Johanniterbrücke ist nicht für Trams konzipiert

Künftig soll eine Tramlinie über die Johanniterbrücke führen, so die politische Forderung. Noch ist jedoch unklar, ob die Brücke das überhaupt aushalten würde. Falls nicht, müsste sie abgerissen und neu gebaut werden. Das ergaben Recherchen der TagesWoche.

Noch fahren Busse über die Ende der Sechzigerjahre erbaute Johanniterbrücke – diese sollen aber durch Trams ersetzt werden. (Bild: Michael Würtenberg)

Künftig soll eine Tramlinie über die Johanniterbrücke führen, so die politische Forderung. Noch ist jedoch unklar, ob die Brücke das überhaupt aushalten würde. Falls nicht, müsste sie abgerissen und neu gebaut werden. Das ergaben Recherchen der TagesWoche.

Ein Tram statt ein Bus auf der Johanniterbrücke als weiterer Schritt in Richtung Tramstadt Basel – das verlangt eine Initiative und dafür ist auch der Grosse Rat zu begeistern, wie eine Debatte vor zwei Wochen zeigte: Die Mehrheit hat das Anliegen abgesegnet, womit der politische Weg aufgegleist wäre. Klingt gut, hat aber einen Haken. Noch wurde nicht abgeklärt, ob die Johanniterbrücke überhaupt geeignet ist für Tramschienen und Waggons. Fest steht jetzt schon: Einfach wäre es nicht. Im Gegenteil.

Ingenieurbau-Leiter Rodolfo Lardi vom Tiefbauamt ist mit der Materie vertraut wie kaum ein Zweiter. Zwar wurde bisher keine Studie zum Thema durchgeführt, da das Projekt noch mehrere Instanzen überleben muss, Lardi kann dennoch sagen, wo Schwierigkeiten auftauchen könnten. Da wäre zum einen die 20 Zentimeter dicke Fahrbahnplatte der Brücke. Das ist nicht gerade dick, wenn man bedenkt, dass Schienen, Stahlträger und Isolation zusammengerechnet bis zu 40 Zentimeter Durchmesser haben. Laut Lardi müsste man auf der Fahrbahn einen Aufbau installieren, um die Schienen verlegen zu können. Und das ist schwer. Schwer sind auch die Trams, die darauf fahren würden. Lardi sagt: «Wir wissen nicht, ob die Brücke dieses Gewicht tragen könnte.»

Alte Brücke hatte Schienen

Schauen wir vor dem Kaffeesatzlesen ein paar Jahrzehnte zurück: In den Zwanzigerjahren fuhr ein Tram über die Johanniterbrücke. Zwar gab es schon Autos, doch konnten sich diese nur Reiche leisten. Das Tram war bevorzugtes Verkehrsmittel und kaum wegzudenken von der Brücke. Doch dann kam die Zeit, als Autos auch für den Normalbürger erschwinglich wurden und der Stellenwert des Trams sank. Zeitgleich wurde Ende der Sechzigerjahre die Johanniterbrücke neu gebaut – allerdings nicht für Trams konzipiert. Warum auch, wenn es ein Bus genauso tut? Fortan führte eine Trolleybuslinie über die Brücke.

Über die heutige Zeit muss nichts berichtet werden, da jedes Kind weiss: Die Tendenz geht wieder weg von Autos hin zum öffentlichen Verkehr. Was ist also naheliegender, als eine stark befahrende Achse wie die Johanniterbrücke mit einer Tramlinie auszustatten? Wenn da nicht diese Schwierigkeiten wären, mit denen sich allerdings noch niemand öffentlich befasst hat.

Verstärkung als Möglichkeit

Kosten-Nutzen-Analysen werden von Skeptikern gefordert und Kritiker finden, nebst allen anderen Ausbauplänen für das Tramnetz 2020 brauche es nicht auch noch eine Linie über die Johanniterbrücke. All diese Bedenken könnten sich in Luft auflösen, sollte sich eines Tages zeigen, dass es gar nicht funktionieren würde. Rodolfo Lardi sagt es so: «Sie können einen Dieseltank nicht plötzlich mit Benzin füllen.» Es bestehe aber – aus heutiger Sicht – die Möglichkeit, die Brücke zu verstärken, so, wie es bereits bei der Schwarzwaldbrücke getan wurde. Wobei die Gewichtsgrenze auch da beschränkt wäre.

Im Extremfall würde das heissen: Die Johanniterbrücke muss abgerissen und neu gebaut werden. So wie damals Ende der Sechzigerjahre. Mit dem Unterschied, dass die dritte Johanniterbrücke wieder für Trams konzipiert werden müsste – wie bereits die erste, die 1882 eröffnet wurde und keine 100 Jahre später der jetzigen Johanniterbrücke weichen musste.

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