Kürzlich wurde das Referendum gegen Geschlechterquoten eingereicht. Nun melden sich die Befürworterinnen und Befürworter zu Wort.
Am 18. September hat sich der Basler Grosse Rat mit einem deutlichen Mehr für eine Quotenregelung entschieden: Demnach sollen Frauen künftig im Bankrat der Basler Kantonalbank und in den Verwaltungsräten der Basler Verkehrsbetriebe und der Industriellen Werke Basel mindestens einen Drittel ausmachen. Damit wäre Basel-Stadt der erste Kanton in der Schweiz, der eine solche Frauenquote einführt.
Dagegen wehren sich vor allem junge bürgerliche Politikerinnen. Qualifizierte Frauen dürften nicht zu «Quotenfrauen» degradiert werden, sagen sie. Unterstützt werden die jungen Frauen auch von älteren bürgerlichen Politikern, die sich zu einem Komitee gegen Geschlechterquoten zusammenschlossen. Vor wenigen Tagen reichten sie das Referendum gegen die Regelung ein.
Die Reaktion der Befürworter
An einer Medienkonferenz präsentierten nun neun Mitglieder des Komitees «Ja zur Geschlechterquote in Verwaltungsräten» ihre Argumente.
Im Komitee sind Politikerinnen und Politiker von Juso, BastA, Grünes Bündnis, SP und Grüne zwar in der Überzahl, jedoch sind auch FDP-Politikerinnen vertreten, sowie die Präsidentin der Akademikerinnen Vereinigung Basel, Rosmarie Schümperli-Grether, und die Co-Präsidentin von «Business and Professional Women Basel», Georgia Bross.
Kapazitäten von Frauen würden «verschwendet»
Motionärin Brigitta Gerber (Grünes Bündnis/BastA) eröffnete die Medienkonferenz mit der Forderung, Frauen sollten das Recht haben, das Volkseigentum gleichermassen zu kontrollieren wie Männer, sie würden ja auch gleich viel Steuern bezahlen.
Laura Schwab vom Jungen Grünen Bündnis Nordwestschweiz argumentierte mit dem wirtschaftlichen Nutzen von Frauen. In Anbetracht der vielen Hochschulabsolventinnen sei es schlichtweg eine Verschwendung von Ressourcen, dass Frauen für Führungsposition oft nicht in Erwägung gezogen würden.
Laut Bross gibt es verschiedene Studien, die belegen, dass gemischte Teams bessere Resultate erzielen. Das glaubt auch Steffi Lüthi von der SP. Natürlich sei auch seine Partei nicht immun gegen alte Machtgefüge. «Auch uns SP-Männern ist es nicht immer recht, wenn wir Verantwortung und Macht abgeben müssen», gab Lüthi zu. «Trotzdem denke ich, dass es ein notwendiger Schritt ist, und einer, der am Schluss für alle von Vorteil ist.»
Die Komiteemitglieder betonen, dass man schon zu lange darauf warte, dass sich die Geschlechterverhältnisse von alleine ausgleichen. Seit 42 Jahren haben Frauen das Stimmrecht, seit 100 Jahren können sie studieren, und noch immer seien sie in den Gremien der Wirtschaft stark untervertreten.
«Quoten-Gegner verzerren Realität»
Rosmarie Schümperli-Grether meinte, dass die Akademikerinnen Vereinigung Basel sich schon lange für die Ausbildung von Frauen einsetzen würde. Doch eine gute Ausbildung allein reiche nicht aus. «Ich frage mich ernsthaft, was die Förderung der Chancengleichheit von Frauen in der Ausbildung bringt, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt nicht die gleichen Chancen haben.»
Laut Beda Baumgartner (Juso) verzerre die Darstellung der Quoten-Gegner die Realität: «Die Aussage der Jungbürgerlichen, man solle halt die Frauen wählen, ist nichts weiter als Heuchelei. Die bürgerlichen Parteien bieten kaum je Frauen zur Wahl an.» Folglich könne man sie auch nicht wählen.
Schümperli-Grether sagte, es sei keinesfalls die Absicht des Komitees, den Männern «bösen Willen» zu unterstellen. Die Führungsetagen entwickelten häufig eine Eigendynamik. Männer würden sich halt untereinander kennen, auch von der Freizeit, von der Clique oder «weiss der Geier woher».
«Wir haben nichts gegen Männer», betont Schümperli-Grether abschliessend, «wir wollen nur mit ihnen zusammenarbeiten».