«Ich hätte an seiner Stelle gleich reagiert»

Die Basler Verkehrs-Betriebe kommen nicht zur Ruhe. Der Direktor Jürg Baumgartner hat genug und räumt seinen Posten. Dies hat er heute Nachmittag dem Verwaltungsrat mitgeteilt. Der neue Verwaltungsratspräsident Paul Blumenthal kann den Entscheid nachvollziehen.

Abgang nach Kritik: BVB-Direktor Jürg Baumgartner stellt sein Amt zur Verfügung. (Bild: Nils Fisch)

Die Basler Verkehrs-Betriebe kommen nicht zur Ruhe. Der Direktor Jürg Baumgartner hat genug und räumt seinen Posten. Dies hat er heute Nachmittag dem Verwaltungsrat mitgeteilt. Der neue Verwaltungsratspräsident Paul Blumenthal kann den Entscheid nachvollziehen.

Eine weitere Überraschung bei den BVB: Auch Direktor Jürg Baumgartner räumt seinen Posten. Er stellt sein Amt freiwillig zur Verfügung. Baumgartner stand immer wieder in der Kritik und kam auch beim Personal nicht gut an. Der Bericht der Finanzkontrolle (Fiko) gegen die BVB-Spitze hat Schwerwiegendes zutage gefördert. Die Finanzkontrolle hat festgestellt, dass bei den untersuchten Fragen «vereinzelt die geltenden kantonalen Gesetze und Verordnungen nicht eingehalten wurden». So seien etwa ohne die nötige Zustimmung der Personalkommission Regelungen erlassen worden.

Die Entlassung von Baumgartner wurde im BVB-Verwaltungsrat am Montag hart diskutiert. Der neue BVB-Verwaltungsratsdirektor Paul Blumenthal setzte sich für sein Bleiben ein, Baumgartner willigte auch ein, den Job weiterhin machen zu wollen. Nun hat sich Baumgartner aber doch anders entschieden.

«Rücktritt als Konsequenz»

Gemäss Mitteilung der BVB vom Mittwochabend (siehe Rückseite des Artikels) zieht Baumgartner mit dem Rücktritt die Konsequenzen aus den anhaltenden Diskussionen um seine Person, welche es ihm verunmöglichten, die operative Weiterentwicklung des Unternehmens und ein Wiederherstellen des Vertrauens in die BVB-Führung erfolgreich umzusetzen. Blumenthal zeige Verständnis für den Schritt und bedaure Baumgartners Entscheid. Der Verwaltungsrat will nun umgehend die Nachfolgeregelung an die Hand nehmen.

«Ich stehe voll und ganz zu den Fehlern, die passiert sind und hätte gerne den Beweis angetreten, dass diese zu beheben sind», lässt sich Baumgartner in der Mitteilung zitieren. Er danke dem Verwaltungsrat für das Vertrauen. Doch die zum Teil massiven Anschuldigungen würden es unmöglich für ihn machen, sein Amt weiterhin «im Sinne der Vertrauensbildung und Stabilisierung der BVB-Führung» auszuüben. Die fortlaufenden Debatten würden zu viele Ressourcen absorbieren und dem Ansehen der ganzen BVB schaden. Dadurch seien die operativen Aufgaben kaum noch wahrzunehmen.

Kein Vertrauen

«Es ist mir unmöglich, unter diesen Bedingungen die BVB-Führung wieder auf Kurs und das Unternehmen weiter vorwärtszubringen», so Baumgartner. Deshalb wolle er den Diskussionen um seine Person ein Ende setzen, insbesondere weil er sehe, dass aufgrund der begangenen Fehler das Vertrauen nach innen wie nach aussen nachhaltig nicht wiederherzustellen sei. Baumgartner hofft laut Mitteilung, dass sich die BVB mit seinem Rücktritt wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können.

Paul Blumenthal zeigt sich überrascht vom Rücktritt Baumgartners. Den Entscheid kann er jedoch nachvollziehen. Gegenüber der TagesWoche sagt er: «Wenn ich ehrlich bin: Ich hätte an seiner Stelle gleich reagiert – auch wenn ich fest daran glaubte, dass er die Kurve hätte nehmen können. Ich rechne es Jürg Baumgartner hoch an, dass er sich zu diesem Schritt entschieden hat und somit den Weg für einen Neuanfang freimacht.» Baumgartner stelle das Unternehmen in den Vordergrund – das verdiene Respekt. «Der Druck auf ihn war aber auch unmenschlich gross. Da stellt sich immer die Frage, wieso man sich das noch antun sollte», so Blumenthal.

Blumenthal hat mit dem Rücktritt von Baumgartner nun eine weitere Baustelle. Er nimmt es einigermassen gelassen: «Ich bin mir es langsam gewohnt, einige Herausforderungen zu haben. So ist das Leben.» Jetzt müsse man einen neuen Direktor oder eine neue Direktorin suchen. «Wir werden auch diese Aufgabe meistern.»

Unter Blumenthal noch mehr unter Druck

Baumgartner wäre als Direktor der BVB künftig noch stärker unter Druck gekommen. So sagte Paul Blumenthal an einer Medienkonferenz am Dienstag, dass Baumgartner klare Zielvorgaben erhalten habe, ebenso sein Vize Franz Brunner. Sie müssten mit Konsequenzen rechnen, wenn sie diese Vorgaben nicht einhalten könnten.

Baumgartner wird voraussichtlich noch bis Ende Januar 2014 Direktor bleiben, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen. Martin Gudenrath hatte seinen nicht ganz freiwilligen Rücktritt als Verwaltungsratspräsident der BVB am Montag bekanntgegeben.

Baumgartner ist seit Sommer 2011 Direktor der BVB. Der Betriebsökonom war zuvor als Leiter Marketing des Zürcher Verkehrsbundes ZVV in der Geschäftsleitung tätig.

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