Interpol sucht Zürcher Wirtschaftsanwalt

Auf der Wantedliste von Interpol befinden sich vor allem Schwerverbrecher vom Schlag eines Asadi Ghaddafis. Nun ist dort auch der Name eines Zürcher Anwalts aufgetaucht. Gegen Felix Mathis läuft in den USA eine Klage wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. 

Gegen den Anwalt Felix Mathis wird im Zusammenhang mit Steuerdelikten bei der britischen Bank HSBC, im Bild die Filiale in Genf, gefahndet. (Bild: Keystone)

Auf der Wantedliste von Interpol befinden sich vor allem Schwerverbrecher vom Schlage eines Assadi Ghadaffis. Nun ist dort auch der Name eines Zürcher Anwalts aufgetaucht. Gegen Felix Mathis läuft in den USA eine Klage wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. 

Der Druck aus den USA auf den Schweizer Finanzplatz nimmt wieder zu. Im Visier der US-Ermittler steht auch der Zürcher Wirtschaftsanwalt Felix Mathis. Gegen Mathis läuft seit einem Jahr im Bundesstaat Virginia eine Klage im Zusammenhang mit Steuervergehen eines ehemaligen Klienten. Mathis wird vorgeworfen, seinem Klienten beim Verschleiern seiner Schweizer Konten sowie der illegalen Einfuhr von Bargeld geholfen zu haben. Nun hat das US-Justizdepartement Mathis gar bei Interpol zur Verhaftung ausgeschrieben. 

Mathis war in seiner Kanzlei in Zürich für die TagesWoche erreichbar, wollte aber keinen Kommentar abgeben. Das Bundesamt für Justiz dagegen hat erst durch die Anfrage erfahren, dass Interpol nach Mathis sucht. Von Seiten der Schweizer Strafverfolgungsbehörden hat Mathis aber nichts zu befürchten: Die Schweiz liefert wie die meisten Länder keine eigenen Staatsbürger aus. Mathis‘ Reisetätigkeit dürfte vorerst aber unterbunden sein: Betritt er Boden eines Mitgliedslands von Interpol, droht die Verhaftung. 

Untersuchung gegen HSBC

Hintergrund der Ermittlungen ist eine umfassende Untersuchung der US-Steuerbehörde IRS und von Staatsanwalt Kevin Downing, der bereits federführend im Verfahren gegen die UBS war, gegen die britische Grossbank HSBC. Im April hat das US-Justizdepartement die Herausgabe von verdächtigen Kontendaten verlangt. Letzte Woche wurde ein indisch-amerikanischer Kunde der Bank wegen Steuerhinterziehung angeklagt. 

Mathis sollte dabei laut einem Bericht der «NZZ am Sonntag» zunächst eine Rolle als Kronzeuge zukommen. Aufgrund seiner Aussagen hätte der Beweis erbracht werden sollen, dass die Beihilfe zur Steuerhinterziehung bei der HSBC System hatte. Mathis habe die Zusammenarbeit aber aus rechtlichen Gründen verweigert. Weil er nicht kooperierte, sei er schliesslich angeklagt worden. «Die USA wollen ein Exempel statuieren», vermutete ein Kanzleipartner. 

Druck auf Treuhänder und Anwälte

Ungewöhnlich ist der Entscheid, Mathis öffentlich zur Festnahme auszuschreiben. Mathis ist nicht untergetaucht, er arbeitet noch immer, und selbst wenn er auf der Strasse erkannt wird, bleibt er unbehelligt. Ein Grund für das Vorgehen könnte darin liegen, auch ausserhalb der in den Fokus geratenen Banken und deren Vermögensverwaltungen Druck aufzubauen und ein Warnsignal an die Treuhänder und Anwälte auszusenden, die in Geschäfte mit unversteuerten US-Geldern verwickelt sind.

Dass Mathis darin involviert war, ist unbestritten. Sein Klient, ein HSBC-Kunde und Arzt aus Virginia, hatte sich im Februar 2010 schuldig bekannt, Steuern hinterzogen zu haben. Er gab zu, ab 1997 in der Schweiz Geld versteckt und 2009 in mehreren Tranchen über den Postweg in die USA zurückgeschickt zu haben. Kurz davor hatte die HSBC bekanntgegeben, Konten mit undeklariertem Vermögen zu schliessen. Mathis soll ihm zu diesem Vorgehen geraten haben. Sein Kanzleipartner weist das zurück. 

Dem fehlbaren Arzt brachte sein umfassendes Geständnis eine vergleichsweise milde Strafe. Er kommt mit zwei Jahren Bewährung und einer Strafe von 20’000 Dollar davon. Sollte Mathis verurteilt werden, liegt das Strafmass deutlich höher: Ihm drohen 25 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe über 1,25 Millionen Dollar.

Quellen

Interpol-Ausschreibung für den Wirtschaftsanwalt Felix Mathis

US Justizdepartement: Steuerhinterzieher angeklagt

Bericht der NZZ am Sonntag: Mathis soll als Kronzeuge aussagen

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