Die Kulturinstitutionen schliessen die Reihen gegen die Kündigung des Kulturvertrags. Mit einer Petition wollen sie zeigen, «wie stark das Interesse der Bevölkerung der beiden Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt am vielfältigen, qualitätsvollen Kulturangebot ist».
Es ist eine stattliche Gruppe, die sich im Hof des Basler Rathauses zusammengefunden hat: Mit ernsten Mienen haben sich Vertreterinnen und Vertreter der 15 Kulturinstitutionen, die auf Gelder aus der gefährdeten Kulturvertragspauschale angewiesen sind, hinter dem Paketen mit den Unterschriften gruppiert. Und im Hintergrund spielt ein Bläser-Oktett des Sinfonieorchesters Basel die «Fanfare pour un jubilé» von Jean-François Michel.
Wirklich Grund zum Jubilieren haben die Kulturschaffenden eigentlich nicht. Oder doch? Es ist ein stattlicher Paketstapel, welcher der Staatskanzlei übergeben wurde. 27’600 Unterschriften sind in nur einem Monat zusammengekommen. Und das nicht etwa online, sondern auf Papier. Diese hohe Anzahl an Unterschriften sei ein klares Zeichen dafür, «wie stark das Interesse der Bevölkerung der beiden Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt am vielfältigen, qualitätsvollen Kulturangebot ist», schreiben die Petenten.
Den Kulturvertrag retten
Die Petition wurde vor dem Hintergrund lanciert, dass Baselland ankündigte, die Kulturvertragspauschale, namentlich die Beiträge an kulturelle Zentrumsleistungen in der Stadt, von aktuell zehn auf fünf Millionen Franken zu halbieren. «Zahlreiche regionale Kulturinstitutionen sind akut in ihrer Existenz bedroht», schreiben die Betroffenen in ihrer Petition. Die Petition richtet sich an beide Basler Regierungen. Am Donnerstag, 19. November, werden die Unterschriftenbögen auch in Liestal überreicht.
So akut ist die Bedrohung, zumindest zeitlich gesehen, nicht mehr – falls der Partnerschafts-Deal zwischen den beiden Basel zustande kommt. Aber es handelt sich lediglich um einen Aufschub um vier Jahre. Grund zur Beruhigung ist das für die Betroffenen nicht, sie erhalten wie die Basler Regierung ganz einfach Zeit, ihre Unverzichtbarkeit zu betonen.
«Wir verstehen die Petition auch als klares Plädoyer für den Kulturvertrag», sagt Uwe Heinrich vom Jungen Theater Basel nicht zuletzt auch an die Adresse des Basler Präsidialdepartements. Dieses liebäugelt damit, den Kulturvertrag durch einen Lastenausgleichs-Vertrag nach dem Muster von Vereinbarungen in den Grossräumen St. Gallen und Zürich zu ersetzen.
Existenzielle Frage
Betroffen sind etablierte Institutionen, wie das Theater Basel oder das Basler Sinfonieorchester, traditionelle kleine Kulturhäuser wie das Basler Marionettentheater, spezielle Fördermassnahmen wie für den Rockförderverein und das innovative Angebote, wie das Junge Theater Basel oder Gare du Nord.
Zum Teil sind es Institutionen, die heute zu 100 Prozent aus der Kulturvertragspauschale staatlich finanziert werden. Eine Halbierung der Beiträge würde für sie das unwiderrufliche Aus bedeuten.
Institution | Beiträge BL – Kulturvertrag (2014) | Beiträge BS (2015) |
Basler Madrigalisten | 200’000 | — |
Bird’s Eye Jazz Club | 35’000 | 60’000 |
Junges Theater Basel | 350’000 | — |
Kaserne Basel | 750’000 | 2’103’535 |
Basler Marionettentheater | 90’000 | — |
Musikwerkstatt Basel | 150’000 | 200’000 |
Basel Sinfonietta | 400’000 | 334’000 |
Kammerorchester Basel | 265’000 | 505’000 |
Ensemble Phoenix | 50’000 | 130’000 |
Rockförderverein Region Basel | 220’000 | 390’000 |
Sinfonieorchester Basel | 1’700’000 | 13’335’453 |
Theater Basel | 4’500’000 | 35’024’767 |
Vorstadt Theater Basel | 240’000 | 240’000 |
Haus der elektronischen Künste | 100’000 | 220’000 |
Gare du Nord | 440’000 | — |
16 Basler Kulturinstitutionen erhalten derzeit Beiträge aus der Kulturvertragspauschale. Einige von ihnen nur aus diesem partnerschaftlichen Topf.