«Ich bin Idealist»

Damian Heizmann will das Unmögliche möglich machen und am 25. November 2012 FDP-Mann Baschi Dürr den siebten Sitz in der Regierung wegschnappen. Im Interview erklärt der 25-Jährige seine Beweggründe – und was Pfadi und Regierung gemeinsam haben.

Damian Heizmann: «Ich würde schon alleine damit aus der Reihe tanzen, weil ich der Einzige im Kollegium wäre, der unter 30 ist.»  (Bild: Hans-Jörg Walter )

Damian Heizmann will das Unmögliche möglich machen und am 25. November 2012 FDP-Mann Baschi Dürr den siebten Sitz in der Regierung wegschnappen. Im Interview erklärt der 25-Jährige seine Beweggründe – und was Pfadi und Regierung gemeinsam haben.

Damian Heizmann, Ihre Kandidatur gegen Baschi Dürr ist chancenlos. Weshalb vergeuden Sie Ihre Zeit?

Chancenlos? Verloren oder Gewonnen hat man am 25. November, wenn das Wahlergebnis feststeht. Ich glaube nicht, dass es Zeitverschwendung ist, den Leuten in dieser Stadt eine Alternative zu meinem neoliberalen Kontrahenten zu bieten.

Was haben Sie denn gegen Baschi Dürr?

Einerseits bezieht er kaum Stellung zu den verschiedenen politischen Sachthemen. Und wenn er dies tut, lautet sein einfachstes Konzept, dies und jenes zu liberalisieren. Das klingt zwar sehr sympathisch, würde im Sicherheits-  oder im Präsidialdepartement jedoch kaum zu Fortschritten führen. Die nahe Vergangenheit und aktuelle Situation zeigen uns, dass sich zum Beispiel die Wirtschaft kaum zum Vorteil aller liberalisiert, sondern enorm viele Opfer in den verschiedensten Bevölkerungsschichten fordert. Zudem gehe ich davon aus, dass er als Präsident falsche Signale an die Partner von Basel-Stadt senden würde.

Inwiefern?

Unter anderem befürchte ich, dass er der Wirtschaft falsche Versprechen machen könnte, die die Gesamtregierung dann ausbaden müsste.

Weshalb finden Sie es tragisch, dass die Linke nicht im zweiten Wahlgang antritt? Die FDP hat bei den Wahlen gewonnen. Eine Regierung mit fünf linken Mitgliedern wäre übertrieben.

Herr Dürr sagte vor Kurzem auf «TeleBasel»: «Eine Mehrheit möchte Herrn Morin nicht mehr und möchte einen Wechsel, sonst hätte er das absolute Mehr geschafft und wäre wieder gewählt worden.» Genau so sehe ich die Situation in Bezug auf den letzten zu vergebenden Regierungssitz. Ich erachte es – unabhängig von parteipolitischem Geplänkel – als elementar, dass bei Wahlen verschiedene Kandidaten zur Verfügung stehen, damit die Bevölkerung von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen kann. Dies zählt für alle Parteien, von links bis rechts.

Sind Sie nicht übermütig? Sie haben null politische Erfahrung.

Ich finde, dass es andere Möglichkeiten gibt, sich politisch und rhetorisch zu bilden, als den üblichen Weg des «Parteisoldaten» zu gehen. Politik beginnt in der Familie, im Freundeskreis und geht über die Strasse oder über Parteien in die Regierung. Mir ist der Weg über die Strasse lieber als über die Partei.

Welcher Regierungsrat steht Ihnen politisch am Nächsten?

Das kann ich so nicht sagen.

Weshalb?

Ich bin aus Überzeugung parteilos und möchte an mir selbst und meinen Standpunkten gemessen werden.

Und die wären?

Meine politischen Schwerpunkte liegen in der Vertretung der jüngeren Bevölkerung, den Familien und des Mittelstandes.

Sie sind für die Abschaffung des Wirtenpatents. Warum?

Weil es keinen Sinn macht. Der private Wirteverband dient als Kontrollorgan für eine staatliche Regelung. Auch wenn ein Barbetreiber ausschliesslich Getränke aus geschlossenen Behältnissen ausschenken will, müssen teure Kurse besucht werden. Andersrum kann man bis 22 Uhr im Laden um die Ecke die Getränke selber kaufen, ohne dass die Inhaber dieser Läden einen Kurs besucht haben müssen. Weshalb Barbesitzer für das Öffnen der Bierflasche einen obligatorischen Kurs für etwa 3500 Franken besuchen müssen, leuchtet mir nicht ein. Für Restaurationsbetriebe sehe ich jedoch die Notwendigkeit eines Kurses. Dies unter anderem wegen den Hygienevorschriften. Ich finde aber, dass ein solcher Kurs von Fachpersonen der Lebensmittelkontrolle angeboten werden sollte und nicht von Privaten.

Es ist keine Zeitverschwendung, den Leuten in dieser Stadt eine Alternative zu meinem neoliberalen Kontrahenten zu bieten.

Nehmen wir an, Sie schaffen es wider Erwarten in die Regierung. Was für ein Regierungsrat wären Sie?

Ein ehrlicher, sachorientierter Vertreter aus der jungen Generation.

Das hört sich ziemlich geschwollen an.

Ein bisschen schon. Aber es bringt nichts, den Leuten im Vorfeld der Wahlen Versprechungen zu machen, die dann nicht eingehalten werden können. Das sieht man immer wieder.

Und was für ein Sicherheitsdirektor wären Sie?

Ein pragmatischer Schaffer, welcher in erster Linie auf Deeskalation statt auf Panikmache setzen würde. Ich gehe davon aus, dass man es mit guten Leuten, guter Ausrüstung und dem nötigen Augenmass am weitesten bringt.

Dürfen wir uns auf vier Jahre Chaos freuen? Eine Wiederwahl würden Sie ja wohl nicht schaffen, dann könnten Sie als Regierungsrat die Sau rauslassen.

Chaos? Nein! Ich möchte ja auch nach einer allfälligen Amtszeit noch in meiner Heimatstadt wohnen bleiben. Deshalb habe ich also kein Interesse daran, Schaden anzurichten. Ich bin Idealist und glaube, dass sogar eine Wiederwahl zu schaffen wäre. Die Ausgangslage wäre möglicherweise dieselbe wie jetzt.

Sie werden kein bisschen aus der Reihe tanzen? Wie langweilig!

Ich würde schon alleine damit aus der Reihe tanzen, weil ich der Einzige im Kollegium wäre, der unter 30 ist und somit frische Ideen hätte.

Sie stellen sich das Regieren ziemlich einfach vor.

Ich denke, dass es sich bei der Regierung – überspitzt gesagt – um einen Verein handelt, dessen Zweck es ist, die Bevölkerung nach aussen und den Staat nach innen zu vertreten. Ich glaube, dass sich der Regierungsrat nicht grundlegend von anderen Vereinen unterscheidet und ich daher als langjähriger Pfadileiter in verschiedenen Positionen meiner Position gerecht werden würde.

Es ist absurd, die Pfadi mit der Regierung zu vergleichen.

Nein, das finde ich nicht. Auch in der Pfadi oder in einer Fasnachtsclique geht es darum, gemeinsame Lösungen und Ziele zu finden.

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