Was weiss man nach dem Anschlag auf den Flughafen Atatürk? Wie reagieren Land und Leute darauf? Müssen Flughäfen noch sicherer werden? Das und mehr in unserer Übersicht.
Die Fakten
Drei Selbstmordattentäter haben am Dienstagabend den Istanbuler Flughafen angegriffen. Mindestens 42 Menschen wurden getötet, 239 verletzt. Explosionen richteten im öffentlichen Bereich des Terminals starke Schäden an. Das Vorgehen der Täter konnte inzwischen rekonstruiert werden. Noch hat sich niemand zum Anschlag bekannt. Die türkischen Behörden machen aber den sogenannten Islamischen Staat dafür verantwortlich. Überraschen würde das nicht, erklärte Reporter Kurt Pelda gegenüber «10 vor 10». Alle bislang bekannten Fakten kurz und bündig zusammengetragen hat «Zeit Online»:
Der Kontext
Der Anschlag auf den Flughafen Atatürk reiht sich ein in eine Serie des Terrors in der Türkei. In den vergangenen zwölf Monaten sind im Land rund ein Dutzend Anschläge mit zahlreichen Toten verübt worden. Eine Übersicht findet sich auf tagesschau.de:
Die Stimmung im Land
Die türkische Schriftstellerin Esmahan Aykol beschreibt das Leben in Istanbul als «gespenstisch». Die Angst lasse die Leute verstummen und zu Hause bleiben. Aykol glaubt, dass Erdogan von dieser Stimmung politisch profitieren werde, während die Intellektuellen mehr und mehr verstummen.
» Zum Interview im «Tages-Anzeiger»: «Wir Istanbuler leben in einer Art chronischem Ausnahmezustand»
Die türkische Regierung ihrerseits versucht, möglichst rasch wieder den Alltag einkehren zu lassen. Dazu gehört auch, dass man versucht, Berichte über den Anschlag mit allen möglichen Mitteln zu unterbinden. Das gelingt ihr jedoch nicht ganz. Und entgegen der Wahrnehmung von Schriftstellerin Aykol wächst in der Bevölkerung der Unmut gegenüber der Regierung, wie «Spiegel Online» berichtet:
SRF-Auslandredaktorin und Türkei-Spezialistin Iren Meier beschreibt diese unterschiedliche Wahrnehmung so:
«In der türkischen Gesellschaft werden die Gräben immer tiefer. Erdogans Anhänger werden sich hinter dem Präsidenten versammeln und glauben, er gäbe ihnen die Sicherheit zurück. Die andere Hälfte der Bevölkerung dagegen sieht die Schuld für den Terror beim Präsidenten.»
Im Gespräch mit «Radio SRF» vertieft Iren Meier ausserdem, wie der türkische Präsident im Zusammenhang mit der erlittenen Anschlag-Serie agiert und welche Folgen das hat.
Frage der Sicherheit
Der Anschlag auf den Flughafen Atatürk hat erneut gezeigt, wie verwundbar Flughäfen sind. Deutsche Sicherheitsexperten glauben, dieser Anschlag könnte ein «game changer» für die Sicherheit an internationalen Flughäfen sein, ein grundlegender Umbruch. Mögliche Auswirkungen: Kontrollen wie im Kriegsgebiet, etwa mit Vorabkontrolle nach dem Vorbild der Flughäfen in Bagdad oder Kabul. Das wäre jedoch nicht nur für die Fluggäste mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden, schreibt «watson». Es wäre auch enorm teuer. Und, wie Skeptiker glauben, ein Sieg für die Terroristen.
An Schweizer Flughäfen sind derweil die Sicherheitsvorkehrungen bis auf Weiteres erhöht worden. Am Flughafen Zürich sieht man sich aber nicht in der Lage, die Passagiere beim Eingang zu den Terminals zu kontrollieren, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. «Das wäre nicht praktikabel», wird Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchling zitiert.
Auswirkungen auf den Tourismus
Istanbul lockte 2015 rund 13 Millionen ausländische Gäste an und war damit gleich hinter London und Paris eine der beliebtesten Destinationen Europas. Für dieses Jahr sind die Aussichten der Tourismus-Branche trüber – obwohl es bis zum jüngsten Anschlag durchaus positive Anzeichen gegeben hat, wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt:
Wer selbst eine Reise in die Türkei geplant hat und diese jetzt lieber stornieren will, findet bei «20 Minuten» oder SRF die hilfreiche Informationen. Reisehinweise zur Türkei gibt ausserdem das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA.
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