruf der Taxifahrer hat in den letzten Jahren sicher stark gelitten», erklärte er in der TagesWoche-Reportage über das Basler Taxigewerbe. Daran seien die Fahrer nicht unschuldig, räumt Kümin ein. Die Hauptursache sieht er aber im steigenden Druck, dem die Fahrer ausgesetzt seien: «Die Bedingungen und das Einkommen sind in einem Bereich angekommen, wo es einfach nicht mehr geht.» Das Gewerbe verkomme mehr und mehr zum Sammelbecken für Leute, die keine Chance auf eine andere Arbeit haben.

16 Franken oder noch weniger pro Stunde

Unterstützung erhalten die Taxifahrer von der Gewerkschaft Unia: «Die Lebensbedingungen vieler Fahrer werden immer prekärer», sagt Gewerkschaftssekretär Roman Künzler. «Der Stundenlohn liegt im Schnitt bei 16 Franken, häufig darunter.»

Um die Qualität im Taxigewerbe anzuheben, müssten die Fahrer ein existenzsicherndes Einkommen erhalten, findet Taxifahrer Kümin. Er fordert gemeinsam mit der Unia einen Mindestlohn, Mindesttarife und eine Limite für Taxihalterbewilligungen, um den Konkurrenzdruck zu lindern.

Ein neues Gesetz soll’s richten

Ihre Hoffnungen setzen Taxifahrer und Unia in die Basler Regierung und in das Taxigesetz, das derzeit überarbeitet wird. Die interne Vernehmlassung hat es bereits durchlaufen. Doch mit der Rochade an der Spitze des Justizdepartements kam der Prozess ins Stocken. Noch ist unklar, in welche Richtung sich das Gesetz unter dem neuen Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr entwickeln wird. Dem von der Unia und einigen Fahrern geforderten gesetzlichen Mindestlohn werden wenig Chancen eingeräumt. 

Auch Tourismus-Direktor Daniel Egloff wünscht sich ein griffiges Taxigesetz, um Sicherheit und Qualität der Dienstleistung zu garantieren. Dazu gehörten Sprachkompetenz und Ortskundigkeit des Chauffeurs. Vor allem aber gelte es, die Kundenrechte zu stärken: «Der Gast soll wissen, dass es eine Beförderungspflicht gibt, er soll wissen, welche Taxe wann zur Anwendung gelangt, dass er mit Kreditkarte bezahlen darf, und er soll wissen, welche Telefonnummer seine Beanstandung entgegennimmt», schreibt Egloff in der Wochendebatte über die Taxipreise in Basel

Regierung, Tourismus-Direktor, Gewerkschaft, Fahrer und nicht zu vergessen die Konsumentinnen und Konsumenten: Dass etwas passieren muss, ist allen Beteiligten klar. Denn: «Das Taxigewerbe ist ein Aushängeschild für eine Stadt», bringt es Taxifahrer Kümin auf den Punkt.

 

Ist Taxifahren in Basel zu teuer?

Was sind Ihre Erfahrungen mit Basler Taxis? Wie schätzen Sie ihr Preis-Leistungsverhältnis ein? In der Wochendebatte diskutieren Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, und Roman Künzler, Sekretär der Gewerkschaft Unia, über die Taxitarife in Basel. Mit­diskutieren und abstimmen.

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