Die Kampagne für die Schweizer Olympiakandidatur ist etwa so angelaufen, wie die Schweizer derzeit Ski fahren: dürftig. Einen Grund dafür sieht Jörg Schild, Präsident Swiss Olympic, im zurückhaltenden Auftritt der Bünder Regierung. Sie müsse endlich etwas unternehmen, sonst gehe die entscheidende Abstimmung im März verloren, gibt Schild zu verstehen.
Olympische Spiele in der Schweiz? Früher war Jörg Schild eher skeptisch, wie er selbst sagt. Nun ist der ehemalige Basler Polizeidirektor und heutige Präsident von Swiss Olympic aber Feuer und Flamme für die Idee.
Im Bündnerland dagegen hält sich die Begeisterung wenige Wochen vor der ersten grossen Entscheidung noch immer in Grenzen. 43 Prozent der Bündnerinnen und Bünder sind für eine Olympia-Kandidatur von St. Moritz und Davos, ebenso viele sind dagegen, der Rest ist noch unentschlossen. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde.
Das Ergebnis hat Schild nicht überrascht. «Ich habe grossen Respekt», sagt er im Hinblick auf den 3. März 2013. An diesem Tag wird das Bündnerland über eine Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2022 in St. Moritz und Davos abstimmen. «Wenn die Bündner Regierung diese Abstimmung gewinnen will, muss sie sich mehr als bisher in die öffentliche Debatte einschalten», sagt Schild. Diese Arbeit dürfe «nicht länger primär an Gian Gilli hängen bleiben», dem Leiter der Bündner Olympiakandidatur. «Graubünden 2022 ist nicht nur Gian Gilli», sagt Schild.
«Sie wollten die Spiele»
Für Zurückhaltung gibt es seiner Ansicht nach auch überhaupt keinen Grund. «Schliesslich waren es die Bündner inklusive Kantonsregierung, die auf uns zukamen, weil sie die Spiele wollten – und nicht umgekehrt.» Daneben hätten auch noch vier andere Gegenden ihr Interesse angemeldet. Swiss Olympic habe die möglichen Austragungsorte geprüft – und sich fürs Bündnerland entschieden.
Entsprechend Einsatz erwartet Schild nun. Einsatz, den er bisher offenbar vermisst. Das stört ihn, gerade weil er die Spiele so gerne ins Engadin und ins Prättigau bringen möchte. Zurück in die Alpen, in zwei kleinere Orte mit grosser Wintersporttradition und der entsprechenden Infrastruktur. Eine Olympia ohne lange Anfahrtswege und ohne riesige Neubauten, die nach den Spielen nutzlos in der Landschaft herumstehen. Olympische Spiele fast so wie früher, in den guten alten Zeiten, ganz anders als Turin 2006, Vancouver 2010 oder Sotschi 2014. «Es wäre eine fast schon einzigartige Chance für das Bündnerland, für die Schweiz und für die olympische Bewegung», sagt Schild: «Aber das muss man den Leuten alles auch erklären.»
Grosse Vorbehalte
Tatsächlich gibt es im Bündnerland noch erhebliche Vorbehalte. Kritisch sind vor allem die Umweltschützer; sie halten auch eine Olympia im Kleinformat noch immer für viel zu gross, viel zu zerstörerisch und auch viel zu teuer. Immerhin würde allein schon die Kandidatur 60 Millionen Franken kosten (und die Austragung drei Milliarden).
Das sind Ausgaben, die gut begründet werden müssen. Ein Grund mehr, warum Schild sagt: «In Sachen Kommunikation müssen wir über die Bücher.»