«Ich finde die SVP nicht ausländerfeindlich»

Jasna Milanovic hat serbische Wurzeln und ist Präsidentin des Vereins Neue Heimat Schweiz in Basel – eine Gruppierung, die von der SVP gegründet wurde. Der Verein soll eine Anlaufstelle für Personen mit ausländischen Wurzeln sein. Zur SVP habe sie sich schon immer hingezogen gefühlt, sagt Milanovic.

Jasna Milanovic war für die Masseneinwanderungsinitiative: «Ich bin der Meinung, dass für ein derart kleines Land wie die Schweiz schon eine Beschränkung gelten soll. Ein kontrollierter Ablauf in diesem Bereich schadet nicht.» (Bild: Nils Fisch)

Jasna Milanovic hat serbische Wurzeln und ist Präsidentin des Vereins Neue Heimat Schweiz in Basel – eine Gruppierung, die von der SVP gegründet wurde. Der Verein soll eine Anlaufstelle für Personen mit ausländischen Wurzeln sein. Zur SVP habe sie sich schon immer hingezogen gefühlt, sagt Milanovic.

Die SVP macht sich für «integrierte Ausländer» und eingebürgerte Personen stark: Vor vier Jahren gründete die aus der Slowakei stammende Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann die Gruppierung Neue Heimat Schweiz. Sektionen sind seither in Zug und im Tessin entstanden – und vor Kurzem auch in Basel-Stadt. Die Gruppierung wurde Ende Juni mithilfe der Basler SVP gegründet, Präsidentin ist Jasna Milanovic.

Die Eltern der Kauffrau und Schriftstellerin sind vor 48 Jahren aus Serbien in die Schweiz gekommen. Weshalb ihr die SVP sympathisch ist und sie für die Masseneinwanderungsinitiative stimmte, erzählt die 44-Jährige im Gespräch.

Frau Milanovic, welche Personen spricht Ihr Verein Neue Heimat Schweiz an?

Der Verein steht allen integrierten Ausländerinnen und Ausländern offen. Die Mitglieder des Vereins bekennen sich zur Schweiz und stehen für die Grundwerte dieses Landes ein.

Und welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Mitgliedern an?

Wir möchten eine Anlaufstelle für Personen mit ausländischen Wurzeln sein. So werden wir Nachhilfeunterricht für Kinder anbieten. Zudem können unsere Mitglieder von Rechtsberatungen und Übersetzungen Gebrauch machen sowie Kurse für das Ausfüllen der Steuererklärung besuchen. Auch ist geplant, dass alle paar Monate Informationsveranstaltungen zu aktuellen politischen Themen stattfinden.

Wie viele Mitglieder zählt die Sektion Basel bereits?

Wir befinden uns erst in der Aufbauphase. An der Gründungsversammlung im Juni waren aber rund 40 Interessierte anwesend.

Sie haben selber serbische Wurzeln, sind nun aber Präsidentin einer Gruppe, die von der SVP gegründet wurde. Ist das nicht widersprüchlich?

Ich finde nicht. Ich habe mich eigentlich immer zur SVP hingezogen gefühlt.

Wieso?

Die SVP sagt geradeaus, was sie denkt. Das finde ich sympathisch. In meinem Heimatland sind solche Parteien beliebter als beispielsweise die SP. Kommt hinzu, dass die Serben der SP nicht nahe stehen, weil sie den Kosovo ziemlich rasch anerkannt hat. Dafür ist die SP bei Kosovo-Albanern beliebt.

Waren Ihre Sympathien für die SVP ausschlaggebender Punkt für Ihr Engagement bei der Neuen Heimat Schweiz?

Nein. Der Grund dafür liegt sehr weit zurück – in meiner Kindheit. Mein Vater wanderte als Gastarbeiter in die Schweiz aus. Als Kind war ich auf mich alleine gestellt, meine Eltern konnten mir bei Schwierigkeiten in der Schule nicht helfen, weil sie schlecht Deutsch konnten. Ich musste mich immer selber irgendwie durchkämpfen – und wäre sehr froh um eine solche Anlaufstelle gewesen. Ich musste deshalb nicht lange überlegen, als ich eine Anfrage vom Basler SVP-Präsidenten Sebastian Frehner erhielt. Ausserdem gebe ich seit ein paar Jahren Nachhilfeunterricht in ausländischen Familien. Nun kann ich diese Tätigkeit mit meinem Engagement bei der Neuen Heimat Schweiz verbinden.

«Die SVP sagt geradeaus, was sie denkt. Das finde ich sympathisch.»

Teilen Sie die SVP-Ansicht, dass die Zuwanderung beschränkt werden muss?

Ich habe am 9. Februar Ja zur Masseneinwanderungsinitiative gesagt. Ich bin der Meinung, dass für eine derart kleines Land wie die Schweiz schon eine Beschränkung gelten soll. Ein kontrollierter Ablauf in diesem Bereich schadet nicht, zumal wir in der Schweiz vermehrt mit Einbrüchen und Diebstählen konfrontiert sind.

Aber gerade Ihre Eltern sind doch selber Einwanderer…

Ja, und sie sind auch dankbar, dass sie in der Schweiz sein dürfen. Trotzdem halte ich eine Beschränkung für sinnvoll. Die Zuwanderung war früher geregelter – und das war auch gut so.

Haben Sie selber Mühe mit Ausländern?

Überhaupt nicht. Mich stört es, dass die Medien alle in den selben Topf werfen. Ich finde, dass in den Berichterstattungen, sobald es um Ausländer geht, sehr viel aufgebauscht wird. Das führt zu einer angespannten Situation. Gerade für junge Migranten ist das enttäuschend.

Ist es nicht gerade die SVP, die alle Ausländer in den selben Topf wirft?

Ich finde die SVP gar nicht ausländerfeindlich, sie ist einfach ehrlich und direkt. Damit erregt sie die Gemüter. Die Partei kommt in den Medien viel strenger rüber als sie wirklich ist. Bis jetzt habe ich nur gute Erfahrungen mit SVP-Leuten gemacht.

Weil der Verein Neue Heimat Schweiz aber der SVP nahe steht, könnte ihm nun ein ausländerfeindliches Image anhaften.

Das stimmt. Würde ich aber bei der SVP Ausländerfeindlichkeit wahrnehmen, hätte ich Mühe, mich für den Verein zu engagieren. Denn dann würde ich mich unwohl fühlen. Bis jetzt kamen meine Ideen für den Verein bei Sebastian Frehner gut an – das ist nicht selbstverständlich. Ich bin froh, dass ich von ihm unterstützt werde. Die SVP meint es schon ernst mit der Neuen Heimat Schweiz, es geht nicht um PR in eigener Sache.

Die Basler SVP hat zu wenig Frauen. Können Sie sich vorstellen, für die SVP politisch aktiv zu werden – etwa als Grossrätin?

So weit bin ich noch nicht. Vorläufig will ich mich auf meine Arbeit bei der Neuen Heimat Schweiz konzentrieren.

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