Mit Spürhund, Baumspitzeln und der Bürgerwehr – die Behörden mobilisieren zum Kampf gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer.
Wenn Hunde in seltsamen Westen an Bäumen herumschnüffeln und Rentner ihre Lupen polieren, dann ist Jagdsaison im Hardwald. Im Visier: der Asiatische Laubholzbockkäfer (kurz: ALB). Ein klassisches Mistvieh. Es soll am besten dort bleiben, wo er herkommt, so die Meinung der kantonalen Experten. Das ist vornehmlich China.
In die Schweiz gelangt der ALB über den Wasserweg – als blinder Passagier auf Frachtschiffen. Die haben prima Holzpaletten, wo er im Herkunftsland seine Eier verstauen oder auch als Larve mitreisen kann. Beim Entladen wollen die Käfer selbstverständlich das neue Land erkunden. Und so eine weite Reise macht schliesslich hungrig. Als Larve frisst er sich extrem lange durch seine Lieblingsbäume. Bis zu drei Jahren ist er im Baum mit Essen beschäftigt. Der Baum stirbt schon nach der Hälfte der Zeit ab.
International bekämpft
Kein Wald der Schweiz, schon gar nicht der Hardwald heisst diesen gefrässigen Gast aus Fernost gerne willkommen. Deshalb gibt es scharfe Ausgangskontrollen bei den Containern. Diese hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) angeordnet, nachdem der Käfer 2011 erstmals in der Schweiz entdeckt worden war. Weiter hat das BAFU viel unternommen, um den Käfer den Spass am Reisen zu verderben: Papiere und Stempel sollen den Käfer platt machen. Will heissen, die Importeure behandeln ihr Palettenholz im Herkunftsland, drücken einen Stempel darauf und füllen brav einige Dokumente aus. Damit zeigen sie dem Empfänger: Die Holzverpackung ist ISPM 15 zertifiziert – da befindet sich kein Leben im Holz.
Jetzt liegt es in der Natur des Menschen, dass er manchmal vor lauter Zertifikaten das Behandeln des Holzes vergisst. Oder er stempelt lieber, als er kostspielig behandelt. Man wisse es nicht so recht, sagen die Experten im Hardwald dazu. Jedenfalls ist er dann plötzlich wieder da, der ALB. Deshalb kontrolliert man beim Wareineingang im Hafen Birsfelden mithilfe von Spürhunden. Die Hunde sind so ausgebildet, dass sie den Geruch von der Larve bis zum Speichel, den der Käfer im Borholz hinterlässt, erkennen und mit einem Kratzen anzeigen.
Verursacherprinzip schwer anwendbar
Trotz strenger Kontrollen am Hafen können immer noch Käfer in den benachbarten Hardwald gelangen. Im Ernstfall muss man schnell handeln, wie 2012 in Winterthur deutlich wurde. Dort fielen 60 Bäume dem Käfer zum Opfer. Folglich muss man im Risikogebiet Hardwald sensibilisieren, kommunizieren und kontrollieren.
50’000 Franken hat der Kanton Basel-Landschaft im letzten Jahr für solche «externen Kosten» ausgegeben. Exklusive Mannstunden des angestellten Personals, das zum Beispiel Hinweisen der Bevölkerung nachgehen muss. Aufgefordert durch verschiedene Kommunikationsmassnahmen, helfen Spaziergänger aktiv mit, den Schädling im Wald aufzuspüren. Bisher allerdings erfolglos. Dennoch fanden besorgte Bürger – meistens im Rentenalter – im Wald durchaus interessante Insekten zum Vorzeigen. «Zum Glück war bei den gefundenen Käfern nie der Laubholzkäfer dabei», sagt Experte Guido Bader vom Amt für Wald beider Basel. Denn finden will man trotz grossem Aufwand generell lieber nichts.
Spürhunde schützen den Wald
Damit es nicht lediglich bei der Annahme bleibt, kontrolliert man in einem «Fokusgebiet» zwei- bis dreimal pro Jahr. Auch dann jeweils mit Spürhunden. In den Baumkronen müssen aber Baumkletterer ans Werk. Sie suchen nach den Bohrlöchern der Käfer. Trotz Durchmesser von rund einem Zentimeter: die Löcher sind nicht leicht in den Rinden zu entdecken, wenn einem das gewaltige Geruchsorgan eines Hundes fehlt. Damit man nicht so viele Bäume begutachten muss, hat man beim Containerterminal einen «Pflegeeingriff» vorgenommen. Bedeutet: Bäume gefällt. So ist der Wald weniger dicht und die gebliebenen Bäume können ohne Konkurrenz besser wachsen. Das gefällte Holz musste von Spürhunden kontrolliert, gehexelt und verbrannt werden.
Im Sommer seien die Kontrollen besonders wichtig, schreibt das BAFU. Denn dann beginnt die Aktivitätsperiode des Asiatischen Laubholzbockkäfers. Wie die Spürhunde bei solchen Kontrollgängen arbeiten, demonstrierte am Dienstag Sandra Plattner vom Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst mit ihrer Hündin Lara vor Ort im Hardwald. In enger Zusammenarbeit mit ihrer Herrin verfolgt Lara Spuren kreuz und quer durch den Wald. Nach bereits 20 Minuten braucht sie jeweils eine ebensolange Pause. Dann schnuppert ein anderer Hund weiter. Bei der Vorführung fühlte sich Hündin Lara leider derart abgelenkt, dass sie ihr Können nicht recht unter Beweis stellen konnte. Trotzdem funktioniert das Mensch-Tier-Gespann so gut, dass der Bund jetzt eine zentrale Stelle für solche Spürhunde einrichten will. Der Kampf gegen den Käfer geht damit in die nächste Runde.