Im Luberon: Velofahren wie im Jura, aber mit Mittelmeer-Flair

Im Städtchen Apt zeigt sich die Provence von ihrer besten Seite. Es gibt viel weniger Rummel als im benachbarten Avignon und es ist der perfekte Ausgangspunkt, um die Hänge des Luberon mit dem Velo zu erkunden.

Autos müssen draussen bleiben – ein Veloweg auf einer stillgelegten Bahntrasse.

(Bild: Christoph Somalvico)

Im Städtchen Apt zeigt sich die Provence von ihrer besten Seite. Es gibt viel weniger Rummel als im benachbarten Avignon und es ist der perfekte Ausgangspunkt, um die Hänge des Luberon mit dem Velo zu erkunden.

Am Dienstagmorgen ist in Apt Markt: Blumen, Früchte, Käse – nur ein kleines Angebot. Die Ziegenkäse sehen vielversprechend aus, wir wählen den mittleren Reifegrad. 

Apt ist ein gemütliches Provinznest mit 11’000 Einwohnern, gelegen am Fuss des Luberon, einer dem Jura ähnlichen Gebirgskette in der Provence. Zur Zeit der Römer war Apt eine wohlhabende Kolonie, weil sie sich an der Via Domitia zwischen Italien und Spanien befand, der ersten römischen Strasse in Gallien.

Man trifft hier nur wenige Touristen: höchstens ein paar Velofahrer – solche wie uns. Der Velohändler will keine Kaution für die Mieträder, nur eine Kopie der ID, und schon sind wir unterwegs. Das erste Stück rollen wir auf einem abgetrennten Veloweg auf einer alten Bahntrasse, auf der keine Autos stören: die reine Idylle – und flach!



Blick auf den Glockenturm in Apt.

In den Gassen von Apt gibt es immer etwas zu entdecken. (Bild: Christoph Somalvico)

Wer die mittelalterlichen Dörfer im Luberon, der als Biosphärenreservat geschützt ist, erkunden will, muss diesen bequemen Weg aber verlassen und sich in die Höhen schwingen, sprich in die Pedale steigen. Die Velorouten sind gut ausgeschildert. Wir machen Rast mit Blick auf ein Mohnfeld, der Ziegenkäse mundet vorzüglich und gibt Kraft. Unser Ziel sind die Dörfer Lacoste (das nichts mit der Kleidermarke zu tun hat) und Oppède-le-Vieux, ein Ort mit lauter Steinhäusern, der anmutig auf einer Kuppe liegt.

Abkühlen bei einem «Monaco»

Nach dem steilen Aufstieg nach Oppède probiere ich einen «Monaco», Bier mit Grenadinesirup – bei den Einheimischen sehr beliebt. Das Café mit den Blumen und den alten Eisentischchen ist so malerisch, dass es in jeden Provence-Prospekt passen würde. Bis sich auf einmal ein riesiger Reisecar aus Luxemburg die Gassen hinaufzwängt und just vor dem Café stehenbleibt.



Traditionelle, mörtellos gebaute Steinhütten (Bories).

Immer wieder stösst man auf traditionelle mörtellos gebaute Steinhütten (Bories). (Bild: Christoph Somalvico)

Am nächsten Tag regnet es. Das gibt uns Gelegenheit, durch die engen Gassen von Apt zu flanieren. Man kommt schnell mit den Einheimischen ins Gespräch. Zum Beispiel mit der Wärterin in der Kapelle der Heiligen Anne in der Kathedrale. Die Frau entpuppt sich als studierte Kunsthistorikerin und ist sehr auskunftsfreudig.

Um uns den Kirchenschatz ungestört zeigen zu können (Eintritt 2 Euro), schliesst sie kurzerhand die schwere Gittertür der Kapelle zu. Vergoldete florentinische Holzkästchen und verzierte Reliquienschreine aus Limoges – Preziosen, die die Welt lange Jahre vor dem Handy in Ekstase versetzen konnten. Auch die kürzlich restaurierte Orgel der Kathedrale und die Krypta begeistern uns. Letztere besteht aus zwei Teilen: aussen eine romanische Kirche, innen eine noch ältere aus der Karolingerzeit. Nach dem Abtauchen in so tiefe Vergangenheit brauchen wir trotz Regenwetter einen kühlenden Drink, einen «Monaco». 

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  • Anreisen: Mit dem TGV von Basel nach Avignon TGV, von dort gibt es eine direkte Busverbindung nach Apt (Fahrplan beachten!). 
  • Absteigen: Hôtel L’Aptois in Apt, günstig und sehr velofreundlich. Freunde moderner Kunst logieren im vier Kilometer entfernten Saignon im B&B «Chambre avec vue». Jedes Zimmer ist individuell von Künstlern gestaltet, die Badezimmer sind eine Wucht. 
  • Aufsatteln: Die beste Zeit zum Velofahren ist im Frühling und im Herbst. Velos mieten kann man zum Beispiel bei Luberon Cycles in Apt.  
  • Anknabbern: Restaurant L’Alhambra in Apt. Leckere Tajines, serviert von einer fröhlich kichernden Kellnerin. Den Wein aus dem Luberon probieren!

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